Die Geschichte der Bruderschaft: Exklusivinterview mit Bischof Tissier de Mallerais
Der Hüterin des Glaubens anvertraut
Ein Interview mit Msgr. Bernard Tissier de Mallerais
Wenn die Priesterbruderschaft St. Pius X. auch erst am 1. November 2020 ihr 50-jähriges Bestehen feiern darf, so ist ihre Geschichte doch etwas älter. Schon am 13. Oktober 1969 begann eine erste kleine Gruppe von Seminaristen im Schweizer Fribourg ihr Studium unter der Leitung von Erzbischof Marcel Lefebvre. Aus bescheidenden Anfängen und tastenden Versuchen entstand am Allerheiligentag 1970 die mittlerweile auf allen Erdteilen tätige priesterliche Gesellschaft unter dem Patronat eines großen Papstes. Denn an diesem Tag setzte der Bischof von Fribourg die Unterschrift unter das Errichtungsdekret.
Unter den ersten Seminaristen war kein Geringerer als der heutige Weihbischof Bernard Tissier de Mallerais. Das Mitteilungsblatt durfte ihm im Schweizer Ecône einige Fragen über das erste Studienjahr 1969 stellen.
Mitteilungsblatt: Vor 50 Jahren, am 13. Oktober 1969, haben Sie im Schweizer Fribourg Ihr philosophisch-theologisches Studium begonnen. Wie sind Sie auf Erzbischof Lefebvre aufmerksam geworden? Kannten Sie ihn schon vorher?
Msgr. Bernard Tissier de Mallerais: 1969 studierte ich noch Biologie in Paris. Ich konnte wegen der nachkonziliaren Krise in kein französisches Seminar eintreten. Einige Jahre zuvor hatte ich Abbé Louis Coache (1920–1994) kennengelernt, der 1968 in seiner Pfarrei Montjavoult eine große Fronleichnamsprozession hielt, die sein Bischof verboten hatte.
Diesem guten Pfarrherrn, der einige Jahre später, 1977, zusammen mit Msgr. Ducaud-Bourget in Paris die Kirche Saint Nicolas-du-Chardonnet dem überlieferten Gottesdienst zurückgab und der eine wichtige Persönlichkeit im traditionstreuen Katholizismus wurde, offenbarte ich meinen Wunsch, Priester zu werden. Er empfahl mir einen Beichtvater, nämlich Abbé Luc Lefèvre (1895–1987), der im Jahr 1946 zusammen mit Abbé Victor Berto (1900–1968) die Zeitschrift „La Pensée catholique“ gegründet hatte. Alle genannten Priester waren zusammen im französischen Seminar in Rom, Via Santa Chiara, gewesen.
Abbé Luc Lefèvre war mit dem Erzbischof, trotz der Namensgleichheit, nicht verwandt. Ich wurde, als ich im Haus meiner Eltern in Paris wohnte, sein Beichtkind. Er hatte mir von Erzbischof Lefebvre, den ich bis dahin nicht kannte, erzählt. Wir haben ihn dann in der Pariser Rue Lhomond im Generalhaus der Väter vom Heiligen Geist, deren Generaloberer er war, einmal besucht. Er sagte mir: „Ja, es ist gut, dass sie Priester werden wollen, aber ich bin nicht frei. Ich habe 5.000 Ordensleute zu leiten. Wenn ich einmal frei bin, werde ich mich bei Ihnen melden.“ Es vergingen zwei Jahre, in denen ich meinen naturwissenschaftlichen Studien oblag. 1969 schrieb er mir einen Brief.
Mitteilungsblatt: In welcher Situation hat sich der Erzbischof entschieden, im Schweizer Fribourg zu beginnen, nicht in Rom?
Msgr. Bernard Tissier de Mallerais: Erzbischof Lefebvre wollte gar nicht „beginnen“. Er sandte in diesen Jahren etwas 20 junge Männer nach Rom in „sein“ Seminar Santa Chiara. Das päpstliche französische Seminar unterstand ihm ja als Generaloberen der Spiritaner. Unter diesen Seminaristen befanden sich die heutigen Patres Paul Aulagnier und Jean-Yves Cottard, die später zu den ersten Priestern der Bruderschaft gehörten.
Aber diese armen Seminaristen wurden in der Nachkonzilszeit regelrecht verfolgt. Der Regens hatte sie einmal einbestellt, als sie den Wunsch äußerten, die Tonsur zu empfangen. Er hat sie angegriffen: „Sie sind Traditionalisten, Sie sind Integristen. Sie werden niemals die Weihen empfangen.“ Das war die Situation in Rom!
