Erzbischof Viganò spricht über das Vatikanum II., die FSSPX und den Sedisvakantismus

Quelle: Distrikt Österreich

Am 25. August 2018 veröffentlichte Erzbischof Viganò einen elfseitigen Brief an den Papst in dem er sowohl den Papst als auch mehrere andere kirchliche Würdenträger anklagt Missbrauch zugedeckt zu haben.

Catholic Family News (CFN) freut sich, berichten zu können, dass Seine Exzellenz, Carlo Maria Viganò, uns einen Brief geschickt hat, in dem er auf die wichtigen Fragen antwortet, die der CFN-Mitarbeiter Stephen Kokx in seinem kürzlich erschienenen Artikel „Fragen an Erzbischof Viganò: Seine Exzellenz hat bezüglich des Zweiten Vatikanischen Konzils Recht, aber was sollten die Katholiken seiner Meinung nach jetzt tun“ respektvoll gestellt hat.

In seiner ausführlichen Antwort zeigt Erzbischof Viganò, dass er ein wahrer Hirte ist, der sich um die verwirrten und verlassenen Schafe unserer Zeit sorgt. Er gibt klare und praktische Antworten für die wachsende Zahl der Katholiken, die die konziliare Revolution erkennen. In seinen früheren Beiträgen hat Erzbischof Viganò die Ursache der gegenwärtigen Krise genau diagnostiziert und die Beseitigung der konziliaren Texte als ultimatives Heilmittel für diese Krise ausgewiesen. In seinem heutigen Brief gibt Seine Exzellenz Ratschläge und nennt die praktischen Heilmittel, die Glieder der streitenden Kirche anwenden müssen, um sich gegen die tödlichen Irrtümer der konziliaren und nachkonziliaren Zeit zu immunisieren. Ihr Glaube muss überleben können, bis diese endgültige Heilung von einem künftigen heiligen Papst herbeigeführt wird.

Widerlegung der Sedisvakantisten

Der Erzbischof beginnt mit einer klaren Absage an diejenigen, die seine früheren Interventionen falsch dargestellt haben, als ob er Katholiken auffordern würde, mit der Kirche zu brechen oder sich zu weigern, die Inhaber hierarchischer Ämter anzuerkennen. Er unterstreicht, dass es notwendig ist, den Glauben zu bewahren ohne Vermischung mit den modernistischen Irrtümern und dennoch entschlossen zu sein, in der Kirche zu bleiben:

Eines ist ganz klar. Es darf keine Vermischung mit denjenigen geben, die verfälschte Lehren des konziliaren ideologischen Manifests vorschlagen. Die Tatsache, dass man getauft und ein lebendiges Glied der Kirche Christi ist, hat nicht notwendigerweise die Zugehörigkeit zum konziliären Gefüge zur Folge. Dies gilt insbesondere für die einfachen Gläubigen, aber auch für säkulare und reguläre Kleriker, die sich aus verschiedenen Gründen als Katholiken betrachten und die Hierarchie anerkennen.

Seine Exzellenz dreht die Frage um. Die Modernisten von heute behaupten, dass die Verteidiger der Tradition, wie Seine Exzellenz selbst, die „volle“ Gemeinschaft mit der Kirche verlassen haben. Er hingegen versichert den Gläubigen in Bezug auf die Kirchenmänner, die „die heterodoxen Lehren während der letzten Jahrzehnte angenommen und verbreitet haben, und die sich dabei bewusst sind, dass diese Lehren einen Bruch mit dem vorhergehenden Lehramt darstellen“, dass es „erlaubt ist, an ihrer tatsächlichen Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche zu zweifeln. Und zwar auch dann, wenn sie offizielle Ämter innehaben, die ihnen Autorität verleihen. Wo der Zweck der Autoritätsausübung darin besteht, die Gläubigen zur Annahme der seit dem Konzil auferlegten Revolution zu zwingen, handelt es sich um eine unrechtmäßig ausgeübte Autorität“. In einer klaren Widerlegung der sedevakantistischen Behauptungen drängt Erzbischof Viganò die Gläubigen: „Wir dürfen – trotz unserer berechtigten Entrüstung – der Versuchung nicht nachgeben, die Katholische Kirche aufzugeben unter dem Vorwand, dass sie von Häretikern und Hurenböcken überfallen worden ist: sie sind es, die aus der heiligen Einfriedung vertrieben werden müssen, in einem Werk der Reinigung und Buße …“

