Die heilige Stiege - Scala Santa

PILGERFAHRT NACH ROM - FÜR ALLE (Teil 12)
Die heilige Stiege liegt nur etwa 130 Meter in nordöstlicher Richtung von der Lateranbasilika entfernt, sie besteht aus 28 Stufen aus libanesischem Marmor, die zu ihrem Schutz seit 1723 mit einer Holzverkleidung abgedeckt wurden. Gemeinsam mit dem wahren Kreuz Christi und anderen Reliquien brachte die hl. Helena der Überlieferung nach diese Stiege von Jerusalem nach Rom.
Es handelt sich um die Treppe aus dem Palast des Statthalters in Jerusalem. Auf ihr schritt unser Erlöser empor, als Er vor den Richterstuhl des Pilatus geführt wurde. Dreimal wurde Er auf dieser Stiege hinauf- und heruntergeschleppt, bis er schließlich das Todesurteil des Pilatus vernehmen musste. Nach der entsetzlichen Qual der Geißelung und Dornenkrönung hinterließ Er Spuren Seines kostbaren Blutes, die jetzt mit Glas abgedeckt sind.
Eine erste schriftliche Erwähnung der hl. Stiege findet sich im Liber Pontificalis aus dem 9. Jahrhundert. Die Stiege war einst Teil des Papstpalastes, der im 14. Jahrhundert durch einen Brand schwer zerstört wurde und dann immer mehr verfiel. Papst Sixtus V. ließ ihn abreißen und errichtete im 16. Jahrhundert einen kleineren Palast mit einer Kirche zum Gedächtnis der Passion Christi, in die er die hl. Stiege einschloss.

Die Stufen werden von den Pilgern auch heute noch betend auf den Knien erstiegen, so wie es durch viele Jahrhunderte hindurch Päpste, Heilige und Fürsten sowie ungezählte Gläubige taten.
Am unteren Ende der Treppe stehen zwei Marmorgruppen, den Verrat des Judas und Ecce homo darstellend.

An den Wänden seitlich finden sich 28 Darstellungen des Leidens Jesu, oben sieht dem Pilger der Gekreuzigte in der Mitte von Maria und Johannes entgegen, darunter die Worte des Propheten: „Er ist unserer Sünden wegen verwundet worden, unserer Missetaten wegen ist Er geschlagen worden.“
Es gibt ein schönes Gebet, das einen Absatz für jede Stufe vorsieht, Sie finden dieses am Ende dieses Artikels. Papst Pius X. hat einen vollkommenen Ablass gewährt, wenn man nach Empfang der Beichte und der hl. Kommunion die Stufen auf den Knien erklimmt und dabei das Leiden Christi betrachtet.

Für diejenigen, die aus körperlichen Gründen die Stiegen nicht auf den Knien ersteigen können, führen parallele Treppen hinauf, die dann auch für den Abstieg verwendet werden. Auf den Wänden dieser begleitenden Treppen finden sich Darstellungen aus dem Alten Testament.




Hinter der obersten Stufe der Scala Santa liegt das Sanctum Sanctorum, der „heiligste Platz auf Erden“, wie es eine Inschrift verkündet. Als hier noch die alte Papstresidenz war, war die Lateranbasilika von einem Komplex kirchlicher Gebäude umgeben, der kaum kleiner war als der heutige Vatikan. Von all dem blieb nur die Kapelle Sancta Sanctorum übrig, die 1278 von Nikolaus III. als Hauskapelle der Päpste erbaut wurde. Seit ältester Zeit wurden hier die wertvollsten Reliquien der Laterankirche aufbewahrt, zu denen z.B. auch die Häupter der hl. Agnes und der hl. Praxedis zählten. Der Reliquienschrein war gefüllt mit einer Unzahl von Reliquien von Heiligen und Märtyrern, v.a. aus den Katakomben. Im Hinblick darauf, wie viele Reliquien sich hier befanden, wurde der Platz schon im 9. Jahrhundert Sancta Sanctorum genannt: Heiliges von Heiligen. Im Jahr 1905 wurden viele der Reliquien in den Vatikan gebracht. Ursprünglich war die Kapelle dem hl. Laurentius geweiht

