Lebenslauf von Pater Markus Heggenberger (1961 – 2022) 

Quelle: Distrikt Österreich

Pater Markus Heggenberger verstarb nach langer Krankheit am 22. Mai 2022 mit 60 Jahren und im 30. Jahr seines Priestertums in Weihungszell. Er war elf Jahre Oberer des deutschen Distrikts.

 

Am 27. Mai 2022 fand die Beerdigung in seinem Heimatdorf Herten (Rheinfelden) statt. Das levitierte Requiem wurde in der Pfarrkirche St. Urban gesungen. Zelebrant war Pater Nikolaus Pfluger. Auf der Beerdigung wurde folgender Lebenslauf verlesen:

Geboren wurde Markus am 1. August 1961 in Rheinfelden als zweites von vier Kindern von Martin und Maria Heggenberger. Er besuchte die Grundschule in Herten, dann das Gymnasium Rheinfelden bis 1979. Ein Jahr vor dem Abitur verließ er die Schule und Deutschland. Sein Ziel war es, in Portugal auf einem Küstenschiff zu arbeiten und dabei extern das Abitur extern abzulegen. Da sich das als unrealistisch herausstellte, machte er das Abitur in Frankreich an einer Schule der Priesterbruderschaft St. Pius X., an der École Saint Michel in Châteauroux, im Juli 1983. Danach folgte bis Ende September 1984 seine Zeit bei der Bundeswehr im Heeresfliegerregiment 25 in Laupheim. Daran schloss sich für das anvisierte Maschinenbau-Studium ein Jahrespraktikum bei der Maschinenfabrik Eimeldingen an. Die Immatrikulation an der Uni Basel nahm er nicht mehr wahr, denn die Teilnahme an geistlichen Exerzitien im Sommer 1985 veränderte seine Lebensplanung. Er entschloss sich, dem Ruf Jesu zu folgen und ins Priesterseminar Herz Jesu der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Zaitzkofen einzutreten.  

Die heilige Priesterweihe empfing er am 29. Juni 1991 in Zaitzkofen aus den Händen von Weihbischof Tissier de Mallerais (zusammen mit den Patres Jürgen Wegner und Helmut Trutt; Pater Michael Weigl aus dem gleichen Eintritts-Jahrgang erhielt die Priesterweihe in Ecône, am 27. Juni). Die Weihe war der Höhepunkt in seinem Leben und ein Gnadentag, der ihn tief geprägt hat. Auch seine erste heilige Messe, die er als Seminarprimiz am folgenden Tag feiern durfte, hat ihn zutiefst berührt. Für sein Primizbildchen wählte er das Muttergottesbild von Bourgillon/Bürgelen, Unsere Liebe Frau, Hüterin des Glaubens, und als Primiz-Spruch das Wort des hl. Augustinus aus den Confessiones: „Unruhig ist unser Herz, o Gott, bis es ruhet in Dir.“   

Tatsächlich waren die kommenden Jahre unruhig:  Nach nicht einmal einem Jahr im Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Rickenbach (SO) wurde ihm die Leitung des Priorates Christkönig in Bonn übertragen, und zwei Jahre nach seiner Weihe, also 1993, musste der die Leitung des Deutschen Distrikts in Stuttgart übernahmen. Diese grosse und auch erdrückende Verantwortung für das schnell wachsende Werk hat er mit großer Hingabe und selbstlosem Einsatz getragen. Elf Jahre hat er dem deutschen Distrikt der Priesterbruderschaft gedient und seine von den Oberen gestellte Aufgabe der Gemeindeentwicklung tatkräftig angenommen. Finanzielle Herausforderungen, personale Engpässe, die Personalpolitik innerhalb der Gemeinschaft, verschiedene Groß-Projekte und insbesondere der Bau des Priorates St. Petrus in Berlin waren Herausforderungen, welche diese von Gesundheit und natürlichen Talenten strotzende alemannische Persönlichkeit forderten – und auch überforderten.   

Besonders am Herzen lag ihm das Buch- und Presseapostolat. Im Jahr 1998 wurde von ihm das Canisius-Werk, das neben guten Büchern die Kirchliche Umschau herausgibt, gegründet. Ebenso wurde der Sarto Verlag im Februar 2002 von ihm ins Leben gerufen. Die ersten Schritte des Distrikts im Internet wurden von ihm tatkräftig begleitet. In seinem Bemühen nach Verbreitung guter Bücher war er wie der Hausvater, „der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt“ (Mt 13,52).  