Wo der Erzbischof zu erläutern versucht, wie die Vertreter dessen, was er als „konziliare Sekte“ bezeichnet, in hierarchischen Ämtern verbleiben können, erklärt Seine Exzellenz, dass er die Theorie von Bischof Bernard Tissier de Mallerais akzeptiert, nach der es in der Kirche zwei Entitäten gibt, die nebeneinander existieren. Die Kirche Christi koexistiert zusammen mit der „eigenartig extravaganten Kirche, in der römischen Kurie, in den Diözesen, in den Pfarreien… wie der Weizen mit dem Unkraut“. Wir müssen diesen traurigen Zustand anerkennen, aber wir „können unsere Hirten nicht nach ihren Absichten beurteilen. Auch dürfen wir nicht annehmen, dass sie alle im Glauben und in der Moral verdorben sind…“

Er plädiert für den gleichen Weg, den Erzbischof Marcel Lefebvre vor vielen Jahrzehnten aufgezeigt hat, den Weg, der von den Sedevakantisten spöttisch als „Anerkenne und widerspreche“ umschrieben wird. So wie wir den verkehrten „Lakaien-Gehorsam“ vermeiden und nicht blind den Neuheiten folgen, müssen wir auch die von den Sedisvakantisten vertretene Leugnung jeglicher Autorität vermeiden. Erzbischof Vigano erklärt: „Wir dürfen nicht rebellieren, aber wir müssen uns widersetzen; wir dürfen uns nicht über die Fehler unserer Hirten freuen, sondern müssen für sie beten und sie respektvoll ermahnen; wir dürfen nicht ihre Autorität in Frage stellen, sondern die Art und Weise, wie sie diese ausüben“.

Das Recht und die Pflicht Novus-Ordo-Pfarreien zu vermeiden: Es geht um mehr als nur um die lateinische Messe

Haben Katholiken das Recht, sich von ihrer geographischen Pfarrei zu trennen, wenn diese die Sakramente nicht im traditionellen Ritus anbietet und nicht die wahre katholische Lehre verkündet? Er bekräftigt unmissverständlich, dass „treue Laien das Recht und die Pflicht haben, Priester, Gemeinschaften und Institute zu finden, die dem immerwährenden Lehramt treu sind“. Sie müssen die lobenswerte Feier der Liturgie im Alten Ritus verbinden mit der Treue zur gesunden Lehre und Moral, ohne an der Front des Konzils nachzugeben“. Es ist bedeutsam, dass Erzbischof Viganò erklärt, dass das Fernbleiben von Novus-Ordo-Pfarreien nicht nur ein Recht, sondern sogar eine Pflicht ist. Für den, der die lateinische Messe bevorzugt stellt dies ein Recht dar. Für diejenigen aber, die verstehen, was auf dem Spiel steht, ist es eine Verpflichtung und eine Schuldigkeit. Er macht deutlich, dass die Gläubigen nicht nur einen Ort finden müssen, an dem sie der traditionellen Messe beiwohnen können. Ihre Pflicht ist es, einen Ort zu finden, der den Alten Ritus zusammen mit der gesunden Lehre anbietet, die nicht im Konzil versinkt („subsidence“).