Der größte Schatz dieser Kapelle aber ist das wundertätige Bild des Erlösers, das sich hinter dem Altar befindet. Die Legende erzählt, dass es vom hl. Evangelisten Lukas auf Wunsch der seligsten Jungfrau Maria und der Apostel nach der Himmelfahrt Christi begonnen wurde, aber kaum hatte der Evangelist die Umrisse gezeichnet, war das Bild durch eine unsichtbare himmlische Hand vollendet. Deswegen heißt es auch Acheropita-Bild, d.h. nicht von Händen gemacht. Zur Zeit des Bildersturmes befand sich das auf Holz gefertigte Bild in Konstantinopel. Auch darüber, wie es nach Rom kam, gibt es eine Legende: Der hl. Patriarch Germanos warf das Bild ins Meer, um es vor den Bilderstürmern zu retten, er vertraute darauf, dass der Erlöser Sein Bild nicht zugrunde gehen lasse. Das Bild wurde schließlich an der Tibermündung von Papst Gregor II. gefunden, er brachte es in feierlicher Prozession in den Lateran.
Seit Leo IV. (9. Jahrhundert) wurde es am Vorabend von Mariä Himmelfahrt in feierlicher Prozession über das Forum nach Santa Maria Maggiore getragen. Es war Sitte, bei dieser Gelegenheit dem Bild die Füße zu waschen und das Volk mit diesem hl. Fußwasser zu besprengen. So manches Wunder soll dadurch geschehen sein, wird berichtet. In Zeiten großer Bedrängnis wurde es ebenfalls durch die Stadt getragen, von den Päpsten begleitet. Innozenz III. (13. Jahrhundert) ließ das Ganzkörperbild mit einer kunstvoll gearbeiteten Silberplatte bedecken, um es zu schützen. Man sieht daher nur den Kopf und die Füße.



Die Kapelle ist bis zu einer Höhe von vier Meter mit Marmor bekleidet, prächtige Fresken und Mosaiken befinden sich an der gewölbten Decke. Über dem Altar das Bild Christi, von Engeln getragen, in den Bögen die Apostel, Päpste sowie die hl. Agnes und der hl. Laurentius. Die Mosaiken und Fresken stammen aus dem 13. Jahrhundert.



Im 18. Jahrhundert entstanden Nachbildungen der hl. Stiege in vielen europäischen Ländern, später auch in Nordamerika. In Österreich findet man sie u.a. in Forchtenstein, Graz und Salzburg. Auch in unserer Minoritenkirche gab es eine hl. Stiege: Im Jahr 1697 ließ Gräfin von Strattmann im Chor eine Heilige Stiege errichten, die im Zuge der umfangreichen Renovierung der Kirche Ende des 18. Jahrhunderts wieder entfernt wurde.
An das Gebäude der hl. Stiege lehnt sich das sog. Triklinium Leo III. an, eine Apsis mit Mosaiken geschmückt. Das Mosaik stellt Christus auf einem Berg stehend, von dem vier Flüsse entspringen - Christus die Quelle der vier Evangelien - sendet die Apostel aus, alle Völker zu lehren. Auf dem Bogen links überreicht Christus, auf dem Throne sitzend, dem Papst Silvester die Schlüssel, dem Kaiser Konstantin die Fahne. Auf der anderen Seite sitzt Petrus auf dem Stuhl und übergibt Leo III. das Pallium und dem Kaiser Karl dem Großen die Fahne. Die Botschaft ist die, dass die geistliche und die weltliche Gewalt von Gott ausgeht, sie sollen einander unterstützen zum Wohl der Völker. Wir sind Zeugen davon, was hier auf Erden geschieht, wenn dies nicht mehr der Fall ist.


