Fahrt nach St. Petersburg vom 23. bis 29. April mit der Reisegruppe „St. Raphael“

Quelle: Distrikt Schweiz

Am Sonntag, den 23. April 2017 war es für die Reisegruppe „St. Raphael“ wieder soweit: Die alljährliche Ferienreise stand an. Eine Gruppe von 17 Teilnehmern, ledig und zwischen 23 und 45 Jahre alt, aus der Schweiz und aus Deutschland, brach zur alten Zarenmetropole St. Petersburg auf. Sie wurde begleitet von Pater David Köchli, der nach Pater Schreiber zum ersten Mal die Reiseleitung übernommen hatte. Das Ziel der Reise war einerseits das Erforschen einer fremden Stadt und Umgebung, andererseits das Kennenlernen weiterer traditioneller Katholiken, gerne auch des anderen Geschlechtes, um in Zukunft eventuell gemeinsame Wege zu gehen...

Gegen Sonntag Mittag landete die Reisegruppe auf dem Flughafen Pulkowo/St. Petersburg.

Eine Reise nach Russland zu unternehmen ist immer ungewöhnlich und so waren die meisten Teilnehmer gespannt, was sie erwarten würde. Zunächst war das St. Petersburger Wetter allerdings nicht auf unserer Seite: es regnete (was sich die nächsten zwei Tage wenig änderte) und es war für die Jahreszeit ungewöhnlich kalt. Das sollte uns jedoch nicht abschrecken.

Nachdem es mit einem Kleinbus vom Flughafen in die Stadt ging, die mit offiziell 5 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Russlands ist, bezogen wir das Hotel.

Der erste Gang in St. Petersburg ging Richtung Wechselstube, um mitgebrachte Franken oder Euro in Rubel umzutauschen. Nach einem strammen, ca. 40 minütigen Fußmarsch durch strömenden Regen (und einem kuriosen Abwassersystem, welches das Regenwasser in Fontänen auf den Gehweg spült), stellten wir an der Wechselstube fest, dass nur Euro, aber keine Schweizer Franken angenommen werden. So blieb ein Teil der Teilnehmer zunächst ohne Bargeld. Nach der Rückkehr des Wechselabenteuers zelebrierte der Pater in der um die Ecke des Hotels liegenden Kapelle der Bruderschaft die Hl. Messe. Wir erbaten hier Gottes (Reise-) Segen und eine in vielerlei Hinsicht erfolgreiche Reise.

Anschließend gingen einige Teilnehmer direkt schlafen, da sie sehr früh aufgestanden waren oder beschnupperten sich beim gemeinsamen Abendessen.

Am nächsten Tag fanden die ersten offiziellen Programmpunkte statt: Wir starteten mit einer Sightseeing-Tour und besuchten u.a. die berühmte Blutskirche, eine aus Ägypten inspirierte Sphinx oder sahen uns den vom Fluss Newa umschlossenen Innenstadtbereich an. Da wir am ersten Tag bei der Fahrt ins Hotel nicht viel von der als prunkvoll beschriebenen Stadt gesehen haben (zunächst wirkten die Straßenzüge eher sozialistisch inspiriert), waren wir bei genauerem Hinsehen fasziniert von der Vielfältigkeit der Stadt, insbesondere der Häuser, Parkanlagen oder Kirchen. Wir kamen langsam der verborgenen Schönheit St. Petersburgs auf die Spur.

Nach dieser kleinen Rundfahrt besichtigten wir die St. Isaak-Kathedrale, eine der größten Kirchen St. Petersburgs und gleichzeitig eine der größten sakralen Kuppelbauten der Welt. Heute steht diese monumentale Kirche nur für festliche Gottesdienste an wichtigen Feiertagen zur Verfügung, wird aber auch als großes, orthodox-museales Bauwerk betrachtet. Es zeigt gewaltige Mosaike und Gemälde, vor allem Ikonen, die zu großen Teilen aus Marmor, Halb- und Edelsteinen zusammengesetzt sind. Die gewaltige Kuppel wird von einem Gemälde „Gottesmutter in Ruhm“ verziert. Ein beeindruckendes Bauwerk und mit viel Liebe zum Detail erschaffen.

Die anschließend an diesem Tag geplante Besichtigung der „Festung Peter und Paul“ musste aufgrund des stattfindenden Putin-Besuches verschoben werden. Es gab kein Durchkommen auf die Anlage, da der Präsidentenhubschrauber just in dem Augenblick vor der Festungsmauer landete, als wir vorbei fuhren. Das fanden wir natürlich unglaublich spannend, denn wann hat man schon die Gelegenheit, martialisch ausgerüstete Scharfschützen aus der Nähe zu sehen?

