Kardinal Zen nimmt am Konklave teil

Kardinal Joseph Zen im Vatikan
Der 93jährige unermüdliche Verfechter der Freiheiten der katholischen Kirche in Hongkong und entschiedene Gegner des 2018 von Kardinal Pietro Parolin ausgehandelten vorläufigen Abkommens mit China hat von den chinesischen Behörden eine Sondergenehmigung erhalten, um nach Rom zu reisen und an den Diskussionen im Vorfeld des Konklaves teilzunehmen. Eine Anwesenheit, auf die mehr als einige Kardinäle sicher gerne verzichtet hätten.
Die Teilnahme von Kardinal Joseph Zen am Vor-Konklave war noch vor wenigen Tagen unklar, denn seit seiner Verhaftung im Jahr 2022 war sein Reisepass beschlagnahmt worden. Diese Maßnahme der chinesischen Behörden richtete sich gegen einen Mann der Kirche, der für seine scharfe Kritik am Regime in Peking und sein Engagement für die dem Vatikan treuen Katholiken bekannt ist.
Am 23. April 2025 gab die Presse jedoch bekannt, dass der emeritierte Bischof von Hongkong auf Antrag eines Hongkonger Gerichts die vorübergehende Rückgabe seiner Reisedokumente erreicht hatte. Am nächsten Tag flog Kardinal Zen in Begleitung eines Salesianers unter strengen Auflagen, darunter ein Medienkontaktverbot, nach Rom.
So kam Kardinal Zen in letzter Minute in der Ewigen Stadt an, um an der Beisetzung von Papst Franziskus teilzunehmen, einem Pontifex, den der Prälat in den letzten Jahren nicht mit Kritik geschont hatte.
Der Porporato sorgte innerhalb kurzer Zeit für Unmut in der Kurie. Kaum in Rom angekommen, richtete Kardinal Zen – wie die Agentur Zenit berichtet – einen Brief an Kardinal Giovanni Battista Re, Dekan des Kardinalskollegiums und Verantwortlicher für das Vor-Konklave, um die übereilte Einberufung der ersten Generalkongregation der Kardinäle am 22. April zu beanstanden. Diese Sitzung, die für die Vorbereitung der Wahl des nächsten Papstes von wesentlicher Bedeutung ist, wurde mit nur einem Tag Vorlauf angekündigt.
In seinem Brief vertrat Kardinal Zen die Auffassung, dass eine solche Eile ältere Kardinäle oder solche aus weit entfernten Regionen „benachteiligt“ und ihre Fähigkeit, an einem so entscheidenden Prozess teilzunehmen, einschränkt: „Wie sollen ältere Prälaten aus den Randgebieten rechtzeitig anreisen?“, empörte er sich.
So kam es, dass wenige Stunden, nachdem Kardinal Parolin in seiner Predigt vom 27. April dazu aufgerufen hatte, „das Erbe des verstorbenen Papstes anzunehmen und in unser Leben zu integrieren“, das ehemalige Oberhaupt der Kirche von Hongkong seinen Mitbrüdern im Kardinalskollegium eine andere Tonart vorgab.
Eine Dissonanz, die den Gegnern des zurückgetretenen Staatssekretärs vielleicht nicht unwillkommen ist. Immerhin war er maßgeblich an dem 2018 unterzeichneten und im vergangenen Jahr erneuerten vorläufigen Abkommen, dessen Bedingungen bis heute geheim bleiben, zwischen China und dem Vatikan beteiligt. Dies lässt sogar einige Vatikanisten zweifeln, von denen viele Kardinal Parolin an die Spitze der Papabili setzen: Wird sich das römische Sprichwort, wonach derjenige, der als Papst in das Konklave geht, als Kardinal wieder herauskommt, einmal mehr bewahrheiten?
Denn unter den brennenden Themen, die in der Generalkongregation behandelt werden, nimmt das Abkommen zwischen China und dem Vatikan, das die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Peking in Bezug auf die Ernennung von Bischöfen normalisieren soll, einen besonderen Platz ein. Nach Ansicht von Kardinal Zen, der auf die Unterstützung weiterer Kardinäle zählen kann, hat dieses Abkommen die Autonomie der Kirche gegenüber der allmächtigen Kommunistischen Partei Chinas, einem erbitterten Feind der Religionsfreiheit im Allgemeinen und der Freiheit der Kirche im Besonderen, gefährdet.
Seine oft mit scharfer Zunge vorgebrachte Kritik hat ihm zwar Feinde insbesondere in der römischen Kurie eingebracht, aber auch seinen Status als Hüter des katholischen Gewissens in China gefestigt.
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(Quellen: Vatican News/Riposte catholique/Zenit – FSSPX.Actualités)
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