Hunger nicht als Waffe einsetzen
In einem dramatischen Appell am Ende der Generalaudienz am 1. Juni 2022 im Vatikan hat Papst Franziskus vor Hunger als Folge des Krieges in der Ukraine gewarnt.
Die Blockade von Getreideexporten aus der Ukraine, würde das „Leben von Millionen Menschen in den ärmsten Ländern der Welt“ gefährden.
„Ich mahne eindringlich, alle Anstrengungen zu unternehmen, um dieses Problem zu lösen und das allgemeine Menschenrecht auf Nahrung zu gewährleisten. Bitte verwenden Sie Weizen, ein Grundnahrungsmittel, nicht als Kriegswaffe!“
Vor hundert Jahren ist schon mal ein solcher Weckruf des Apostolischen Stuhles nicht ernst genommen worden. 1921 rief Benedikt XV. und 1922 der (neugewählte) Pius XI. die Welt auf, die „russische Bevölkerung, die an Hunger und Seuchen“ litt, mit Lebensmitteln zu beliefern.
Pius XI. schrieb in seinem Brief „Annus fere“ 1922:
Es ist, wie Sie sich erinnern, schon fast ein Jahr her, daß Unser Vorgänger mit väterlichem Herzensschmerz über die elende Lage der russischen Völker, die infolge der furchtbarsten Katastrophe der Geschichte von Pestilenz und Hungersnot überwältigt werden, in den eindringlichsten Worten das Mitleid und die Hilfe der ganzen Welt für sie anrief. Gleichzeitig warnte er alle Regierungschefs eindringlich davor, dass es für die menschliche Gesellschaft praktisch sei, mit gemeinsamen Mitteln und Ressourcen schnell einzugreifen, um so viele und so große Katastrophen zu bewältigen. Ihr erinnert euch auch daran, daß auch wir, Erben derselben Sendung der Liebe, die uns der Herr Jesus anvertraut hat, vor kurzem an die Vertreter der in Genua versammelten Nationen [eingeladen vom Roten Kreuz] einen besorgten Brief gerichtet haben, in dem wir sie aufforderten, sich gemeinsam für die Wiederherstellung der Ordnung unter den Völkern einzusetzen, denen wir auch wenn sie wegen des anhaltenden Unglücks der Zeit von diesem Apostolischen Stuhl getrennt sind Worte der Zuneigung und des Trostes gewidmet haben, wobei wir auch den sehnlichen Wunsch zum Ausdruck brachten, daß sie zur Einheit der Kirche zurückkehren. Inmitten der vielen privaten und öffentlichen Ängste, die fast alle Nationen heimsuchen, hat die Nächstenliebe der Guten weitgehend auf die Appelle des römischen Papstes reagiert. Darin haben sich die geliebten Söhne der blühendsten Regionen Amerikas besonders hervorgetan und es gefällt uns, dies hier ausdrücklich zu sagen, die sich durch die Gewährung einer großen Menge von Subventionen in großer Breite und mit effizienter Organisation nicht nur die Dankbarkeit so vieler Bedürftiger, sondern der gesamten Menschheit gesichert haben. Auch die riesige Geldsumme, die der amerikanische Senat für diesen Zweck beschlossen hat, sollte nicht unbemerkt bleiben. Aber die Erleichterung konnte und wollte nicht dem Ausmaß der Geißel entsprechen. Jeden Tag erreichen uns mehr und mehr Schreckensnachrichten und erschütternde Appelle von Unglücklichen, darunter unzählige Opfer, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind: Kinder, Kinder, Frauen, alte Menschen, die zum schrecklichsten Tod verurteilt sind, wenn sie nicht sofort gerettet werden, oder zumindest ein Leben führen müssen, das so hart ist wie immer. Deshalb bitten Wir euch, ehrwürdige Brüder, und durch euch alle Christen und alle, die menschliche Gefühle haben, im Namen der unantastbaren Pflicht, mit der Wir betraut sind, gedrängt von Unserer Liebe als oberster Hirte und gemeinsamer Vater, mit der ganzen Kraft Unserer Seele noch einmal darum, den vielen Notleidenden zu Hilfe zu kommen, in der Hoffnung, dass die Kräfte der Nächstenliebe umso stärker werden, je mehr das Elend wächst.
Die russische Hungersnot von 1921–1922 war eine schwere Hungersnot in Sowjetrussland, welche Millionen von Menschenleben forderte.
Hauptsächlich betroffen von der Hungersnot, die im Frühjahr 1921 begann und bis Ende 1922 andauerte, waren die Regionen an Wolga und Ural.