Statt zur Festung gingen wir in eines der zahlreichen Souvenirgeschäfte, wo wir der Farbenpracht der Matruschkas und diverser Mitbringsel erlagen und tütenweise einkauften. Gerüchten zufolge soll sich eine Teilnehmerin sogar eine original russische Pelzmütze gekauft haben und trägt sie seither mit Stolz und Eleganz....

Am Abend gab es die Möglichkeit, eine Folklore-Show zu besuchen. Es wurden traditionelle Gesangs- und Tanzeinlagen in einem kurzweiligen Spektakel vorgetragen. Damit man die Erinnerungen an diesen schönen Abend greifbar mit nach Hause nehmen konnte, konnte man in der Pause seine umgetauschten Rubel großzügig in russische Souvenirs investieren. Dieser Verlockung wurde abermals reichlich nachgegangen.

Am folgenden Tag war vormittags ein Besuch in der weltbekannten „Eremitage“ angesagt, einem der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Im Archiv dieses Museums befinden sich nahezu 3 Millionen Exponate – von archäologischen Fundstücken bis hin zu einer umfangreichen Gemälde-, Skulpturen- und sonstigen Objektesammlung.

Das Museum mit seiner unglaublichen Anzahl von Kunstwerken ist faszinierend, doch ist es absolut unmöglich, in der uns zur Verfügung stehenden Zeit von ca. 3 Stunden mehr als einen oberflächlichen Eindruck zu bekommen. Besonders eindrucksvoll waren die religiösen Motive, Abbildungen von Martyrern oder biblischen Darstellungen. Kurz: man könnte Tage hier zubringen.

Am Nachmittag fand der Besuch des Moika-Palastes statt (auch Jussupow-Palast genannt). Er war die Hauptresidenz der Adelsfamilie Jussupow, die in enger Verbindung zur Zarenfamilie stand und in dem der Wunderheiler Rasputin ermordet wurde. Die Szenen der Ermordung sowie verschiedene Aufstellungen der Familienkonstellationen der Zarenfamilie können hier besichtigt werden. Da den durchschnittlichen Europäer die verschiedenen Zarendynastien etwas überfordern könnten und man nicht immer weiß, wer in welchem Verhältnis zu wem steht, war es teilweise einigermaßen schwierig, die genauen Hintergründe des Mordes zu erfassen. Trotzdem hatte der Besuch des Jussupow-Palastes etwas Konspiratives an sich.

Am Abend gab es die Möglichkeit, Mozarts „Zauberflöte“ im Mikhailowsky-Theater anzuschauen, was von einigen Teilnehmern wahrgenommen wurde. Der Rest der Gruppe gestaltete den Abend frei.

Am Mittwoch stand der Besuch des berühmten Katharinenpalastes in Puschkin, einem Vorort von St. Petersburg, auf dem Programm. Der Katharinenpalast wurde nach Katharina I, der Ehefrau Peters des Großen, benannt, die hier ein Schloß mit einem akkuraten Park anlegen ließ. Bekannt ist der Katharinenpalast nicht nur wegen seiner zahlreichen extravaganten Räume, etwa des Spiegelsaals mit vergoldeten barocken Schnitzwerken, sondern insbesondere wegen des Bernsteinzimmers. Dieses Zimmer, was handwerklich und aus historischer Sicht als Meisterwerk gilt, wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm I als Zeichen der guten deutsch-russischen Beziehungen Zar Peter I geschenkt.

Das heutige Bernsteinkabinett ist originalgetreu dem Zimmer nachempfunden, welches seit Ende des zweiten Weltkrieges als verschollen gilt. Im Vergleich mit den anderen Räumen ist es von seiner Größe recht bescheiden, mit Sicherheit aber der bekannteste Raum im ganzen Palast. Aufgrund des meist zu erwartenden Besucherandrangs ist es nur für 2 Minuten erlaubt, im Bernsteinzimmer zu verweilen. Fotos sind verboten. Trotzdem konnte man einen schönen Einblick erhalten, auch wenn in der Phantasie der meisten das sagenumwobene Bernsteinzimmer völlig anders aussah als in der Realität. So ist es aus vielen kleinen Bernsteinplättchen zusammengelegt und nicht aus einer durchgehenden Bernsteinfläche, wie man annehmen könnte. Die anderen Zimmer übertreffen sich gegenseitig an Originalität und Schönheit und sind meist mit viel Gold verziert. Auch der Park um Schloß bietet ausreichend Sehenswertes."

