Lourdes-Wallfahrt: „Wer könnte nicht noch mehr für die Sache Gott tun?“ (Pius XII.)

Quelle: Distrikt Deutschland

6.000 Katholiken sind dem Aufruf der Priesterbruderschaft gefolgt, um ihre vertrauensvolle Verehrung gegenüber derjenigen zu erneuern, die nach den Worten des heiligen Pius X. sich herabließ, in Lourdes „den Thron ihrer unermesslichen Schönheit“ zu errichten.

Die dreitägige internationale Wallfahrt in die Stadt der Immaculata fand vom 30. Oktober bis zum 1. November 2021 statt.

Trotz umfangreicher Corona-Maßnahmen konnten die Pilger sich zahlreich im Heiligen-Bezirk versammeln und dank der Unterstützung der kirchlichen Autoritäten auch die große, im Jahr 1958 geweihte unterirdische Basilika St. Pius X. für die Feier der Hochämter und die vielen stillen Messen der teilnehmenden Priester benutzen.

Der erste Tag der Wallfahrt

Bei der Eröffnungsmesse predigte Pater Pierre-Yves Chrissement, der als Missionar in Afrika wirkte, bevor er jüngst als Lehrer ins Priesterseminar von Flavigny (Burgund) berufen wurde. „In den wenigen Jahren, die ich in Nigeria, einem sehr armen Land, verbringen durfte, habe ich gläubige Katholiken kennengelernt, die stolz auf ihren Glauben sind, ein großes Herz haben und vor allem die Heilige Messe und die Heilige Jungfrau lieben. Viele unserer Gläubigen verbringen zwei oder drei Stunden, manchmal auch mehr, mit der Anreise zur heiligen Messe und ebenso viele mit der Rückreisereise, und das unter oft schwierigen Bedingungen. Ich kenne einen von ihnen, der um vier Uhr morgens aufsteht, ein anderer wurde in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zur Ostermesse mit Waffen beschossen, und sie kommen weiterhin zum Messopfer, weil sie den Wert der Liturgie kennen. Viele dieser Gläubigen würden gerne öfter zur Heiligen Messe gehen, aber leider waren wir in Nigeria nur vier Priester im Priorat. Was sind nur vier Priester für Hunderte von Gläubigen? Es ist ihr sehnlichster Wunsch, mehr Priester zu haben.“

Angesichts dieses riesigen Missionsauftrages in Afrika seien aber die Berufungen nicht ausreichend, so der Prediger. Deshalb wandte sich Pater Chrissement an die Eltern, ihren Kindern die Liebe zur Wahrheit, zum Opfer und zur Reinheit einzupflanzen. Er wandte sich ausdrücklich „an die jungen Männer, die schon in der Schule sind, im Studium: Habt ihr euch wirklich ernsthaft die Frage nach der Berufung gestellt? Was für ein Leben will der liebe Gott für mich? Wozu ruft mich der liebe Gott? All diese Seelen, die um mich herum wegen des Priestermangels verloren gehen! Zählt der liebe Gott nicht auf mich? Ich höre immer wieder: ‚Ja, Pater, aber ich habe keine Anzeichen für eine Berufung.‘ Es muss nicht unbedingt ein ‚Zeichen‘ für eine Berufung auftauchen. Wenn du den Wunsch hast, dich in den Dienst Gottes zu stellen, um Seelen zu retten, und wenn die kirchlichen Oberen dich aufgrund deiner Tugenden und Eigenschaften für ausreichend geeignet halten, ist das genug. Andere denken, dass man ein Heiliger sein müsse, um ins Priesterseminar zu gehen, um Priester zu werden. Aber auch das ist ein Irrtum. Natürlich muss der Priester nach Heiligkeit streben, aber schauen Sie sich die Priester um Sie herum an, sie sind weit davon entfernt, alle Heilige zu sein. Haben wir also den Mut, uns diese Frage klar zu stellen und sie großzügig zu beantworten. Wenn der liebe Gott uns ruft, wird er uns immer die Gnaden geben, die wir brauchen, und dann werden wir in der Lage sein, an diesem außergewöhnlichen Werk der Rettung der Seelen teilzunehmen.“

Der erste Wallfahrtstag am 30. Oktober war weiter gekennzeichnet durch die gepredigten Kreuzwegandachten. Man folgte dafür in Gruppen den berühmten monumentalen Kreuzwegstationen mit ihren 115 Einzelfiguren, die über den Mont des Espélugues, 150 Meter über dem Fluss Gave gelegen, führen. Dieser Kreuzweg, der auch von den Kranken gebetet werden kann, die von Helfern in ihren Krankenstühlen geschoben werden, hat eine Länge von 1,5 Kilometern.

Der Abend sah die Teilnahme an der abendlichen Lichterprozession im Heiligen Bezirk und eine nächtliche Gebetsvigil vor der Grotte der Erscheinungen.

Seit 1872 gibt es regelmäßige Lichterprozessionen, mittlerweile zwischen Ostern und Mitte Oktober allabendlich. Das Lourdes-Lied mit seinen vielen Strophen und dem Refrain „Ave, Ave, Ave Maria“ erzählt die wunderbaren Ereignisse von 1858 um die hl. Bernadette Soubirous und die Erscheinungen in der Höhle von Massabielle.

