„Himmelskönig sei willkommen!“ Chorwoche 2024 in Schönenberg
In Schönenberg mitten in der grünen Weite Deutschlands erlebten rund 90 Jugendliche die diesjährige Chorwoche. Bereits am Samstag reiste die Truppe an und hatte erst einmal Gelegenheit, sich ausgiebig zu begrüßen. Am Sonntag stürzten wir uns gleich hinein und kullerten hilflos durch Bachs Koloraturen. Das Hauptwerk, welches es nun einzustudieren galt, war nämlich eine Kantate von Johann Sebastian Bach: „Himmelskönig sei willkommen!“.
Im Verlauf der Woche wurden wir in den Hintergrund dieses Werkes eingeführt. Bach hat sich bei der Gestaltung wirklich einiges überlegt und wir sangen die Kantate anschließend mit einem anderen Bewusstsein. Man könnte die Chorwoche beinahe als „musikalische Exerzitien“ bezeichnen. Immerhin ist singen „doppelt gebetet“ und wir sangen insgesamt sehr viel. Kirchenmusik erhebt die Seele, und selbst zu singen hinterlässt einen starken Eindruck bei uns Jugendlichen.
Natürlich stand auf dem Programm nicht nur singen von morgens früh bis abends spät. In den Tag gestartet sind wir mit den besten Voraussetzungen: Als erstes durften wir jeden Morgen die hl. Messe besuchen. Pater Leonhard Amselgruber hielt täglich eine kurze und (ich übertreibe nicht) außerordentlich schöne und erbauende Predigt über „das Hohe und das Niedere“. Anschließend gab es Frühstück.
Gestärkt und zufrieden gingen wir dann abwaschen. Nach getaner Arbeit gab es ein allgemeines Einsingen mit Summen, Jauchzen, Herumhampeln, Massieren etc. Als wir und unsere Stimme warm waren, ging es ans Proben. Anfangs der Woche probten wir vorwiegend in Einzelstimme (Sopran, Alt, Tenor und Bass). Mit zunehmender Sicherheit in der Einzelstimme setzten wir Schritt für Schritt die Stücke im Gesamtchor und später mit Orchester zusammen. Vor dem Abendessen beteten wir in der Kirche den Rosenkranz. Außerdem hielt Pater Tobias Amselgruber uns geistliche Vorträge, in denen es trotz aller Tiefgründigkeit bei ihm nie an Humor fehlt.
Als krönender Abschluss des Tages durften wir die Komplet singen, was jedoch auf freiwilliger Basis gehalten wurde. Man kann trotz allem nur „fast“ sagen, die Chorwoche sei eine Art musikalische Exerzitien, da die vielen Pausen nicht zur stillen Einsamkeit, sondern eher zum ganzen Gegenteil genützt werden.
Wir genossen es, in Schönenberg ein richtiges, echtes Volleyballfeld zu haben, was in anderen Chorwochen nicht der Fall war und mit Besen als Pfosten kompensiert werden musste. So nutzten wir den diesjährigen Vorteil aus und spielten oft mehrere Stunden am Tag. Natürlich ist das nicht jedermanns Sache, daher hatten wir auch einen Pingpongtisch, eine gemütliche Laube, einen Teich, Kartenspiele, gemeinsame Spaziergänge… Neue Freundschaften konnten entstehen und bereits bestehende gepflegt werden.
Der Mittwoch war ein probenfreier Tag (zumindest für die meisten) und wurde für einen Ausflug genutzt. Wir wählten zwischen verschiedenen Optionen und gingen gruppenweise ins Kloster Maria Laach, nach Köln in die Stadt oder zum Biggesee Tretboot (bzw. auf schweizerisch: Pedalo) fahren. Andere aßen Eis, machten eine Schifffahrt, gingen wandern oder tranken zur Abwechslung endlich wieder mal einen Kaffee.
Am Donnerstagabend wurde uns von verschiedenen Teilnehmern ein absolut toller, lustiger, abwechslungsreicher und kultureller Bunter Abend geboten. Es war ein zweistündiges Programm, was sehr lang klingt. Tatsächlich verging die Zeit aber wie im Fluge, da man jede Minute davon wahrhaft genoss. Schwester Michaela sparte ihren Beitrag für den nächsten Abend auf und so wurden wir am Freitag nach dem Abendessen von ihr unterhalten. Sie sang uns deutsche Mordgeschichten und spanische Lieder mit einem solchen humorvollen Charme vor, dass sie den ganzen Saal zum Lachen brachte und wir heiter mitsangen. Das war ein Erlebnis, das uns immer wie eine Legende in Erinnerung bleiben wird.
Am Wochenende kamen wir dann zum Ernst der Sache. Wir hielten am Samstag das Konzert in Ruppichteroth und sonntags in Aachen. Das Programm enthielt natürlich nicht nur die Bachkantate. Da dieses Jahr ein Jubiläum sowohl von Anton Bruckner als auch von Franz Schmidt gefeiert wird, bauten wir das Programm mit deren Werken aus. Pater L. Amselgruber hat eine wirklich eindrucksvolle Stückwahl getroffen, welche uns Sänger, Instrumentalisten und hoffentlich auf die Zuhörer begeisterte. Die Chorwoche endete mit einem überwältigenden Salve Regina von Refice. „…O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria“.
Herzliches Vergelt’s Gott an Pater L. Amselgruber und alle, die uns eine solche Chorwoche