Er verlor nie den Blick für die weltweite Mission der Bruderschaft und verfolgte aufmerksam die Entwicklung der anderen Distrikte.  

Neugierig, interessiert, ausgestattet mit einem freundlichen und gewinnenden Wesen und – last, but not least – mit einem guten und ausgeglichenen Urteilsvermögen, fand er bei vielen Gläubigen Unterstützung. Tugend schätzte er bei Mitarbeitern mehr als rein intellektuelle Fähigkeiten. Moderne Technik faszinierte ihn. Er liebte gute klassische Musik. Smetana, Rachmaninow, Beethoven –  und immer wieder Chopin – waren zeitlebens seine Favoriten.   

Ein auch für Pater Markus Heggenberger einzigartiges Erlebnis war die Pilgerfahrt nach Rom: Im Heiligen Jahr 2000 führte er den deutschen Distrikt zur großen Wallfahrt der Priesterbruderschaft St. Pius X. in die Heilige Stadt.   

Er liebte das Werk des Erzbischofs. Mit seinem trockenen Humor konnte er aber auch die menschliche und brüchige Seite vieler Bemühungen oft in die richtige Relation setzen und warnte Obere und Mitbrüder vor einem einseitigen Aktivismus.  Und er hat es erlebt: Der Weg der Verantwortung ist oft ein Kreuzweg. Das hat er als Oberer erfahren und sich und anderen dadurch sicher viele Gnaden verdient.  

Seine Abberufung aus Deutschland 2004 ließ ihn den Atlantik überqueren. Im US-amerikanischen Distrikt kümmerte er sich um das Jugendapostolat in Saint Mary’s, Kansas,  der weltweit größten Priorats-Gemeinde der Bruderschaft, wo er als Lehrer am College und als Seelsorger in der großen „Pfarrei“ tätig war. Mancher Junge hat damals von ihm seine Liebe zum Bumerang-Werfen erhalten; einzelne sind selbst Priester geworden und sind ihrem „Father Heggenberger“ heute noch dankbar für seine väterliche, zugängliche und offene Art. Nach zwei Jahren wurde er ans Priesterseminar Hl. Thomas nach Winona (Minnesota) ernannt, wo er die Fächer Exegese und Dogmatik unterrichtete. Vom Seminar aus betreute er jedes Wochenende die fast dreihundert Kilometer entfernte Kapelle in Madison (Wisconsin). Nach weiteren zwei Jahren wurde ihm in Kansas City (Missouri) die Distrikts-Zeitschrift „The Angelus“ anvertraut. Als Editor einer katholischen Zeitschrift und als Verleger neuer Bücher konnte er seine grosse Vorliebe als Priester und Missionar verwirklichen.  Auch von Kansas City aus führte er ein intensives seelsorgerliches Apostolat. Jedes Wochenende flog er nach Cleveland (Ohio) – das sind dann jedes Mal vier Flüge! –, wo er eine dynamische und grosse Gemeinde betreute. Die traditionstreuen Franziskanerinnen von Kansas City denken noch heute gerne an seine geistlichen Vorträge zurück.  

Er schätzte die unkomplizierte, anpackende und manchmal sehr enthusiastische Frömmigkeit in den Vereinigten Staaten, wenn er auch die unterschiedlichen Mentalitäten gut einordnen konnte. Immer warnte er vor einer Veräußerlichung des Glaubenslebens auf Kosten der notwendigen Innerlichkeit.  

Die von unserem Stifter aufgezeigten vier großen apostolischen Dimensionen des Werkes – Priesterausbildung, katholische Schulen, Seelsorge und Missionsarbeit – hat er in seinen 30 Priesterjahren durchmessen. So blieb ihm noch, dieses erfüllte Leben als Mitglied der Bruderschaft mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes zu siegeln.  

Erlauben Sie mir eine persönliche Reminiszenz:  

2011 wurde angedacht, ihm die grosse Prioratsgemeinde in Arcadia in Kalifornien, zu übertragen. Und da schrieb er mir ins Generalhaus, er möchte lieber nach Europa zurückkehren. Denn, so drückte er sich aus, wenn er jetzt Prior werde in Kalifornien, dann werde er in den USA bis zum Lebensende bleiben. Offensichtlich spürte er – obwohl er es sich nie eingestehen wollte –, dass er bereits krank war und seine Kräfte nachließen.  