Und hier nun das Gebet, das auf den Stufen der hl. Stiege verrichtet werden könnte:
Vorbereitung:
Gütigster Jesus, siehe mich demütig vor Dir auf die Knie niedergeworfen. Schmerz und Zerknirschung erfüllen mein Herz, dass ich Dich so oft beleidigt habe. Bei Deiner unendlichen Güte und durch die Verdienste Deines Leidens und Sterbens gewähre mir gnädig Verzeihung meiner Sünden. Ich bin entschlossen, mein Leben zu bessern und will nun die blutigen Spuren Deiner Füße verehren, die Du auf diesen Stufen hinterlassen hast. Lass mich an den Früchten Deiner bitteren Leiden, die Du für mich ertragen hast, teilnehmen und alle jene Ablässe gewinnen, welche die Päpste für diese hl. Übung gewährt haben. Nimm hin, o Herr, dieses geringe Zeichen meiner Liebe zu Dir und gewähre gnädig, dass ich dadurch Deiner Barmherzigkeit in diesem Leben würdig sei und dereinst die ewige Herrlichkeit im Himmel erlangen möge. Amen.
Gebete auf den einzelnen Stufen:
1. Stufe: O mein Jesus, bei der Trübsal, die Du beim Abschied von Deiner geliebten Mutter Maria und von Deinen geliebten Jüngern erlittest: erbarme Dich meiner!
Heilige Mutter, drück die Wunden, die Dein Sohn für mich empfunden, tief in meine Seele ein. (Beim Gehen von einer Stufe zur anderen, kann man diesen Vers wiederholen)
2. Stufe: 0 mein Jesus, bei der seelischen Not, die Dir im Ölgarten den Blutschweiß verursachte: erbarme Dich meiner!
3. Stufe: O mein Jesus, bei der Niedergeschlagenheit, die Dich damals bedrückte, als Du von dem treulosen Judas verraten wurdest: erbarme Dich meiner!
4. Stufe: O mein Jesus, bei der Schmach, die Du erduldetest, als Du gleich einem Verbrecher durch die Straßen Jerusalems geführt wurdest: erbarme Dich meiner!
5. Stufe: O mein Jesus, bei der Sanftmut, die Du bewiesest, als Du vor Gericht gestellt und ins Angesicht geschlagen wurdest: erbarme Dich meiner!
6. Stufe: O mein Jesus, bei der Geduld, die Du den unerhörten Beschimpfungen und Verspottungen gegenüber übtest im Verlaufe der Nacht, die Deinem Kreuzesleiden vorausging: erbarme Dich meiner!
7. Stufe: O mein Jesus, bei den Beschwerden, die Du erlittest, als Du zu wiederholten Malen über diese Stiege geführt wurdest: erbarme Dich meiner!
8. Stufe: O mein Jesus, bei dem Schweigen, das Du angesichts der falschen Zeugen wahrtest, die Dich vor dem ungerechten Pilatus angeklagt hatten: erbarme Dich meiner!
9. Stufe: O mein Jesus, bei der Demut, die Du uns lehrst, als Dich der gottlose Herodes verlachte und Dir ein Narrenkleid anlegte: erbarme Dich meiner!
10. Stufe: O mein Jesus, bei der Schamröte, die Dich überkam, als Du Dich Deiner Kleider beraubt sahst und mit harten Stricken an die Säule gebunden wurdest: erbarme Dich meiner!
11. Stufe: O mein Jesus, bei der Qual, die Du littest, als Du gegeisselt und über und über mit Wunden bedeckt wurdest: erbarme Dich meiner!
12. Stufe: O mein Jesus, bei dem Schmerz, den Dir die nadelscharfen Dornen verursachten, als sie Dein anbetungswürdiges Haupt zerstachen: erbarme Dich meiner!
