„Klar und ohne Zweideutigkeit“
Instruktionen des Heiligen Stuhls über die ökumenische Bewegung.
4. Ferner werden sie [die Bischöfe] darüber wachen, dass nicht unter dem falschen Vorwande, man müsse eher auf das achten, was uns eint, als auf das, was uns trennt, ein gefährlicher Indifferentismus gefördert werde, besonders bei jenen, die in theologischen Belangen weniger erfahren sind und deren religiöse Praxis eher schwach ist. Denn man muss sich davor hüten, in einem Geiste, den man heute „irenisch“ nennt, die katholischen Lehren, seien es Dogmen, seien es mit den Dogmen zusammenhängende Lehren, durch vergleichende Studien und im eitlen Bemühen einer fortschreitenden Angleichung der verschiedenen Glaubensbekenntnisse den Lehren der Dissidenten derart anzupassen, dass die Reinheit der katholischen Lehre darunter leidet oder ihr wahrer und sicherer Gehalt verdunkelt wird.
5. Sie werden auch jene gefährliche Ausdrucksweise bannen, aus der sich falsche Auffassungen und trügerische Hoffnungen ergeben, die niemals erfüllt werden können, so z. B. wenn man behauptet, was über die Rückkehr der Dissidenten zur Kirche, über die Verfassung der Kirche, über den mystischen Leib Christi in den päpstlichen Rundschreiben gelehrt werde, müsse nicht in übertriebenem Maße eingeschätzt werden, da ja nicht alles Glaubensvorschrift sei, oder was noch schlimmer ist, in dogmatischen Belangen besitze nicht einmal die katholische Kirche die Fülle Christi, sondern könne darin noch von anderen vervollkommnet werden. Sie werden mit peinlicher Sorgfalt und mit größtem Nachdruck dagegen auftreten, dass in der Darstellung der Reformation und der Geschichte der Reformatoren die Fehler der Katholiken dermaßen übertrieben und die Schuld der Reformatoren so sehr vertuscht wird, oder Nebensächliches allzu sehr in den Vordergrund gerückt wird, dass man darob die Hauptsache, nämlich den Abfall vom katholischen Glauben, kaum mehr beachtet und würdigt. Endlich werden sie darüber wachen, dass man nicht durch übertriebenen und falschen äußeren Eifer oder durch Einsetzung und Einheit der Kirche unkluges und aufsehenerregendes Vorgehen dem angestrebten Ziele mehr schadet als nützt.
Sie werden mit peinlicher Sorgfalt und mit größtem Nachdruck dagegen auftreten, dass in der Darstellung der Reformation und der Geschichte der Reformatoren die Fehler der Katholiken dermaßen übertrieben und die Schuld der Reformatoren so sehr vertuscht wird, oder Nebensächliches allzu sehr in den Vordergrund gerückt wird, dass man darob die Hauptsache, nämlich den Abfall vom katholischen Glauben, kaum mehr beachtet und würdigt. Endlich werden sie darüber wachen, dass man nicht durch übertriebenen und falschen äußeren Eifer oder durch Einsetzung und Einheit der Kirche unkluges und aufsehenerregendes Vorgehen dem angestrebten Ziele mehr schadet als nützt.
6. Es muss also die ganze und ungekürzte katholische Lehre vorgetragen und dargelegt werden. Keineswegs darf man verschweigen oder mit zweideutigen Worten verschleiern, was die katholische Lehre sagt über die wahre Natur und die Stufen der Rechtfertigung, über die Verfassung der Kirche, über den Jurisdiktionsprimat des römischen Papstes, über die einzig wahre Union durch die Rückkehr der Dissidenten zur einen wahren Kirche Christi. Man kann ihnen freilich sagen, dass ihnen durch ihre Rückkehr zur Kirche jenes Gut, das ihnen durch Gottes Gnade bis dahin zuteilgeworden, in keiner Weise verloren gehe, sondern durch die Rückkehr nur noch vervollkommnet und vollendet werde. Immerhin wird man vermeiden, davon so zu reden, dass in ihnen die Meinung entsteht, sie würden der Kirche mit der Rückkehr zu etwas Wesentliches bringen, dessen sie bis dahin entbehrte. Das muss wirklich in klaren und unzweideutigen Worte gesagt werden, erstens, weil sie die Wahrheit suchen, und dann, weil eine wahre Einheit außerhalb der Wahrheit nie verwirklicht werden kann.
Aus: Instruktion Ecclesia catholica von Papst Pius XII. 20. Dezember 1949.
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