Die heiligen Schutzengel

Quelle: Distrikt Deutschland

aus dem Volkskatechismus von Franz Spirago

Die heiligen Engel heißen Schutzengel, weil sie uns beschützen (Hebr 1,14).

Wir nennen den hl. Engel auch Schutzgeist oder Genius. Durch die Jakobsleiter wurde der Dienst veranschaulicht, den uns die hl. Engel erweisen. Die hl. Engel stiegen auf jener Leiter, die vom Himmel auf die Erde herabreichte, und über der der liebe Gott war, auf und nieder; sie kommen nämlich herab zu unserem Schutze und steigen wieder hinauf zur Verherrlichung Gottes (Gen 28,12).

 

Die heiligen Engel sind Begleiter, die uns der himmlische Vater auf dieser gefahrvollen Lebensreise als Führer bestellt hat (Segneri, ital. Prediger). Es könnte uns auffallen, dass die Engel zu unserem Dienste da sind; doch man bedenke, dass selbst der Schöpfer und der König der Engel nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben für viele hinzugeben (hl. Bernhard).

 

Der Dienst, den uns die hl. Engel erweisen, verursacht ihnen Freude und macht einen Teil ihrer Glückseligkeit aus; denn da sie Gott über alles lieben, gibt es für sie nichts Angenehmeres, als zur Rettung der Seelen und dadurch zur Verherrlichung Gottes beizutragen. Es ist die Meinung der Kirchenlehrer, dass jeder Mensch einen Schutzengel habe. Auf Erden haben hohe Fürsten eine Leibwache. Da uns nun Gott einen Engel wie eine Wache zur Seite gibt, können wir auf die hohe Würde der Menschenseele schließen.

 

Die Würde des Schutzengels richtet sich nach der Würde des ihm zur Obhut anvertrauten Menschen. Die einfachen Christen haben einen Engel niederen Ranges, einen höheren haben die Priester, einen höheren die Bischöfe, der Papst endlich hat einen der mächtigsten Geister des himmlischen Hofes zum Schutzengel. Ebenso verhält es sich mit den weltlichen Obrigkeiten, mit den Fürsten und Königen der Erde. Aber nicht nur die einzelnen Menschen haben ihren Schutzengel, auch jede Stadt, jedes Reich, jede Familie, jede Pfarrei, jede Klostergemeinde, hat ihren Schutzengel.

Bei Daniel 10 ist vom Schutzgeist des jüdischen Volkes und vom Schutzgeist der Perser und der Griechen die Rede (Dan 10,20 und 21).

 

Die Schutzengel helfen uns in folgender Weise:

1) Sie geben und gute Gedanken ein und bewegen unseren Willen zum Guten.

So gab der Erzengel Gabriel dem Perserkönig Cyrus den Gedanken ein, er soll die Juden aus ihrer Gefangenschaft in ihre Heimat zurückziehen lassen (Dan 10). Andere derartige Fälle sieh in Spirago, Beispiele, 6. Aufl., Seite 110ff  Doch sind Gedanken, die uns sehr beunruhigen, nicht von Gott, also auch nicht von den heiligen Engeln. Denn Gott ist ein Gott des Friedens (hl. Theresia von Avila).

 

2) Sie tragen unsere Gebete und guten Werke Gott vor.

Raphael trug, wie er selbst sagte, die Gebete des Tobias zu Gott empor (Tob 12,12). Bei jeder Messe betet der Priester, Gott möge das hl. Opfer durch die Hände des Engels zu seinem himmlischen Thron emportragen lassen. (3. Gebet nach der Wandlung.) Die hl. Engel tragen unsere Gebete nicht darum Gott vor, weil sie ihm sonst unbekannt wären (denn Gott sind alle Dinge bekannt, ehe sie sind), sondern damit sie mit unserem Gebete ihre heiligen Wünsche vereinigen und unser Gebet noch wirksamer machen (hl. Bonaventura).

 

3) Sie beschützen uns in Gefahren.

„Seinen Engeln hat er deinethalben befohlen, dich zu behüten auf allen deinen Wegen" (Ps 90,11). Zuweilen greifen die hl. Engel wunderbar ein, z. B. durch Erscheinung, eine Stimme etc. 

Wunderbar beschützt wurde auch: Petrus im Gefängnis (Apg 12), die drei Jünglinge im Feuerofen (Dan 3), Daniel in der Löwengrube (Dan 14). Namentlich hört man oft, dass Kinder selbst beim Falle aus hohen Stockwerken unverletzt blieben. 

Erflehe dir den Schutz des hl. Engels namentlich vor der Reise! Diesen Schutz wünschte Tobias seinem abreisenden Sohne; er sprach: „Der Engel Gottes begleite euch!" (Tob 5,21).

 

4) Sie offenbaren zuweilen den Willen Gottes.

Man denke an das Opfer des Abraham, an die Botschaft des Gabriel bei Zacharias im Tempel und bei Maria in Nazareth.  Alle Offenbarungen und Erscheinungen der hl. Engel setzen anfangs in Furcht und Schrecken, dann erst erfüllen sie mit Freude und Trost. Wie sehr erschraken die Hirten zu Bethlehem, wie sehr Maria, wie sehr Zacharias, wie sehr Tobias, als sich ihnen die heiligen Engel offenbarten. Daher mussten die heiligen Engel die Erschreckten trösten. Bei den Erscheinungen des bösen Geistes geschieht das Gegenteil. Zuerst ritt Ruhe ein, dann Verwirrung und zuletzt Schrecken. -- Die heiligen Engel erscheinen immer in Menschengestalt, die Teufel aber in verschiedener Gestalt, namentlich in der Gestalt von Tieren (ausgenommen die Lamm- und Taubengestalt); ja sie nehmen selbst die Gestalt von Lichtengeln oder der Muttergottes oder Christi an (Papst Benedikt XIV.). Sie erscheinen in der Regel solchen Menschen, die aus Neugierde oder Hochmut nach außergewöhnlichen Dingen verlangen, um sie irrezuführen, z. B. Spiritisten.

Damit uns die hl. Engel beschützen, sollen wir durch ein heiliges Leben ihnen ähnlich zu werden trachten; wir sollen sie auch verehren und oft um ihre Hilfe anrufen.

Die Erfahrung lehrt, dass sich besonders unschuldige Kinder eines wunderbaren Schutzes erfreuen; daraus folgt, dass uns die Unschuld zu Freunden der heiligen Engel macht. Die Sünde aber vertreibt den heiligen Engel wie der Rauch die Bienen (hl. Basilius). Gott will nur dann seine Gnaden ausspenden, wenn man darum bittet. An diese göttliche Anordnung müssen sich auch die hl. Engel halten. Deswegen soll man täglich den hl. Engel um seinen Schutz bitten und ihm nach erhaltener Wohltat danken wie Tobias (Tob 12,2).

Die Kirche feiert am 2. Oktober das Schutzengelfest und hat den Montag der Verehrung der Schutzengel geweiht. Man ehre auch das Bild des hl. Schutzengels.