13. Stufe: O mein Jesus, bei der Widerwärtigkeit, die Dich bedrängte, da man Dir den verächtlichen Purpurmantel anlegte, Dir die Augen verband und Dir als Narrenkönig huldigte: erbarme Dich meiner!
14. Stufe: O mein Jesus, bei dem Widerwillen, den Du empfandest, als Du dem Volke vorgeführt und dann zum Kreuzestode verurteilt wurdest: erbarme Dich meiner!
15. Stufe: 0 mein Jesus, bei der Demütigung, die man Dir antat, als man Dich dem Barabbas gegenüberstellte und ihn Dir vorzog: erbarme Dich meiner!
16. Stufe: O mein Jesus, bei der Hingabe an den Willen des Vaters, womit Du das Kreuz umarmtest und es zum Berg Kalvaria hinauftrugst: erbarme Dich meiner!
17. Stufe: O mein Jesus, bei dem Herzeleid, das Du fühltest bei der Begegnung mit Deiner schmerzgebeugten Mutter: erbarme Dich meiner!
18. Stufe: O mein Jesus, bei der Müdigkeit, die Dich bedrängte, als Du auf Deinen göttlichen Schultern das schwere Kreuzesholz zur Richtstätte schlepptest: erbarme Dich meiner!
19. Stufe: O mein Jesus, bei der Güte, die sich darin offenbarte, dass Du Deine Lippen mit dem bitteren Trank von Essig und Galle benetztest: erbarme Dich meiner!
20. Stufe: 0 mein Jesus, bei den Schmerzen, die Du zu ertragen hattest, als man Dir rücksichtslos die Kleider vom Leibe riss: erbarme Dich meiner!
21. Stufe: 0 mein Jesus, bei der Bereitwilligkeit, die Du uns zeigtest, als Du Dich auf das Kreuz hinstrecktest und Deine hl. Hände und Füsse zum Annageln darreichtest: erbarme Dich meiner!
22. Stufe: O mein Jesus, bei der unendlichen Liebe, die Dich erfüllte, als Du Deinen Kreuzigern Verzeihung gewährtest. erbarme Dich meiner!
23. Stufe: O mein Jesus, bei der Großmut, mit der Du dem reumütigen Schächer den Himmel versprachst und dem getreuen Johannes Deine Mutter Maria als seine Mutter schenktest: erbarme Dich meiner!
24. Stufe: O mein Jesus, bei dem so furchtbar brennenden Durst, der Dich im Todeskampf am Kreuze quälte: erbarme Dich meiner!
25. Stufe: O mein Jesus, bei der Traurigkeit, die Dein Herz erfüllte, als Du Dich von allen verworfen und verlassen sahest: erbarme Dich meiner!
26. Stufe: O mein Jesus, bei der grenzenlosen Liebe zu mir, die Dich verzehrte bis zum letzten
Atemzug; erbarme Dich meiner!
27. Stufe: O mein Jesus, bei dem Opferwillen, den Du uns dadurch zeigtest, dass Du Dein heiligstes Herz von der grausamen Lanze öffnen ließest: erbarme Dich meiner!
28. Stufe: 0 mein Jesus, bei der Willfährigkeit, mit der Du Deinen hochheiligen Leichnam auf den reinen Schoss Deiner Mutter legen und dann zu Grabe tragen ließest: erbarme Dich meiner!
Gütigster Heiland und Erlöser Jesus Christus, Dein bitteres Leiden und Sterben betrachtend, bin ich mit Deiner Hilfe diese, von Deinem Blute geheiligten Stufen emporgestiegen und stehe nun vor Deinem hochheiligen Angesicht. Ich sage Dir aufrichtigen Dank und bitte Dich kniefällig: Vergib mir alle Schuld, womit ich Dir das Leiden so schwer gemacht habe. Zugleich schenke mir die Gnade, dass ich fortan Dich nicht mehr beleidige, sondern die Sünde nach Kräften meide und allezeit im Guten verharre.
Vater unser, Gegrüßet seist du Maria und Ehre sei dem Vater.