Seine Exzellenz unterstreicht die Verbindung, die zwischen der Messe und der Lehre bestehen muss, durch den Begriff, den er mehrmals verwendet, wo er sich auf die Traditionelle Messe bezieht. Er nennt ihn einfach den „katholischen Ritus“. Er vermeidet den mehrdeutigen und ungenauen Begriff „außerordentliche Form des römischen Ritus“. Er stellt klar, dass die Priester den katholischen Ritus nicht nur anbieten sollten, „um die außerordentliche Form des Ritus zu bewahren, sondern um die Einhaltung des depositum fidei zu bezeugen, das nur im Alten Ritus vollkommene Entsprechung findet“. Das Adverb „nur“ ist äußerst bedeutsam. Die Alte Messe ist nicht eine von zwei Möglichkeiten (neu und alt). Sie ist die „einzige“, die vollkommen mit dem Depositum fidei übereinstimmt.

Was sollen Kleriker tun?

Seine Exzellenz gesteht, dass die Situation der Kleriker komplexer ist. Auf der einen Seite haben Kleriker weniger Spielraum als Laien, einen Platz in der Kirche zu finden, um katholisch zu bleiben, weil sie kirchlichen Vorgesetzten unterstellt sein müssen. Dennoch haben sie größere Freiheit, da sie jederzeit rechtmäßig „die Messe feiern und die Sakramente im tridentinischen Ritus spenden und ... in Übereinstimmung mit der gesunden Lehre predigen“ können. (Auch hier ist die Verbindung zwischen Liturgie und Lehre zu beachten.) Seine Exzellenz macht deutlich, dass die Kleriker sowohl den Fehler vermeiden müssen, die sichtbare Kirche zu verlassen, um ihre eigene Kirche zu gründen, als auch den entgegengesetzten Fehler, sich einfach der Neuen Messe und der neuartigen Lehre anzupassen, um Verfolgung zu vermeiden. Kleriker müssen in der Kirche bleiben und dem katholischen Ritus und der wahren Lehre treu sein, selbst auf die Gefahr der Verfolgung. Er räumt ein, dass sie Verfolgung ebenso leiden werden wie die wenigen treuen Kleriker in der Zeit der Arianischen Häresie.

Er stellt klar, dass die Priester nur „die tridentinische Messe feiern und eine solide Lehre predigen“ sollen, und er sagt, dass die Wahrheit nicht gepredigt werden kann, wenn ein Priester das Konzil nie erwähnt. Er räumt ein, dass die Erfüllung dieser drei Pflichten (nur den katholischen Ritus anzubieten, die Wahrheit zu predigen und die Irrtümer des Konzils anzuprangern) dazu führen kann, dass der Priester aus seiner Pfarrei hinausgeworfen wird. Aber er erinnert solche verfolgten Priester: „Niemand kann Sie jemals daran hindern, das Heilige Opfer zu erneuern, auch wenn die Heilige Messe auf einem behelfsmäßigen Altar in einem Keller oder auf einem Dachboden gelesen wird...“. Die Priester müssen bereit sein, für die Kirche eine solche Verfolgung auf sich zu nehmen. Er fordert die treuen Priester auf, sich nicht davor zu fürchten, dass sie mit falschen Namen beschimpft werden: „Hören wir auf, zu fürchten, dass die Schuld des Schismas bei denen liegt, die die Irrtümer anprangern, und nicht bei denen, die sie verbreiten: Die Schismatiker und Ketzer sind es, die den Mystischen Leib Christi verwunden und kreuzigen, nicht diejenigen, die ihn verteidigen, indem sie die Henker anprangern!

Was sollen die Laien tun?

Wie bereits erwähnt, macht Seine Exzellenz deutlich, dass die Laien das Recht und die Pflicht haben, die traditionellen Sakramente und die wahre Lehre zu empfangen. Sie müssen nach Priestern suchen, die diese spenden, und sie müssen die meiden, die „durch die gegenwärtigen Irrtümer irregeführt“ sind. Dennoch macht er deutlich, dass die Laien mehr tun müssen, als solche guten Priester zu ihrem eigenen geistlichen Nutzen einzusetzen. Sie haben eine „heilige Aufgabe“. Sie müssen „gute Priester und gute Bischöfe trösten“ und „ihnen Gastfreundschaft gewähren, ihnen helfen, sie in ihren Prüfungen trösten“. So wie er den Finger so treffend auf die konziliaren Irrtümer legte, diagnostiziert Seine Exzellenz auch eine Gefahr in den traditionalistischen Gemeinschaften, die es zu vermeiden gilt, nämlich die Aussaat von Spaltung. Er fordert die Laien auf, Gemeinschaften aufzubauen, „in denen nicht Murren und Spaltung vorherrschen, sondern brüderliche Nächstenliebe in der Einheit im Glauben“.

