Die Kirche des Allerheiligsten Namens Jesu – Il Gesu

Die Verherrlichung des Ignatius von Loyola - Deckengemälde in der Kirche Il Gesu
PILGERFAHRT NACH ROM - FÜR ALLE (Teil 14)
Es war der amerikanische Dichter Nathaniel Hawthorne des 19. Jahrhunderts, der schrieb, niemand habe eine Vorstellung von der Macht und Herrlichkeit des Katholizismus, wenn er nicht die Pracht der römischen Kirchen gesehen habe. In ganz besonderem Maße trifft das auch auf die Kirche des Jesuitenordens, Il Gesu, zu. In der Vergangenheit verstanden es die Jesuiten immer und überall, die bedeutendsten Baumeister, Maler und Bildhauer zu finden, um ihre Kirchen so kunstreich auszuschmücken, als es in der jeweiligen Kunstperiode nur denkbar war.
An der Stelle, an der heute die Mutterkirche des Jesuitenordens steht, befand sich zuvor eine kleine Kirche, die auf das 5. Jahrhundert zurückging. An dieser wurde im 13. Jahrhundert ein Fresko von der Madonna mit Kind (Madonna della Strada), an der Außenwand angebracht, welches der Kirche auch ihren Namen gab. Im Jahr 1540 wurde die vom hl. Ignatius von Loyola gegründete Gesellschaft Jesu vom Papst Paul III. anerkannt, er übergab ihnen diese Kirche. Im angrenzenden Professhaus befinden sich heute noch die Zimmer des hl. Ignatius, der hier ab 1540 lebte und wirkte. Hier schrieb er die Ordenssatzungen, hier erhielt er himmlische Offenbarungen, hier erschienen ihm die drei göttlichen Personen und die Allerseligste Jungfrau Maria, und hier gab er auch sein Leben in die Hände seines Schöpfers zurück. In diesem Haus wurde der hl. Stanislaus Kostka in die Gesellschaft Jesu aufgenommen.
Nach dem Tod des hl. Ignatius begann man mit dem Bau einer viel größeren und schöneren Kirche, deren Architektur richtungsweisend wurde für viele im Barockstil errichteten Kirchen, insbesondere der Jesuiten. Nach der Heiligsprechung von Ignatius im Jahr 1622 wurde die Kirche besonders prunkvoll ausgestattet.

Die große und prachtvolle Kirche hat nur ein Schiff mit Kapellen beidseits, sowie ein Querschiff, worüber sich die Kuppel erhebt, in der sich ein Fresko befindet, welches das Paradies darstellt, darunter in vier Feldern die Patriarchen, Evangelisten und Kirchenlehrer. Am unteren Ende der Kuppel findet sich eine Inschrift: „Und Er gab Ihm einen Namen, der über alle Namen ist, so dass im Namen Jesu sich alle Knie beugen im Himmel, auf der Erde und unter der Erde.“



Alles leuchtet in Gold, die Wände, Säulen und Bögen sind von kostbarstem Marmor bekleidet und von der Kuppel leuchten die Fresken, dass es scheint, der mit den heiligen Gestalten erfüllte Himmel öffne sich über dem Haupt des Besuchers der Kirche.

Das Gemälde am Hochaltar stellt die Beschneidung und Namensgebung Jesu dar.

Unter einem prunkvollen Altar im linken Querarm ruht der Stifter des Jesuitenordens, der hl. Ignatius in einer vergoldeten Bronzeurne. Der polnische König Johann Kasimir, der später den Königspurpur mit der Einsamkeit eintauschte und in die Gesellschaft Jesu eintrat, stiftete eine bedeutende Summe, um den prächtigen Altar des hl. Ignatius errichten zu lassen. Bronzereliefs aus seinem Leben, die Belagerung Pamplonas, die Erscheinung des hl. Petrus, der ihn heilt, die Umarmung mit dem hl. Philipp Neri und andere Szenen sind dargestellt. Das zentrale Relief, das die Erscheinung des hl. Petrus vor dem in Loyola krank darniederliegenden Ignatius darstellt, ist eines der schönsten Werke des Florentiners Lorenzo Merlini, der auch den Guss vornahm.