Auf eigenen Wunsch kehrte  also Pater Markus im Jahr 2011 wieder nach Europa zurück und wurde als Prior ins Priorat Hl. Theresia von Kinde Jesu in Basel ernannt. Er jetzt erkannte man – zuerst sein Schwager als Mediziner – seine bereits heftige Erkrankung, die als fortschreitende MS – Multiple Sklerose – diagnostiziert wurde; diese muss er wohl schon längere Zeit, wahrscheinlich seit Jahren, in sich getragen haben. Einige Jahre lang konnte er noch den priesterlichen Dienst übernehmen; dieser wurde aber rasch leidvoller und beschwerlicher, so dass er von der Last der Leitung des Priorates in Basel befreit wurde. Im Priorat von Rickenbach (CH) war er noch ein paar Jahre lang ein liebevoll versorgter Mitbruder, jedoch mit abnehmenden geistigen und körperlichen Kräften, so dass er auch die heilige Messe nur noch mit Assistenz eines priesterlichen Mitbruders zelebrieren konnte; in seinen letzten vier Lebensjahren konnte er die hl. Messe überhaupt nicht mehr feiern. Dies war sicher das größte Opfer, das der Herr von seinem Priester forderte.   

Am 31. Oktober 2018 musste er in das Pflegeheim St. Josef in Weihungszell übersiedeln. Stetig nahmen Motorik und auch das Sprechen ab, so dass er auf den Rollstuhl und immer mehr auf Pflege angewiesen war. Der Besuch der täglichen hl. Messe, der Kommunionempfang und das Rosenkranzgebet –  er betete jetzt täglich viele Rosenkränze – gaben ihm Kraft und Zuversicht. Über all die Jahre im Seniorenheim St. Josef konnten ihn seine drei Schwestern besuchen und haben ihn liebevoll umsorgt. Auch die Mitbrüder haben ihn geistlich betreut und das Pflegepersonal hat sich professionell um eine gute Pflege bemüht.   

Trotz der nachlassenden Kräfte wollte er noch apostolische Frucht zu bringen. Mit Hilfe eines Computers versuchte er, einige gute alte Bücher zu bearbeiten und sie für den Nachdruck vorzubereiten. Wie er sich unter größter Mühe dieses Apostolat abpresste, hat alle gerührt, die davon wussten. Der hl. Josef, dessen Lob er durch die Neuherausgabe eines Buches von Weihbischof Max Gereon von Galen sehr verbreitet hat, möge ihm ein Fürbitter in seinem Sterben gewesen sein. Pater Markus hat in seiner letzten Lebensphase noch ein Buch mit Heiligenleben für den Druck vorbereit, das – so Gott will – d‘outre tombe das Gnadenwirken der Allerheiligsten Dreifaltigkeit besingen wird.  

Wegen einer Corona-Erkrankung musste er vor drei Wochen hospitalisiert werden. Es war der 6. Mai, zu der Stunde, als sein Neffe Dominique in Rom als Schweizer-Gardist vereidigt wurde! Bei dieser Gelegenheit wurde er mit den tröstenden Sterbesakramenten der hl. Kirche versehen. Er konnte zwar das Krankenhaus wieder verlassen, blieb aber stark geschwächt, und seine geistigen und körperlichen Kräfte haben in den letzten Lebenstagen stark abgenommen. Noch zwei Tage vor seinem Tod konnte ihn seine Schwester Gertrud am Telefon sprechen und ihm Mut zusprechen.  

Der HERR rief Pater Markus Markus Heggenberger in den frühen Morgenstunden des 22. Mai 2022 heim, am Fünften Sonntag nach Ostern. Damit erfüllte sich sein Wunsch: heimzukommen. Im letzten Jahr seines Lebens wäre er gerne nach Herten gezogen, heimgekommen, ganz besonders nach dem Tod seiner Mutter. Die Sehnsucht nach der Heimat wurde immer vorherrschender, und schließlich hat der liebe Gott ihm seinen Wunsch erfüllt und ihn zu sich in die ewige Heimat genommen.  „Unruhig ist unser Herz, o Gott, bis es ruhet in Dir.“   

Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe – und das ewige Licht leuchte ihm. Herr, lass ihn ruhen in Frieden.