Journalisten untersuchen die Medienpräsenz von Leo XIV.

Das Generalkapitel des Augustinerordens, empfangen von Franziskus am 13. September 2019. Der zukünftige Papst Leo XIV. ist links im Bild zu sehen
Jeder gute Journalist versucht angesichts der Wahl eines wenig bekannten Kardinals auf den Stuhl Petri, alles zu finden, was in dessen Vergangenheit merkwürdig, seltsam, sogar verwerflich oder verurteilenswert sein könnte. Mit den Möglichkeiten, die das Internet mit seinen „Archiven“, öffentlichen Äußerungen, Reden und Beiträgen in sozialen Netzwerken bietet, wird alles unter die Lupe genommen und analysiert.
Eine der früheren Äußerungen von Leo XIV. erregte schnell Aufmerksamkeit, nämlich die Rede, die er als Generalprior des Augustinerordens – ein Amt, das er von September 2001 bis September 2013 innehatte – während der Synode über die Neuevangelisierung im Oktober 2012 hielt. Sein Beitrag befasste sich mit dem kulturellen Einfluss der westlichen Medien auf die Weitergabe des Glaubens.
„Die Medien fördern die Sympathie für Praktiken, die im Widerspruch zum Evangelium stehen, wie Abtreibung, Euthanasie oder homosexueller Lebenswandel“, erklärte er damals in einem Video, das von der Agentur Catholic News Service produziert wurde. Der Generalprior hatte präzisiert, dass diese Darstellungen dazu führen könnten, dass „die christliche Botschaft, wenn man sie hört, ideologisch und emotional grausam erscheint.“
Er prangerte weiterhin an, dass „alternative Familien, bestehend aus gleichgeschlechtlichen Paaren und ihren Adoptivkindern“, im Fernsehen und im Kino „wohlwollend und mitfühlend“ dargestellt würden, was das Verständnis der christlichen Botschaft erschwere. Er kritisierte auch die Behandlung von Abtreibung und Euthanasie in den Medien. Der zukünftige Papst wurde anschließend zum Bischof der Diözese Chiclayo in Peru ernannt.
Im Jahr 2023 wurde er von Papst Franziskus zum Leiter der Dikasterium für die Bischöfe befördert, eine Ernennung, die aufgrund des Tons seiner Rede von 2012, der im Gegensatz zu Franziskus Haltung gegenüber der zeitgenössischen Kultur stand, etwas überraschend kam.
Bei einer Zeremonie in der Botschaft der Vereinigten Staaten beim Heiligen Stuhl erinnerte ihn der Vatikanist Francis X. Rocca, der ihn damals interviewt hatte, an diese Äußerung. Monsignore Prevost antwortete rätselhaft: „Seitdem ist viel Wasser den Fluss hinuntergeflossen.“ Als er bereits zum Kardinal ernannt worden war, wurde er später zu seiner aktuellen Haltung zu den in seiner Synodenrede angesprochenen Themen befragt.
Er antwortete: „Papst Franziskus hat klar zum Ausdruck gebracht, dass er nicht will, dass Menschen allein aufgrund ihrer Entscheidungen ausgeschlossen werden, sei es aufgrund ihrer Lebensweise, ihrer Arbeit, ihrer Kleidung oder irgendetwas anderem. Die Lehre hat sich nicht geändert, und niemand hat bisher gesagt, dass eine solche Änderung gewünscht sei. Aber wir versuchen, offener und aufgeschlossener zu sein und zu sagen, dass alle in der Kirche willkommen sind.“
Schließlich berichtet die Website CBCP News am 24. Oktober 2024 über die Antwort von Kardinal Prevost auf die Kontroverse um Fiducia supplicans. „Die Bischöfe der afrikanischen Bischofskonferenzen haben im Wesentlichen gesagt, dass ihre kulturelle Realität in Afrika sehr unterschiedlich ist... Es ging nicht darum, die Lehrautorität Roms abzulehnen, sondern zu sagen, dass ihre kulturelle Situation so ist, dass die Anwendung dieses Dokuments einfach nicht funktionieren wird.“
Eine Antwort, die sich offenbar darauf beschränkt, praktische Haltungen zu berücksichtigen und einerseits die von Papst Franziskus initiierte Bewegung und andererseits den starken Widerstand der afrikanischen Bischöfe in dieser Angelegenheit zu bestätigen.
(Quellen: InfoCatolica/CBCP News/Cardinalium Collegii recension – FSSPX.Actualités)
Illustration: Vatican News