Was ist mit der Priesterbruderschaft St. Pius X.?

Vielleicht als konkretere Antwort auf die Frage, wohin wir uns wenden sollen, offenbart Erzbischof Viganò zum ersten Mal seine Gedanken über die Priesterbruderschaft St. Pius X. und ihren Gründer, Erzbischof Marcel Lefebvre. Er ist der Meinung, dass die Priesterbruderschaft „Anerkennung dafür verdient, dass sie nicht zugelassen hat, dass die Flamme der Tradition erlischt...“. Er enthüllt, dass er sie für „einen gesunden Dorn im Auge“ der modernistischen Hierarchie hält und lobt sie dafür, dass „sie die Widersprüche und Fehler der konziliaren Sekte“ offenbart. Er scheint die Bischofsweihen ohne schriftliches päpstliches Mandat im Jahr 1988 zu billigen, wenn er feststellt, dass diese Weihen es der Priesterbruderschaft ermöglichten, „sich vor dem wütenden Angriff der Neuerer zu schützen“. Seine Exzellenz sieht die Strafen, die dem Erzbischof und seiner Gemeinschaft auferlegt wurden (z.B. die angebliche Behauptung seiner Exkommunikation), nicht als Akte der Gerechtigkeit, sondern vielmehr als Akte der „Verfolgung“. Er glaubt, dass Erzbischof Lefebvres Kritik am Konzil „aktueller denn je“ sei. Anstatt Lefebvre als „Schismatiker“ oder „Exkommunizierten“ zu betrachten, bezeichnet Erzbischof Viganò ihn als „beispielhaften Bekenner des Glaubens“.

Mit Hoffnung auf die Auferstehung der Kirche nach vorn blicken

Wie Erzbischof Lefebvre vor ihm verbindet Erzbischof Viganò seine scharfsinninge Diagnose der konziliaren Krankheit mit einem wahren katholischen Seelenfrieden, der fest auf Gott vertraut. Nachdem er zur Kenntnis genommen hat, dass Kleriker und Laien gleichermaßen beginnen, den konziliaren Alptraum als das zu sehen, was er ist, freut er sich auf ein notwendiges „Erwachen“, das „fast eine Auferstehung“ ist. So wie „kein Sohn duldet, dass seine Mutter von den Dienern beleidigt oder sein Vater von den Verwaltern seiner Güter tyrannisiert wird“, so bietet der Herr auch uns „in dieser schmerzlichen Situation die Möglichkeit, seine Verbündeten zu sein, wenn wir diese heilige Schlacht unter seinem Banner schlagen“. Seine Exzellenz ermahnt uns, dass wir anstatt durch ungerechte Verfolgung entmutigt zu werden, Trost finden in dem Gedanken, dass „der König, der über Irrtum und Tod siegreich ist“, „uns erlaubt, die Ehre des triumphalen Sieges und den ewigen Lohn, der sich daraus ergibt, zu teilen, nachdem wir mit ihm durchgehalten und gelitten haben“. Er fordert uns auf, die Tugend der Tapferkeit zu praktizieren. Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Sein Text schließt mit großer Zuversicht, dass Gott uns aus dieser Krise retten wird: „Ich bin sicher, mit einer Gewissheit, die mir aus dem Glauben kommt, dass der Herr es nicht versäumen wird, unsere Treue zu belohnen ... indem er uns heilige Priester, heilige Bischöfe, heilige Kardinäle und vor allem einen heiligen Papst schenkt“.