Exerzitien - Dem Leben die richtige Richtung geben!

Quelle: Distrikt Deutschland

Die Exerzitien gehören zum großen Schatz der Katholischen Kirche. Dem heiligen Ignatius von Loyola eingegeben, haben sie seit der Gegenreformation bis heute viele Menschen zum Glauben, zu einer inneren Umkehr oder einer Vertiefung ihres religiösen Lebens geführt. Vier Teilnehmer berichten über die Früchte, die sie für sie persönlich gebracht haben.  Ursprünglich waren die Exerzitien von Ignatius von Loyola auf einen Monat ausgelegt worden. Heute dauern sie in der Regel fünf bis sieben Tage, entfalten aber dennoch voll ihre Wirkung. Die Teilnehmer verbringen die Zeit in Stille. Gebets- und Andachtszeiten wechseln sich mit Vorträgen und persönlichen Gesprächen mit den Exerzitienleitern ab. 

 

Bei den Exerzitien ist alles darauf ausgerichtet, durch die intensive Betrachtung des Lebens Jesu auch das eigene Leben, das eigene Ziel zu reflektieren – und darauf basierend Vorsätze für die Zukunft zu fassen.  

Manche nehmen an den Exerzitien teil, um sich über eine wichtige Entscheidung Klarheit zu verschaffen, andere möchten mehr über den Glauben erfahren. Wieder andere erhoffen sich tiefere Impulse für die bereits verhandenene Glaubenspraxis. Gestärkt gehen im Normalfall alle aus diesen intensiven Tagen hervor, die einem die Zeit und den Raum lassen, über die wichtigsten Dinge im Leben nachzudenken. Das ist etwas, das im Alltag mit all den Pflichten und Ablenkungen ohnehin viel zu kurz kommt. Am Ende der Exerzitien werden die Teilnemher dazu eingeladen, sich über die Exerzitien hinaus etwas vorzunehmen.  

Ordnung und Struktur 

Bei einem Teilnehmer aus dem Bergischen Land beispielsweise war das, den Tag ganz klar zu ordnen.   

Der Eindruck nach den ersten Exerzitien war derart stark, dass er sich künftig feste Zeiten für Arbeit, Freizeit und Gebet vornehmen wollte. Insgesamt sieben Jahre hat er hintereinander an den Exerzitien teilgenommen.  

Jedes Mal hat er den Tagesplan angepasst, verbessert, weiter ausgedehnt. Besonders wichtig war ihm, morgens Raum für eine Betrachtung vorzusehen. Diese kann, wenn man wenig Zeit hat, auch nur ein paar Minuten dauern oder bis zu einer halben Stunde. Erzbischof Marcel Lefebvre hat den Laien empfohlen, morgens die Prim und abends die Komplet zu beten. Wer kann, sollte sich täglich Zeit für den Rosenkranz nehmen. Denn, und das ist eine interessante Übereinstimmung, nicht nur dieser eine Herr, auch die anderen Exerzitienteilnehmer haben von der spürbar positiven Wirkung des Rosenkranzgebets berichtet. Paradox: Im ersten Moment geht man davon aus, die zusätzlichen Gebetsvorsätze würden zu Lasten anderer Dinge gehen. Tatsächlich ist es aber genau anders herum. Durch die feste Struktur wird man viel effizienter, schafft wesentlich mehr am Tag. Einer seiner Vorsätze darüber hinaus war, ein christliches Institut zu gründen, was er auch tat.  

Ruhe und Klarheit 

Ganz anders war es bei einer 25-jährigen Teilnehmerin aus Niedersachsen. Sie nahm vor Kurzem erstmalig an den Exerzitien im Haus Nazareth im Bröltal teil. Im Gepäck hatte sie die Frage, ob sie sich mit ihrem Freund verloben sollte. Der gehörte bereits der Tradition an und hat sie dazu ermuntert, sich diese wichtige Lebensentscheidung bei den Exerzitien vorzulegen.  

Schon vor der Anreise zum Exerzitienhaus hat der Widersacher kräftig Zweifel gesät: Soll sie wirklich hinfahren? Eine Woche ohne Handy, ohne Kommunikation? Im Endeffekt ist sie gefahren und bezeichnet die Tage der Exerzitien als lebensverändernd. Obwohl die Zeit des Schweigens für sie zunächst belastend war, hat sie im Nachhinein gerade das als wichtige Voraussetzung für fruchtbare Exerzitien empfunden.  

Im Alltag ist sie nun ruhiger, geht mit den Dingen gelassener um und fühlt sich insgesamt glücklicher. Als Vorsatz hat sie sich mitgenommen, sich künftig in der Pro-Life-Bewegung zu engagieren. Das hat aus ihrer Sicht das Leben auch auf weltlicher Ebene verändert. Und, das Wichtigste zum Schluss: Mit ihrem Freund ist sie nun verlobt und sieht einer Ehe entgegen, bei der sich beide Partner auf Gott ausrichten möchten.   

