Erzbischof Marcel Lefebvre: Welche Erfüllung für einen Priester!

Quelle: Distrikt Deutschland

Predigt von Erzbischof Marcel Lefebvre am 29. Juni 1974 in Ecône

Kann es eine tiefere und größere Freude für einen Bischof geben, als katholische Priester zu weihen? Was das Priestertum wirklich ist, können wir nur dann wirklich verstehen, wenn wir uns auf das berufen, was Unser Herr Jesus Christus getan hat, auf das, was die Kirche immer gelehrt hat. Erzbischof Marcel Lefebvre hatte den festen Willen, weiterzugeben, was er empfangen hatte.

„Das gläubige Volk will das heilige Messopfer nicht entbehren, gerade weil eben der Priester für das gläubige Volk eingesetzt ist, für die Menschen eingesetzt ist, um sie zu Gott zu führen, um sie von ihren Sünden zu befreien. Sie haben es ja notwendig, zu Gott zu gelangen, sie haben es notwendig, sich von ihren Sünden befreien zu lassen, und daher fühlen sie diese Notwendigkeit, zur heiligen Messe zu kommen, zum heiligen Messopfer, dorthin, wo sie das von Unserem Herrn Jesus Christus vergossene Blut in ihrer Seele empfangen, das Blut Unseres Herrn Jesus Christus in ihren Herzen aufnehmen können, damit ihre Sünden getilgt werden, damit sie vor Gott reingewaschen und heilig seien und ihre Seele Ihr ganzes Leben lang auf Gott hin ausgerichtet ist. Das muss der Priester für die Gläubigen vollziehen. Und selbst wenn er das heilige Messopfer allein darbringt, ist das Ergebnis das gleiche, denn das heilige Messopfer ist ein öffentlicher Akt der Kirche. Und wenn das heilige Messopfer von diesen Priestern dargebracht wird, die wahrhaft geweiht sind und denen der priesterliche Charakter verliehen worden ist, dann mag es feierlich oder privat zelebriert werden, immer wird sein Wert gewahrt sein, sein geheimnisvoller, sein unermesslicher, sein unendlicher Wert. Das ist das mysterium fidei, das Geheimnis des Glaubens. Wir sind unfähig, unfähig hier auf Erden, die Größe, die Erhabenheit dieses Messopfers zu begreifen. Wir werden es also nur im Himmel begreifen. Aber werden wir es vollkommen begreifen? Wenn wir bei Gott sind, werden wir es in gewisser Weise so begreifen, wie der liebe Gott es begreift. Aber nur der liebe Gott selbst kann dieses Geheimnis unseres Glaubens ganz durchdringen, das ja auch das Geheimnis Seiner Liebe ist, Seiner Liebe zu uns.

Und was ist noch ein weiterer Grund für Sie, meine lieben Freunde, das heilige Messopfer darzubringen? „Ut vitam habeant et abundantius habeant.“ Auch das wollte Unser Herr. „Damit sie das Leben haben und es überreichlich haben“ (Jo 10,10), denn zu nichts anderem ist das Messopfer bestimmt: das Leben zu schenken. Und welches Leben? Nicht das Leben dieser Welt, nicht das Leben des Leibes, sondern das übernatürliche Leben, das göttliche Leben. Denn Unser Herr wollte uns Sein eigenes Leben, Sein göttliches Leben schenken, uns in die Allerheiligste Dreifaltigkeit eingehen lassen, alle, so viele wir sind, so gering, so schwach wir auch sein mögen. Unser Herr wollte, dass wir an Seinem göttlichen Leben teilhaben, deshalb ist Er auf Kalvaria gestorben, deshalb ist Er am Kreuz gestorben, um uns dieses göttliche Leben wiederzugeben, das wir verloren hatten.

Sie bringen also das heilige Messopfer dar, um das Leben zu spenden, und die Frucht des Messopfers ist die Allerheiligste Eucharistie, die Allerheiligste Eucharistie, in der der Leib, die Seele und die Gottheit Unseres Herrn Jesus Christus gegenwärtig ist. Wie erhaben, wie herrlich ist das! Deshalb sind Sie auch so hoch gestellt, meine lieben Freunde! Der Priester ist durch seinen priesterlichen Charakter den Engeln ähnlich. Ich glaube, es war der hl. Augustinus, der gesagt hat, wenn er einem Engel und einem Priester begegnete, würde er sich zuerst vor dem Priester verneigen und erst dann vor dem Engel. Und warum? Weil dem Priester der unauslöschliche Charakter Unseres Herren Jesus Christus verliehen worden ist, der priesterliche Charakter Unseres Herrn Jesus Christus!

Aus dieser außerordentlichen Nähe zu Unserem Herrn Jesus Christus ergibt sich auch, dass der Priester nur mehr mit göttlichen Dingen befasst sein darf, mit den Anliegen Unseres Herrn Jesus Christus, mit dem Heil der Seelen. Das ist auch der Grund, weshalb der liebe Gott und die Kirche zumindest grundsätzlich den Zölibat verlangen. Wenn es Priester gibt, die im Einklang mit dem Kirchenrecht nicht ehelos leben, sind das nur Ausnahmen. Es ist normal und richtig und es ist gut, dass der Priester jungfräulich ist, dass er den Zölibat einhält, damit er ganz und gar dem Dienst Gottes gehört, denn er spendet das göttliche Leben, das geistliche Leben. Er soll ausschließlich damit befasst sein, den Seelen das geistliche Leben, das göttliche Leben zu geben.

Sie werden das sicher mit einer tiefen Freude tun. Welche Erfüllung für einen Priester!“