Der Weg zur Priesterweihe schien versperrt. Sie gingen zu Erzbischof Lefebvre, wenn er sich in Rom aufhielt. Sie sagten ihm: „Tun Sie etwas für uns, wir sind verloren!“
Der Erzbischof erwog damals, ein geistliches Haus für solche Seminaristen zu eröffnen, in der Nähe eines Klosters. Er war mit Dom Jean Roy (+1978), dem Abt der Abtei Fontgombault, befreundet, die für den Gregorianischen Choral berühmt ist. Es gab auch andere Ideen.
Die Theologische Fakultät der Universität von Fribourg, die von Dominikanern geleitet wurde, schien ihm gut zu sein. Die Seminaristen würden bei den Spiritanern wohnen und an der Universität Vorlesungen hören können.
Aber der Provinzial lehnte die jungen Männer ab und machte ihnen Vorwürfe. Sie würden nicht die Messe „auf Französisch“ mitfeiern. Erzbischof Lefebvre musste etwas anderes suchen. Seine Idee war, für die Studenten nach einem guten Studium einen Bischof zu finden, der sie inkardinieren und weihen sollte. Er selbst war aber sehr zurückhaltend. Er war überzeugt von der Notwendigkeit, heiligmäßige Priester heranzubilden, fürchtete aber für die jungen Studenten einen Misserfolg.
Mitteilungsblatt: Welche Persönlichkeiten wirkten auf den Erzbischof ein?
Msgr. Bernard Tissier de Mallerais: Die Universität von Fribourg schien ihm geeignet. Er sagte zu sich und später auch zu uns: Versuchen wir etwas mit dem Ortsbischof von Fribourg, Msgr. François Charrière (1893–1976). Vielleicht kann er sie in sein Seminar aufnehmen. Msgr. Charrière empfing ihn herzlich. Beide Prälaten hatten sich im Senegal kennengelernt. Msgr. Lefebvre hatte ihn als Repräsentanten der großzügigen Schweizer Katholiken zu einer Kirchweihe in Dakar eingeladen. Diese hatten den Neubau ermöglicht. In dem Gespräch erinnerte Msgr. Charrière daran, nicht nur die lange Zeremonie der Kirchweihe durchgeführt, sondern am gleichen Tag noch 50 Taufen gespendet zu haben. Gleichzeitig mit ihm hatten auch Erzbischof Lefebvre und ein weiterer Bischof je 50 Taufen gespendet. „Ich war sehr erschöpft, aber froh“, so Msgr. Charrière.
Der Erzbischof trug sein Anliegen vor: „Ich habe junge Männer, die Priester werden wollen. Können die nicht Alumnen in Ihrem Seminar werden, während sie die Vorlesungen bei den Dominikanern besuchen?“ Msgr. Charrière lehnte ab. „Gehen Sie vielleicht einmal in das Salesianum, das interdiözesane Priesterseminar an der Universität Fribourg.“
Msgr. Lefebvre schaute sich dieses Haus an und musste den Zusammenbruch der Hausordnung feststellen. „Hier gibt es keine Regel, dieses Haus ist mehr ein Studentenwohnheim als ein Seminar!“, sagte der Rektor.
Der Erzbischof war sehr niedergeschlagen. Er traf in Fribourg dann den berühmten französischen Historiker Bernard Fay (1893–1978), der als Prokurator der französischen Staatsbibliothek und von der Vichy-Regierung mandatiert die Archive der Freimaurer des „Grand Orient“ von Frankreich sorgfältig untersucht hatte. Dies war wie eine „Todsünde“! Dafür wurde der arme Professor zur Zwangsarbeit verurteilt! Zum Glück konnte er in die Schweiz fliehen, wo er im Exil lebte.
Dieser alte Herr lud einige Persönlichkeiten ein: den Abt der Abtei Hauterive, Dom Bernhard Kaul, den Dominikaner Marie-Dominique Philippe und den Kantonalbeamten Jean-François Braillard. Alle drängten den Erzbischof, die Priesterausbildung selbst in die Hände zu nehmen. Der Erzbischof verwies auf sein Alter. Er war jetzt 64 und eben vom Amt des Generaloberen zurückgetreten, er lebte als Pensionär in Rom, wo er kleinere Gutachten für die Propaganda-Kongregation ausarbeitete. „Ich werde einen guten Priester finden, der die Seminaristen betreut.“ Aber die versammelten Personen drängten den Erzbischof so sehr, dass er sagte, er begebe sich erneut zum Ortsbischof. „Sie packten mich buchstäblich am Kragen“, erzählte er uns. Wenn Msgr. Charrière Ja sagen werde, sei dies das grüne Licht der heiligen Vorsehung Gottes. Und am nächsten Tag, dem 6 Juni 1969, gab Bischof Charrière ihm die Erlaubnis, ja sogar eine ausdrückliche Ermutigung, in Fribourg ein Haus für künftige Kleriker zu eröffnen.