Der zweite Tag

Am zweiten Tag, dem Christkönig-Sonntag, zelebrierte Pater Loïc Duverger, der Erste Assistent des französischen Distrikts, das Hochamt. Er rief die Pilger zum unermüdlichen Rosenkranzgebet auf, so wie es die Erscheinung der Unbefleckten als Beispiel gab.  Bei allen 18 Erscheinungen betete „die Dame“ mit der hl. Bernadette den Rosenkranz. Beim Ave-Maria betete sie nicht mit, jedoch beim Gloria Patri und dem Paternoster.

Angesichts der Bedrohungen durch die Feinde des Christentums hätten die Päpste und Heiligen immer wieder zu diesem Gebet ihre Zuflucht genommen. „In dieser Stadt des Rosenkranzes erneuern sie ihren Gebetseifer. Durch den Rosenkranz wird das Reich unseres Herrn Jesus Christus triumphieren“, so Pater Duverger.

Nach der Hl. Messe zog man in Prozession zur Grotte, wo gemeinsam die Geheimnisse des marianischen Psalters meditiert wurden. Auf beiden Seiten des Flussufers versammelten sich die Gläubigen, um auf die Grotte zu schauen, in der die Erscheinung sich mit den Worten vorstellte: „Que soy era Immaculada Councepciou – Ich bin die Unbefleckte Empfängnis.“

Die hl. Bernadette sagte einmal als Klosterfrau in Nevers: „Die Grotte war mein Himmel.“

Nach der feierlichen Vesper in der Basilika am Abend des Festtages wurde mit der Monstranz den Kranken der Einzelsegen gespendet, wie es seit 150 Jahren in Lourdes Brauch ist.

„Der einzigartige Ruhm des Heiligtums von Lourdes liegt darin, dass die Völker von überallher dort durch Maria zur Anbetung Jesu Christi im erhabenen Sakrament hingezogen werden, so dass dieses Heiligtum, das zugleich Mittelpunkt der Marienverehrung und Thron des eucharistischen Geheimnisses ist, offenbar an Herrlichkeit alle anderen in der katholischen Welt übertrifft.“ (Hl. Pius X.)

Der dritte Tag

Der dritte Wallfahrtstag fiel auf das Allerheiligenfest. Pater Michel Poinsinet de Sivry, Direktor der Schule Saint Jean-Baptiste de la Salle im nordfranzösischen Camblain-l'Abbé, zelebrierte die Abschlussmesse. Er ermahnte die Pilger, dem Ruf zur Vollkommenheit zu folgen: „Gemäß dem Plan der göttlichen Vorsehung sind wir alle – ohne Ausnahme – zur Heiligkeit berufen.“ Dazu gebe Gott die notwendigen Gnaden und diese gewähre er durch die Vermittlung der Heiligen.

Der Prediger erinnerte die Pilger auch an Erzbischof Lefebvre, der vor 30 Jahren in die Ewigkeit gerufen wurde. „Wenn wir heute die Gnade haben, den katholischen Glauben zu kennen, die Sakramente in ihrer ganzen Reinheit zu empfangen, Priester zu haben, die in der großen Tradition der Kirche ausgebildet wurden, dann deshalb, weil ein Prälat es auf sich genommen hat, für uns die Schmach einer ungerechten Verurteilung auf sich zu nehmen. Bewegt durch die Liebe zur Kirche, durch die Liebe zu Gott, zu unserem Herrn Jesus Christus, wollte er treu blieben zu dem, was er selbst empfangen hatte.“ Es liege nun an uns, diese Fackel des Glaubens weiterzugeben.

Die Wallfahrt fand ihr Ende durch die Weihe der Priesterbruderschaft St. Pius X. an das unbefleckte Herz Mariens durch den französischen Distriktoberen Benoît de Jorna vor dem berühmten Standbild der Grotte.

Papst Pius XII. sagte 1957 in seiner wichtigen Lourdes-Enzyklika: „In eine Gesellschaft hinein, die in ihrem öffentlichen Leben häufig die obersten Rechte Gottes antastet, die die ganze Welt um den Preis ihrer Seele gewinnen möchte und sich so der Gefahr ihres Untergangs aussetzt, hat die mütterliche Jungfrau gleichsam einen Alarmschrei geworfen. Ihrem Anruf gehorchend, mögen die Priester alle ohne Furcht die großen Heilswahrheiten verkünden. Es gibt keine dauerhafte Erneuerung, außer wenn sie sich auf die unumstößlichen Grundsätze des Glaubens stützt, und es ist Sache der Priester, das Gewissen des christlichen Volkes zu formen. Ebenso wie die Unbefleckte in ihrem Mitleid mit unserem Elend, doch auch in der Kenntnis unserer wahren Bedürfnisse zu den Menschen kommt, um sie an die wesentlichen und strengen Forderungen der religiösen Bekehrung zu erinnern, so müssen die Diener des Wortes Gottes in übernatürlicher Zuversicht den Seelen den schmalen Weg weisen, der zum Leben führt. Sie sollen es tun, ohne zu vergessen, welchem Geist der Sanftmut und Geduld sie folgen, doch auch ohne irgend etwas von den Forderungen des Evangeliums zu verschleiern. In der Schule Mariens sollen sie lernen, nur zu leben, um der Welt Christus zu geben, aber, wenn es sein muss, auch gläubig die Stunde Jesu abzuwarten und am Fuße des Kreuzes auszuharren. Um ihre Priester geschart, sind die Gläubigen es sich schuldig, an dieser Erneuerungsbemühung mitzuarbeiten. Wer könnte an dem Platz, an den die Vorsehung ihn gestellt hat, nicht noch mehr für die Sache Gottes tun?“