Gott allein bestimmt den Zeitpunkt, wann das Leben auf Erden sein Ende findet

Quelle: FSSPX Aktuell

Auch im Alten Testament finden wir eine wunderbare Erzählung, die uns Orientierung gibt, wie wir mit dem Leid eines anderen umgehen sollen:  Hiob findet keine Erklärung für sein Leiden und auch seine Freunde nicht, aber letzten Endes  erkennt er den Sinn seines Leidens in der Ergebung in den göttlichen Willen und findet damit in die höchste Form des Gebets des Geschöpfes zu seinem Schöpfer.

Das Unvermögen, die eigene Endlichkeit zu ertragen

Auf dem Weg zu dieser Erkenntnis unterstützen ihn seine Freunde durch ihre stumme Anwesenheit: sieben Tage und Nächte lang harren sie schweigend bei ihm aus. Kein Wort wird gesprochen, alle sind erstarrt ob des furchtbaren Leidens des Freundes, aber sie bleiben bei ihm und halten seine Schmerzen und seine Trauer aus. Genau das ist es, was ein Schwerkranker, ein Sterbender braucht: die Anwesenheit eines Menschen, an dessen Hand er sein Leben beenden kann und der keine Angst davor hat, sich mit dem Tod zu konfrontieren, der an seiner Seite ist in den schwersten Stunden seines Lebens und das Sterben des anderen erträgt und mitträgt. Die beste Medizin und das modernste Spital können diesen Menschen nicht ersetzen!  Unsere Familienstrukturen sind zerbrochen, die Großfamilie existiert längst nicht mehr, welches Kind erlebt noch den Tod eines Familienangehörigen direkt mit und lernt so den Umgang mit den Grenzen des Lebens? Aus diesem Mangel heraus sieht sich der heutige Mensch kaum mehr in der Lage, diesen so notwendigen Dienst an einem Sterbenden zu leisten, denn dann wäre er mit seiner eigenen Endlichkeit konfrontiert, aber die möchte er lieber verdrängen, weil er sie nicht aushält. Da ihm ein tragendes Fundament fehlt, eine Autorität, die ihm Halt gibt, so wie es durch viele Jahrhunderte hindurch der Glaube für den Menschen war, kommt er auf die zutiefst unmenschliche Lösung, dieses Unvermögen mit einem Gesetz zur Freigabe des assistierten Selbstmordes, der aktiven Sterbehilfe zu kompensieren.

„Verkündige das Wort, tritt dafür ein…“ (2 Tim 4, 2)

Seit vielen Jahrzehnten schon sägt die europäische Gesellschaft an ihren Wurzeln, löst sich von ihrer Verankerung in der abendländischen Zivilisation, von ihrem christlichen Erbe. Die Einführung der Euthanasie in vielen europäischen Ländern ist nur ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Kann es denn verwundern, dass die Menschen, losgelöst von der Bindung an ihren Schöpfer, orientierungslos sind und bis zum Letzten verwirrt? Muss ihnen nicht der Sinn in diesem Leben verschlossen bleiben? Und: wie könnten sie überhaupt noch die Grenzen erkennen, die dem Menschen gesetzt sind?

Seit Jahrzehnten verkündet die katholische Kirche den Menschen nicht mehr, was sie ihnen jedoch sagen müsste:  Die volle Wahrheit der christlichen Lehre! Katechesen finden nicht mehr statt, Predigten sind inhaltslos und gefällig geworden. Selbst die Gläubigen wissen nichts mehr von ihrem Glauben, wie kann er ihnen dann Halt geben im Umgang mit Krankheit und Tod? Wenn die Kirche nicht wieder ihr prophetisches Amt aufnimmt und den Menschen die Zeichen der Zeit deutet (sei es gelegen oder ungelegen, wie der Völkerapostel Paulus schreibt), ist unsere Gesellschaft verloren! 

Europa eilt dem Abgrund entgegen

Wir Katholiken sind davon überzeugt, dass der dreifaltige Gott allein der Herr über unser aller Leben ist, Er gibt uns das Leben und Er allein bestimmt, wann dieses Leben beginnt und wann es auf dieser Erde sein Ende findet. Diese eherne Regel ist festgelegt für alle Zeiten in Seiner Schöpfung.  Niemals dürfen wir dem Mainstream nachgeben, der die Abtreibung und nun vielleicht schon bald auch die aktive Sterbehilfe banalisiert und fördert! Als Christen, als Katholiken müssen wir hier Widerstand leisten! Das menschliche Leben ist geheiligt von seinem Schöpfer, von der Befruchtung an bis zum natürlichen Tod, es ist und bleibt unantastbar und keinem Geschöpf auf dieser Erde ist das Recht gegeben, daran zu rühren – unabhängig davon, was uns irdische Autoritäten sagen.  Der hl. Apostel Paulus wusste es schon vor fast 2000 Jahren: „Von der Wahrheit wird man das Ohr abwenden und sich den Fabeleien zukehren“ (2 Tim 4,4) Es gibt leider keine Anzeichen dafür, dass unsere Gesellschaft zur einzigen und alleinigen Wahrheit zurückfindet, und so müssen wir wohl annehmen, dass Fjodor Dostojewski mit seiner eingangs zitierten Aussage Recht behalten wird: Europa wird sterben!