Mitteilungsblatt: Wie sahen die ersten Monate in Fribourg für die kleine Gemeinschaft konkret aus?
Msgr. Tissier de Mallerais: Wir Seminaristen hatten viele auswärtige Gäste, die uns kleine Vorträge hielten. Ich kann nur einige Namen nennen. Ich denke an den Kantonsrichter Albert Vonlanthen, der uns in das Zivilrecht des Kantons einführte. Professor Fay hielt Vorträge über die Freimaurerei. Abbé Edmond Wéry kam aus Brüssel, ein Gymnasialprofessor mit sehr guten Kontakten.
Ich denke auch an den „Bettler-Millionär“ Edgar Schorer. Dieser dreifache Doktor der Philosophie, der Medizin und der Rechtswissenschaft hatte ein Vermögen geerbt, lebte aber äußerst bescheiden und arm in seinem Haus. Ein Muster der Abtötung. Er war ein großer Wohltäter der Missionen. Michel de Penfentényo von der Cité Catholique kam, um uns zu ermutigen. Msgr. John Rast, der Rektor der Basilika Notre-Dame von Fribourg, wurde unser Beichtvater. Wenn der Erzbischof abwesend war, kam Pater Guérard des Lauriers OP und hielt uns Vorträge über Mariologie. Pater Augustin Rivière von der Kongregation der Pfarrmitarbeiter des Christkönigs kam auch zu uns, zelebrierte für uns die heilige Messe und hielt uns Vorträge über die Exerzitien des hl. Ignatius. Alle diese Persönlichkeiten – ich habe nur einige aufgezählt – haben uns sehr unterstützt.
Mitteilungsblatt: Welche besonderen Erinnerungen haben Sie an den Erzbischof als priesterliches Vorbild?
Msgr. Tissier de Mallerais: Der Erzbischof las uns jeden Morgen die hl. Messe. Keine außerordentlichen Gesten, nie etwas gegen die Rubriken. Er gab uns ein gutes Beispiel der Einfachheit und der wahren Frömmigkeit, die nicht in der äußerlichen Haltung besteht, sondern in der Bescheidenheit und Einfachheit.
Jeden Abend hielt er eine Zusammenkunft ab, bei der er zu uns über das geistliche Leben sprach. Wie wir beten sollten, wie wir unsere tägliche Betrachtung halten sollten. Er sprach über die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Seele, über die Wirkungen der Taufe, über unsere nötige Trennung von der Welt. Er sprach über die vier Wunden der Erbsünde und mahnte uns, einen geistlichen Kampf zu führen.
Erzbischof Lefebvre war sehr einfach und bescheiden, mild, aber auch bestimmt. Zum Beispiel seine Weisung: Stillschweigen und keine Zusammenkünfte nach der Komplet. Das galt auch an dem Abend, an dem das Fernsehen über die Heldentat der ersten Mondlandung berichtete. Ich muss gestehen, dass ich nicht gehorcht habe. [Er lächelt.]
Mitteilungsblatt: Sie haben in der von Ihnen verfassten Biographie von Erzbischof Lefebvre verschiedene Einflüsse aufgezeigt, die die Gründung der Bruderschaft prägten. Zuerst sicher der „Traum von Dakar“. Können Sie diese „Intuition“ des Erzbischofs erklären?
Msgr. Tissier de Mallerais: Dieser Traum – rêve – oder diese Schau fand wahrscheinlich, wenn ich es richtig einschätze, 1958 statt. Als er in seiner Bischofskirche in Dakar ins Gebet versunken auf seinem Betstuhl kniete, während der Konsekration einer hl. Messe. Er hatte uns nie von diesem Traum gesprochen.