Zum Vater zurück 

Eine Teilnehmerin aus Oberbayern wurde als Protestantin getauft und empfing dort auch die Konfirmation, wurde damit aber nie wirklich warm. An Gott hat sie dennoch nie gezweifelt, ging in schwierigen Zeiten auch mal in die Kirche. Als dann die Corona-Jahre kamen, kam ihr mehr und mehr der Gedanke, dass mit der Welt etwas nicht mehr stimmen könne. Mit einer Freundin hat sie dann lange Gespräche über Gott und die Welt geführt. Als sie eine Bekannte fragte, die aus dem Umfeld der Priesterbruderschaft kam, wie man Gott näher kommen könne, empfahl diese die Exerzitien.  

Im Exerzitienhaus Porta Coeli im Schwarzwald hat sie einige Dinge an ihrem eigenen Lebensweg radikal hinterfragt und festgestellt, dass sie in der Vergangenheit oft gegen ihre innere Stimme gehandelt oder gar rebelliert hat. Während der Exerzitien haben ihr die tägliche heilige Messe und das Gebet besonders gutgetan. Das Schweigen hat sie als angenehm empfunden.  

Als es in den Vorträgen auf die Hölle zu sprechen kam, erinnerte sie sich an die Lektüre des Buchs von Teresa von Avila; da wurde ihr klar, dass es sich dabei um etwas Wirkliches handelt. Der Exerzitienprediger empfahl ihr, zum Vater zurückzukehren – ein kräftiges Wort, das ihrem Leben neue Richtung gegeben hat.   

Seither fährt sie regelmäßig zur hl. Messe. Während der Exerzitien spielt auch die Unterscheidung der Geister eine Rolle, also die Frage, was dem geistlichen Leben zuträglich ist und was nicht. Das hat ihr die Augen dafür geöffnet, was zu einem christlichen Leben gehört und was nicht.  

Die Exerzitien, für die sie sich nichts besonderes vorgenommen hat, haben ihr Leben dennoch stark verändert; sie konvertierte und ist zwischenzeitlich gefirmt. „Erst wenn man den Glauben lebt, ist man tatsächlich frei“, berichtet sie abschließend.   

Alles für Gott 

Geboren und aufgewachsen in Sachsen, Jahrgang 1993, lernte dieser Exerzitienteilnehmer die Priesterbruderschaft während des Studiums kennen. Als er später in die Schweiz ging, besuchte er dort die hl. Messe in Luzern. Eine tiefe Wende in seinem Glaubensleben kam aber erst, als er 2022 erstmalig in Enney und in den folgenden drei Jahren an den Ignatianischen Exerzitien in Zaitzkofen teilnahm.  

Die Wirkung wurde für ihn mit jedem Mal intensiver, da er in die entscheidenden Fragen tiefer einsteigen konnte. Rückblickend würde er sagen, dass vor allem zwei Dinge eingetreten sind: Indem er sich ganz grundlegende Gedanken über das Leben machte, wurde ihm klar, dass das Leben endlich ist und die Lehre von Himmel und Hölle eine Realität. Daraus folgt für ihn die Notwendigkeit, sich auf Gott auszurichten und tugendhaft zu leben. Das „Omnia ad maiorem Dei gloriam“ bezeichnet er als eine der größten Früchte der Exerzitien für sich persönlich.  

Auch hier ist also eine konsequente Unterscheidung der Geister zu sehen, die dazu führt, sich im Leben von Unwichtigem oder gar Falschem zu lösen und den Fokus ganz auf das große Ziel auszurichten. Ein wichtiges Hilfsmittel dabei ist auch für ihn der tägliche Rosenkranz, den er nicht aus Pflicht, sondern mit tiefer Freude betet.  

Außerdem hat er sich stark mit der Frage auseinandergesetzt, wo Gott ihn haben möchte und was er tun kann. Als eine weitere Frucht der Exerzitien steht für ihn nun fest, dass er eine Frau finden möchte, die bereit ist, mit ihm Kinder im Glauben großzuziehen.  

Bis dahin möchte er seinen Beitrag zum Apostolat leisten und organisiert Vorträge und Gruppenveranstaltungen mit jungen Männern. Er hofft, daduch Impulse für ein gläubiges Leben zu geben und auch anderen die Tür zu dieser Welt zu öffnen.  

Die Motivation für die Exerzitien kann ganz unterschiedlich sein. Ebenso unterschiedlich können die Früchte sein, wie diese vier Beispiele zeigen.   

Das sind nun also die Exerzitien, ganz einfach: Es ist das gelebte Christentum, das christliche Leben im Lichte der ewigen Wahrheiten; jener ernsten Tatsachen, denen alle Menschen gegenüberstehen.