Der kostbarste Marmor wurde für die Säulen des Altares verwendet, es gibt eine Darstellung der Dreieinigkeit, die Ignatius besonders verehrte, Engel, die den heiligsten Namen Jesu tragen und die symbolischen Gestalten von Amerika, Afrika, Europa und Asien – die Erdteile, die ihm so viel verdankten, sind über dem Altar angebracht.

Das Ölgemälde über dem Altar kann durch einen Mechanismus, der macchina barocca genannt wird, entfernt werden, sodass dahinter eine drei Meter hohe Statue des Heiligen sichtbar wird. Wurde sie früher nur zu den hohen Festen gezeigt, senkt sich jetzt täglich um 17.30 Uhr das Gemälde mit musikalischer Untermalung und gibt die Statue frei, was viele Schaulustige anlockt. Die Statue ist versilbert, das mit Edelsteinen reichbesetzte Messkleid ist von massivem Silber.


Neben dem Altar steht links eine Marmorgruppe, die den Triumph des Glaubens über den Götzendienst zeigt. Rechts des Altares ist der Triumph der Religion über die Häresie des Protestantismus dargestellt, ein Engel zerreißt die Schriften Martin Luthers. Zur Bekämpfung des Heidentums und zum Sieg über die Irrlehren hat der hl. Ignatius persönlich und durch seinen Orden sehr viel geleistet, ebenso durch die Missionen und durch die Schulen, die von der Gesellschaft Jesu errichtet wurden.

Rechts vom Altar des hl. Ignatius bewahrt eine kunstvolle Kapelle das Gnadenbild, das einst an der Außenwand der Vorgängerkirche angebracht wurde: die Madonna della Strada. Das Fresko von der Außenwand wurde 1575 in eine Seitenkapelle der neuen Kirche übertragen. Vor diesem Bild hat der hl. Ignatius oft gebetet. Im 19. Jahrhundert wurde das Fresko auf Leinwand übertragen.

Der Altar im rechten Querarm ist einem der größten heiligen Männer aller Zeiten geweiht. Das Bronzerelief, hinter dem sich die Armreliquie des hl. Franz Xaver befindet, verdeckt eine der segensreichsten Hände, die sich je über Arme, Verlassene oder Bedürftige ausgestreckt hat und die Hunderttausende getauft hat.

Armreliquie des hl. Franz Xaver
Sein Leib ruht in Goa in Indien. Das Altarbild erzählt uns seinen tragischen Tod im Jahr 1552 auf der Insel Sanzian (heute Shangchuan Dao), die dem chinesischen Festland vorgelagert ist. Er starb 46jährig, angesichts des Landes, nach dem er sich so sehr gesehnt hatte, um dem chinesischen Volk den katholischen Glauben zu bringen. Damals jedoch war Ausländern die Einreise nach China untersagt. Im Triumph wurde sein Leichnam nach Goa zurückgeführt, auf der Fahrt strömten Menschenscharen herbei, unter ihnen auch etliche Fürsten, um dem Heiligen die letzte Ehre zu erweisen, selbst Gesandte des Großmoguls warfen sich vor den sterblichen Überresten dieses großen Priesters nieder.


Bevor wir die Kirche verlassen, gedenken wir nochmals des Schutzpatrons der Exerzitien, zu dem der hl. Ignatius im Jahr 1922 von Papst Pius XI. erklärt wurde, dem Verfasser der „Geistlichen Übungen“, nach deren Richtschnur ungezählte Menschen seither diese Exerzitien machten und dadurch ihren Glauben vertiefen und festigen konnten, manche von ihnen wohl auch erst finden konnten. Er möge uns Fürsprecher am Throne Gottes sein, den Großmut zu erlangen, den er selbst mit diesem Gebet erflehte:
Ewiges Wort, einziggeborener Sohn Gottes!
Lehre mich die wahre Großmut.
Lehre mich Dir dienen, wie Du es verdienst:
Geben, ohne zu zählen,
Kämpfen, ohne der Wunden zu achten,
Arbeiten, ohne Ruhe zu suchen,
Mich hingeben, ohne Lohn zu erwarten.
Mir genüge das frohe Wissen,
Deinen heiligen Willen erfüllt zu haben.
(Gebet des hl. Ignatius um Großmut)
