Innerkirchlicher Konflikt in Puducherry

Quelle: FSSPX Aktuell

Cathédrale du diocèse de Pondichéry

Innerkirchlicher Konflikt in Puducherry: Die kastenlosten Katholiken fühlen sich durch die Inthronisierung des neuen Bischofs diskriminiert und von jeglicher Teilhabe am kirchlichen Leben ausgeschlossen.

Die Spannungen in der Erzdiözese Puducherry-Cuddalore in Südindien sind weit davon entfernt, sich zu entschärfen. Seit Monaten ist der ehemalige französische Handelsposten Schauplatz eines heftigen Kastenkonflikts, der sich innerhalb der katholischen Dalit-Gemeinschaft abspielt. Dalits werden in Indien als "Unberührbare" bezeichnet, das heißt als Angehörige der untersten Gesellschaftsschichten. 

Diese "Kastenlosen" sind unter den Gläubigen der Kirche zahlreich vertreten. Das liegt nicht zuletzt daran, weil der Katholizismus es jedem Menschen guten Willens ermöglicht, ein Kind Gottes zu werden. Dieser Umstand wird oft als emanzipatorischer Faktor für die Benachteiligten der indischen Gesellschaft gesehen. 

Die Dalits wollen nun, dass ihre Geistlichen wichtige Positionen in der lokalen Kirchenhierarchie einnehmen können und dass ihre Gemeinschaft innerhalb der Kirche eine gewisse Autonomie erhält. Forderungen, die für die Bischofskonferenz dieses Teils des Landes inakzeptabel sind. Denn die Wahl eines Bischofs darf nicht Quoten unterliegen und die Kriterien müssen sich ausschließlich am Wohl der Kirche und der Diözese orientieren. 

So wurde am 29. April 2022 der ehemalige Bischof von Meerut, Francis Kalist, ein Prälat aus einer höheren Kaste, als Erzbischof von Puducherry-Cuddalore inthronisiert. „Diese Zeremonie ist eine Farce gegen die Dalit-Christen, die in der katholischen Kirche unterdrückt, entrechtet und marginalisiert werden“, sagte der Vorsitzende des Dalit Christian Liberation Movement (DCLM) auf einer Demonstration, die er am Rande der Inthronisierung des neuen Erzbischofs organisiert hatte. Er ist der festen Überzeugung, dass „es eine Kastenverschwörung der lokalen katholischen Hierarchie in Indien gegen die Dalits gibt“ und es sei „unglücklich“ und „erbärmlich“, dass der Apostolische Nuntius, Leopoldo Girelli, der zur Amtseinführung von Erzbischof Francis Kalist angereist war, „das nicht verstanden hat“. 

Da die etablierte katholische Hierarchie sie nicht hören will, wenden sich die Dalits nun an den indischen Premierminister und den Obersten Gerichtshof: „Von nun an werden wir die Kastenfrage und die Diskriminierung der Unberührbaren bei der Regierung und den Verfassungsorganen des Landes zur Sprache bringen“, erklärt der Vorsitzende der DCLM weiter. Am Ende der Demonstration überreichte er dem Gouverneur ein Memorandum.  

Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass aus Neu Delhi ein positives Signal an die Dalits gesendet wird: Der starke Mann der indischen Föderation, der selbst aus den höchsten Kasten stammt und Mitglied einer hindu-nationalistischen Partei ist, die für ihren Hass auf das Christentum bekannt ist, wird die Forderungen der DCLM wahrscheinlich nicht weiter beachten. 

Für die Erzdiözese Puducherry-Cuddalore bleibt zu hoffen, dass ihr neuer Oberhirte genügend Glauben, Hoffnung und Nächstenliebe an den Tag legen wird, um diese Spannungen zu mildern. Die Situation, in der eine Problematik aus der heidnischen indischen Gesellschaft in die Kirche getragen wird, kann jedenfalls nur mit viel Geduld und Sanftmut gelöst werden.