Auch am Abend des 4. Tages gab es die Möglichkeit, sich kulturell weiter zu bilden. Die Oper „Carmen“ wurde aufgeführt und von einigen Teilnehmern gesehen. Die anderen Personen gingen entweder gemeinsam etwas essen (eine Besonderheit war ein ukrainisches Lokal mit einem Minischwein als Haustier) oder machten einen Spaziergang durch die Stadt.

Am fünften Tag der Reise war unser „freier“ Tag. Das heißt, jeder Teilnehmer konnte, alleine oder mit anderen, auf eigene Faust etwas unternehmen. Ein offizielles Programm gab es nicht. Dennoch fuhren wir fast alle mit dem Bus in die ca. 180 km von St. Petersburg entfernte Stadt Nowgorod, eine alte Hansestadt, die mit ihren zahlreichen Kirchen und Sehenswürdigkeiten als eine der lebenswertesten Städte Russlands gilt. So gibt es eine Kirche, von der es heißt, wenn man als Frau dreimal um sie herumlaufe, würde man den Mann seines Lebens treffen und heiraten.

Nowgorod ist im Vergleich zu St. Petersburg geradezu gemütlich, da wesentlich kleiner und gibt über die sehenswerte Architektur hinaus schöne Einblicke in frühere Handels- und Herrschaftsbeziehungen, insbesondere zu den baltischen oder deutschen Nachbarn. In der Zwischenzeit hat ihr St. Petersburg von der Bedeutung den Rang abgelaufen, aber ein Besuch ist mehr als lohnenswert!

Nach der Besichtigung der Stadt und eines Klosters in der Nähe von Nowgorod besuchten wir ein Freilichtmuseum, wo Holzhäuser, wie sie früher von der Landbevölkerung bewohnt wurden, orginalgetreu aufgebaut sind. Sie gaben uns einen Einblick in das teilweise recht entbehrungsreiche und nicht immer komfortable Leben der russischen Bevölkerung.

Danach ging es zurück nach St. Petersburg, wo wir den Abend in einem Restaurant gemütlich ausklingen ließen.

Am letzten Tag holten wir am Vormittag den am Montag ausgefallenen Besuch der „Festung Peter- und Paul“ nach. Sie gilt als die Keimzelle St. Petersburgs und war ursprünglich als Schutz der Newa-Mündung vor den Schweden gedacht. Heute ist die Festung u.a. ein Museumskomplex. Das wichtigste Gebäude ist die Peter-Paul-Kathedrale, die im Barockstil gehalten ist und in der fast alle russischen Monarchen bestattet sind.

Am Nachmittag ging es für die meisten Teilnehmer ins „Museum der angewandten Kunst“, in dem im Gegensatz zur „Eremitage“ zwar weniger, aber keineswegs geringere Exponate (nicht nur zeitgenössischer Kunst) ausgestellt sind. Eine beeindruckende Sammlung hierzulande kaum bekannter russischer Künstler hinterließ bleibenden Eindruck bei vielen Besuchern. Leider war auch hier die Zeit recht kurz, so dass man nur einen groben Überblick über die Werke bekommen konnte.

Nach dem Museumsbesuch gab es die Möglichkeit, eine Bootsfahrt zu machen, die einen weiteren Einblick auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt bot.

Den letzten Abend rundete das musikalische und tänzerische Meisterwerk des bekanntesten russischen Komponisten, Peter I. Tschaikowsky, ab, nämlich das Ballett „Schwanensee“.

Danach gingen einige Teilnehmer noch gemeinsam etwas trinken und ließen die Eindrücke der vergangenen Tage revue passieren.

Am Samstag war der Tag der Heimreise. Vormittags ging es zum Flughafen und anschließend nach Zürich bzw. in die Heimatstädte zurück. Es war eine sehr bereichernde und kurzweilige Fahrt und nicht wenige hat das „Russlandfieber“ gepackt, mit dem Wunsch, noch mehr kennenzulernen.

Selbstverständlich haben wir während der Reise täglich die Hl. Messe gefeiert und den Rosenkranz gebetet. Die sehr überschaubare Anzahl traditioneller Katholiken in einer orthodoxen Welt freute sich sehr, dass durch Pater Köchli so oft die Hl. Messe gefeiert werden konnte. Sie findet in der ausserordentlich schönen Form des römischen Ritus relativ selten statt.

Schön war auch die Bekanntschaft mit den verschiedenen Teilnehmern und das Kennenlernen russisch-kulinarischer Genüsse in Form von Essen und Trinken.

Einen besonderen Dank richten wir an Pater David Köchli, der die Reise für uns so angenehm und gut organisiert hat, insbesondere in der gelungenen Auswahl der Reiseführerin und der kurzweiligen Kulturveranstaltungen.

Vergelt’s Gott!