Erst am 8. Dezember 1989 schrieb der Erzbischof darüber im Vorwort für diesen Geistlichen Wegweiser – ich zitiere: „Wenn der Heilige Geist mir erlaubt, diese kurzen geistlichen Betrachtungen zu verfassen, bevor ich, wenn Gott mir gnädig ist, in den Schoß der allerheiligsten Dreifaltigkeit eingehe, dann hat Er mir erlaubt, das Traumbild zu verwirklichen, das Er mich eines Tages in der Kathedrale von Dakar schauen ließ: nämlich angesichts des fortschreitenden Verfalles des priesterlichen Ideals das katholische Priestertum Unseres Herrn Jesus Christus weiterzugeben in der ungetrübten Reinheit der Lehre, in seiner grenzenlosen missionarischen Liebe, so wie Er es Seinen Aposteln übertragen hat und so wie es die römische Kirche bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts überliefert hat.
Aber wie sollte das verwirklicht werden, was mir damals als die einzige Lösung zur Erneuerung der Kirche und der Christenheit erschienen war? Noch war es ein Traumbild, in dem sich mir aber schon die Notwendigkeit gezeigt hatte, nicht nur das authentische Priestertum zu überliefern, nicht nur die von der Kirche bestätigte „sana doctrina“ (die „gesunde Lehre“), sondern den tiefen und unwandelbaren Geist des katholischen Priestertums und des christlichen Geistes, die in ihrem ganzen Wesen mit dem erhabenen Gebet Unseres Herrn verbunden sind, das Sein Kreuzesopfer ewig zum Ausdruck bringt.
Das wahre Priestertum ist restlos abhängig von diesem Gebet; daher war ich immer so sehr von diesem Wunsch beseelt, den Weg zur wahren Heiligung des Priesters nach den Grundprinzipien der katholischen Lehre über die christliche und priesterliche Heiligung zu weisen.“
Mitteilungsblatt: Welche Rolle spielte Ecône bei Ihrer Ankunft 1969 in Fribourg?
Msgr. Bernard Tissier de Mallerais: 1969 kannte Msgr. Lefebvre das im Wallis gelegene Ecône schon. Er hatte das Haus, das fromme Laien erworben hatten, schon besichtigt. Er hatte die Landschaft und die Ruhe als wohltuend empfunden. Er hatte es aber eher als „eine Art Noviziat“ gesehen, als Ort für ein „Spiritualitätsjahr“. Ein geistliches Vorbereitungsjahr sollte für einen Seminaristen das sein, was ein Noviziat für den Ordensmann ist.
Msgr. Lefebvre hatte unter der mangelnden geistlichen Vorbereitung für das Theologiestudium an Santa Chiara in Rom gelitten. Er empfand das Noviziatsjahr bei den Spiritanern, das er 1931 als junger Priester in Orly, südlich von Paris, vollendet hatte, als große Gnade.
Mitteilungsblatt: Erzbischof Lefebvre wurde 1962 zum Generaloberen der Spiritaner gewählt, des mit über 5.000 Professen größten Missionsordens der Kirche. Welches Erbe der Spiritaner hat der Erzbischof auf die Bruderschaft übertragen?
Msgr. Bernard Tissier de Mallerais: Durch sein Noviziat die geistliche Lehre der Kirche und die Vorbereitung für die drei Ordensgelübde. Die Tugend des Gehorsams nach der Lehre des hl. Thomas von Aquin.
Schon vorher, in Rom, in seinem Priesterseminar in der Via Santa Chiara, unter der Leitung der Spiritaner-Patres Le Floch, Voegtli und Haegy, erhielt er die Liebe zur Liturgie, den Abscheu gegen den Liberalismus und das Brennen für die Lehre der Päpste. Diese Seminarprofessoren zeigten ihm die Irrtümer der Zeit auf und begeisterten ihn für das soziale Königtum Unseres Herrn Jesus Christus. Dies steht alles in unmittelbarer Beziehung mit dem Priestertum und dem hl. Messopfer. Später machte er seine Erfahrungen als Missionar in Gabun und als Missionsbischof in Dakar im Senegal. Hier war es die Erfahrung der Bekehrung der Heiden durch die Gnade Gottes, besonders durch das hl. Messopfer.
Mitteilungsblatt: Die Jahre 1965–1969 stehen in Ihrer Biographie des verehrten Gründers der Bruderschaft unter dem Titel „Das Programm des Widerstandes“. Welche Haltung hatte Msgr. Lefebvre zum II. Vatikanum und – ab 1969 – zur Neuen Messe? Hat sich seine Position verändert?
