Fest des Unbefleckten Herzens der Allerseligsten Jungfrau Maria
Schon in der Urkirche war die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens bekannt, wie wir aus den Schriften einiger Kirchenväter wissen, z.B. des hl. Augustinus, des hl. Johannes Chrysostomos, des hl. Ephräm des Syrers und auch des hl. Leo des Großen. Sie alle nahmen in ihren Schriften auf die Verehrung des Herzens Mariens Bezug.
Später, im 14. Jahrhundert, schrieb die hl. Birgitta von Schweden über das Herz Mariens und im 15. Jahrhundert u.a. der hl. Bernhardin von Siena. Die großen Heiligen des 16. Jahrhunderts, Petrus Canisius und Franz von Sales, widmeten sich in ihren Schriften ausführlich diesem Thema.
Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte die Herz-Mariä-Verehrung eine Blütezeit, ganz besonders in Frankreich, während der Jansenismus sie ablehnte und bekämpfte. Das Fest des Unbefleckten Herzens der Allerseligsten Jungfrau Maria bzw. Festum Immaculati Cordis B.M.V. wurde zu Anfang des 19. Jahrhunderts durch Pius VII. (1800 - 1823) bestätigt und erhielt 1855 durch Pius IX. (1846 - 1878) ein eigenes Offizium. Es wurde am Oktavtag von Mariä Himmelfahrt, also am 22. August gefeiert. Auch die Päpste Leo XIII. und Pius X. förderten die Verehrung des unbefleckten Herzens Mariens.
Inmitten der unsäglichen Wirren des Zweiten Weltkrieges erreichten Papst Pius XII. unzählige Zuschriften aus aller Welt, mit der Bitte, die Menschheit dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, um den über alle Maßen grausamen Krieg zu beenden und der leidenden Menschheit wieder eine Zeit des Friedens zu schenken. Am 31. Oktober 1942 kam der Papst diesen Bitten nach und weihte die Welt an das Unbefleckte Herz Mariens mit den folgenden Worten:
Königin des heiligen Rosenkranzes, Hilfe der Christen, Zuflucht des menschlichen Geschlechtes, Siegerin in allen Schlachten Gottes! Flehend werfen wir uns vor deinem Throne nieder. Wir kommen voll Vertrauen, daß wir Barmherzigkeit, Gnade und rechte Hilfe in unseren Bedrängnissen erlangen. Wir vertrauen nicht auf unsere Verdienste, sondern einzig auf die unendliche Güte deines mütterlichen Herzens. Dir und deinem unbefleckten Herzen vertrauen wir uns an und weihen wir uns in dieser entscheidenden Stunde der menschlichen Geschichte. Dabei vereinigen wir uns mit der heiligen Kirche, dem geheimnisvollen Leib deines göttlichen Sohnes, der allenthalben leidet und blutet und so vielfach heimgesucht ist. Wir vereinigen uns mit der ganzen Welt. Sie ist ein Opfer der eigenen Sünde, von furchtbarer Zwietracht zerrissen, brennend in Feuerflammen des Hasses.
Dich, o Mutter, rühren so viele Ruinen der Welt und der Seelen, so viele Schmerzen, so viele Ängste von Vätern und Müttern, von Ehegatten, Brüdern und unschuldigen Kindern; dich rühren so viele in der Blüte der Jahre dahingeraffte Menschenleben, so viele gemarterte und sterbende Menschen, so viele Seelen, die in Gefahr sind, ewig verlorenzugehen. Du, o Mutter der Barmherzigkeit, erbitte uns von Gott den Frieden! Erbitte uns vor allem jene Gnaden, die in einem Augenblick die Seelen umwandeln können; erbitte uns jene Gnaden, die den Frieden vorbereiten, herbeiführen und sichern! Königin des Friedens, bitte für uns und gib der Welt den Frieden, nach dem die Völker seufzen, den Frieden in der Wahrheit, in der Gerechtigkeit, in der Liebe Christi! Gib der Welt den Frieden der Waffen und den Frieden der Seelen, damit in der Ruhe der Ordnung das Reich Gottes sich ausbreite.
Gewähre deinen Schutz den Ungläubigen und denen, die noch im Todesschatten liegen; schenke ihnen den Frieden! Laß für sie die Sonne der Wahrheit aufsteigen! Laß sie mit uns vor dem einen Erlöser der Welt die Worte wiederholen: „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind.“
Wir bitten für die durch Irrtum und Zwietracht getrennten Völker, vornehmlich für diejenigen, die dir eine besondere Andacht bezeugen. Gib ihnen den Frieden! Führe sie zurück zum einen Schafstall Christi unter dem einen und wahren Hirten!
Interessant ist es, dass von diesem Tag an eine entscheidende Wende im Kriegsgeschehen eintrat, noch interessanter ist, dass wichtige Ereignisse, die den Zusammenbruch des national-sozialistischen Regimes einleiteten, an hohen Marienfesten stattfanden. So fiel z.B. der Kriegseintritt der Amerikaner auf den 8. Dezember (Mariä Empfängnis), ebenso der Beginn der Schlacht um Stalingrad. Die Kapitulation vor Stalingrad fiel auf den 2. Februar (Maria Lichtmess), der Fall von Sizilien und die Invasion der Amerikaner bei Toulon auf den 15. August (Mariä Himmelfahrt) und die Kapitulation Italiens auf den 8. September (Mariä Geburt), am Fest Mariä Namen, dem 12. September 1944, überschritten die Amerikaner die Grenze des deutschen Reiches.
Man mag das für Zufall halten, Papst Pius XII. tat dies wohl nicht, denn im Jahr 1944 schrieb er das Fest des „Unbefleckten Herzens der Allerseligsten Jungfrau Maria“ für die gesamte Kirche vor. Im Zuge der Liturgiereform wurde das Fest auf den Samstag nach dem Herz-Jesu-Fest verlegt, die Tradition hält jedoch am ursprünglichen Datum fest.
Kirchengebet am 22. August:
Allmächtiger ewiger Gott, Du hast im Herzen der seligen Jungfrau Maria eine würdige Wohnstätte des Heiligen Geistes bereitet; verleihe uns, die wir in frommem Sinn das Fest dieses unbefleckten Herzens feiern, die Kraft, nach Deinem Herzen zu leben.