Msgr. Tissier de Mallerais: Seine Anschauungen haben sich nicht geändert, aber sie sind gereift. Zum Beispiel in Bezug auf die hl. Messe. Die ersten Änderungen vom Jahre 1965 hat er zuerst angenommen. So schrieb er als Generaloberer der Spiritaner vor, dass die Novizen die Messe „in Französisch“ nur einmal die Woche haben sollten. Er musste es hinnehmen, dass mit dem Konzil, schon vor der Einführung der Neuen Messe, die Altäre gedreht wurden und das Latein verschwand. Als Generaloberer konnte er nur noch Grenzen setzen. Aber als Gründer der Bruderschaft war er frei.
Ich kann mich gut an den Vorabend des 1. Advent 1969 erinnern: Msgr. Lefebvre sagte uns: „Morgen kommt eine neue Messe“. Und er fragte uns: „Was wollen wir tun?“ – als wenn er nicht gewusst hätte, was er tun sollte! Und er gab die Antwort: „Wir behalten die alte Messe, nicht wahr?“ Wir Seminaristen waren alle einverstanden, denn dazu waren wir ja gekommen.
In der Tat es handelte sich in dieser Frage nicht nur um die hl Messe, sondern um eine allgemeine Revolution, die im Gegensatz stand zur ganzen Tradition der Kirche.
Natürlich kennen Sie seine Grundsatzerklärung vom November 1974.
„Wir hängen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der für die Erhaltung dieses Glaubens notwendigen Traditionen, am Ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit.
Wir lehnen es dagegen ab und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neomodernistischen und neoprotestantischen Tendenz zu folgen, die eindeutig im Zweiten Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen daraus hervorgegangenen Reformen zum Durchbruch kam.“
Die Wahrnehmung der Situation und dadurch auch die Benennung der Ursachen wurden ihm immer klarer, und, dank dem Erzbischof, der Mehrheit der Seminaristen in jener Zeit.
Mitteilungsblatt: Die Wallfahrt zum 50. Jahrestag des Beginnens in Fribourg war ganz der Verehrung Unserer Lieben Frau von Bürglen gewidmet, die unter dem Titel „Hüterin des Glaubens“ verehrt wird. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Heiligtum?
Msgr. Bernard Tissier de Mallerais: Diese schöne kleine Kapelle oberhalb von Fribourg haben wir Seminaristen mit dem Erzbischof oft am Sonntag aufgesucht. Msgr. Lefebvre hat hier die ersten niederen Weihen gespendet. Ich erinnere mich noch an die eine Fahrt dorthin mit zwei Autos am 20. Oktober 1969. An der Tür hat uns Erzbischof Lefebvre gesagt: „Lesen Sie, was geschrieben steht: ‚Hüterin des Glaubens‘. Das ist unser Programm!“ Und wir traten ein. Da sagte er uns: „Wir werden das Seminar der Muttergottes weihen, als der Hüterin des Glaubens!“
In der Sakristei konnten wir das Register einsehen. Schon 1954 hatte er bei einem Besuch hier sein Apostolisches Vikariat der Gottesmutter und dem Gebet der Kranken von Bürglen, dem Œuvre des malades de Notre-Dame de Bourguillon, anvertraut.
Er kannte Fribourg von damals. Das hat ihm sehr geholfen, in der Schweiz die Priesterbruderschaft zu beginnen.
Mitteilungsblatt: Sie sind als junger Mensch dem Erzbischof begegnet und der Tradition der Kirche in schweren Zeiten treu geblieben. Der Erzbischof hat Sie einmal – zusammen mit Abbé Aulagnier – als seine „Engel“ bezeichnet. Aus dieser Treue ist ein Werk entstanden, das auf die ganze Kirche wirkt, weit über die Grenzen der Bruderschaft hinaus. Welchen Rat geben Sie jungen Menschen, die sich die Frage stellen, was Gott von ihrem Leben will?
Msgr. Bernard Tissier de Mallerais: Sie müssen beten. Beten Sie täglich den Rosenkranz und betrachten Sie die Geheimnisse. Und wenn Sie 16 Jahre alt sind, nehmen Sie an den geistlichen Übungen des hl. Ignatius teil. Eine kleine Woche. Und in der Stille und der Sammlung werden Sie das Licht über Ihre Zukunft erhalten. Und wenn der liebe Gott Ihnen in Ihrer Seele sagt: „Folge mir nach!“, dann antworten Sie wie die Gottesmutter mit einem: „Fiat! Ja, Dein Wille geschehe!“
Mitteilungsblatt: Monseigneur, vielen Dank für das Gespräch.