Erzbischof Marcel Lefebvre: Unter dem Stern des Lehramts aller Zeiten

Quelle: Distrikt Deutschland

Eine Kardinalskommission trat am 23. Juni 1974 in Rom zusammen und beschloss, eine kanonische Visitation des Seminars in Ecône zu veranlassen.

Diese Visitation wurde vom 11. bis 13. November 1974 von den beiden Apostolischen Visitatoren, Erzbischof Albert Descamps, emeritierter Rektor der Universität Löwen und Vorsitzender der ständigen päpstlichen Bibelkommission, und Bischof Wilhelm Onclin, Untersekretär der päpstlichen Kommission für die Revision des Kirchenrechtes, vorgenommen. Einvernommen wurden von ihnen: Erzbischof Lefebvre, 10 Professoren des Seminars und 20 der 104 Seminaristen. Die Visitatoren hinterließen den Eindruck eines verstörenden Progressismus. Sie bezeichneten u. a. einen verheirateten Klerus als normal und künftig unvermeidbar, bestritten die Existenz einer unwandelbaren objektiven Wahrheit und hegten Zweifel am überlieferten Glauben an die Auferstehung Jesu.

Der Bericht der Visitatoren wurde Erzbischof Lefebvre nie in irgendeiner Weise zur Kenntnis gebracht. Sie hatten Erzbischof Lefebvre gegenüber lediglich erklärt, „vom Seminar einen guten Eindruck gehabt zu haben“.

Über dieses – nur mündliche – Lob  sagte der Erzbischof in einem Vortrag für die Seminaristen: „Also ist das Seminar nach den Visitatoren zu 99 % gut“ – und fügte hinzu: „So wäre nur ein Prozent für die neue Messe, das ist nicht viel!”

Gegen Ende des Jahres begab sich Erzbischof Lefebvre nach Rom und bat um eine Audienz bei Papst Paul VI. Als ihm diese vom Kardinal-Staatssekretär Jean Villot mit der Begründung verweigert wurde, sie könnte als Anerkennung gewertet werden, verfasste Erzbischof Lefebvre in Rom – nach seinen eigenen Worten „im Zustand einer zweifellos sehr starken Entrüstung“ – seine berühmt gewordene Grundsatzerklärung vom 21. November 1974.

„... Die einzige Haltung der Treue gegenüber der Kirche und der katholi­schen Lehre besteht um unseres Heiles willen in der kategorischen Weigerung der Annahme der Reform. Deshalb setzen wir unser Werk der priesterlichen Ausbildung fort ohne jegliche Bitterkeit, ohne Rebel­lion, ohne Groll, unter dem Stern des Lehramts aller Zeiten, überzeugt, dass wir der heiligen katholischen Kirche, dem Papst und den zukünfti­gen Generationen keinen größeren Dienst erweisen können.

Daher halten wir an allem fest, was von der Kirche aller Zeiten und vor dem modernistischen Einfluss des Konzils geglaubt und im Glauben praktiziert wurde: in der Sittenlehre, im Kult, im Katechismusunter­richt, in der Priesterausbildung, in den kirchlichen Institutionen und in allem, was in den Büchern kodifiziert niedergelegt wurde. So warten wir darauf, dass das wahre Licht der Tradition die Finsternis zerstreue, wel­che den Himmel des Ewigen Rom verdunkelt. Indem wir mit der Gnade Gottes und der Hilfe der allerseligsten Jungfrau Maria, des hl. Joseph und des hl. Papstes Pius X. so handeln, sind wir überzeugt, der römisch-katholischen Kirche sowie allen Nach­folgern Petri treu zu bleiben ...“

Im Brief an die Freunde und Wohltäter Nr. 8 vom 16. April 1975 schreibt der Erzbischof:

„Inmitten der Prüfungen, die die Kirche augenblicklich erleidet, geht unser Werk seinen Weg mit dem Segen Gottes und sogar begleitet von dem lobenden Bericht der Visitatoren, die im letzten November von Rom gesandt wurden. Das bestätigt nur, wie wohlbegründet die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist und wie nützlich für die Erneuerung des Priestertums in der Kirche. Wir wollen möglichst viele heiligmäßige Priester heranbilden!“

Und er fährt in diesem Schreiben an die Wohltäter fort:

„Angesichts des völligen Bankrotts, der sich in der Kirche, in den Universitäten, in den Seminaren, in den Pfarrzentren und in den Synoden immer mehr ausbreitet, angesichts der Selbstzerstörung der Liturgie, die einer Fortentwicklung ohne Ende ausgeliefert ist, bleibt für die Gläubigen, die Priester und die Ordensleute (Mönche wie Nonnen) als einzige Lösung nur, zum unverkürzten und unverfälschten wahren Glauben zurückzukehren, den die Kirche immer und besonders durch die Heiligen gelehrt hat.

Der einzige, der königliche Weg unseres Glaubens ist das Kreuz Unseres Herrn. Es ist der Abriss, die Zusammenfassung unseres Glaubens und aller Tugenden, die wir üben sollen. Das Kreuz aber ist immer im heiligen Messopfer lebendig und fruchtbringend – dank des Dienstes der Priester. Solche Priester also, die an das Opfer der heiligen Messe glauben, braucht die Welt; und solche Priester, die es täglich darbringen, wünscht die Welt. Die einfachen Menschen auf der Straße, vom Land, aus dem Bergwerk bestätigen das, indem sie unsere Seminaristen beglückwünschen, die die Soutane tragen, das wahre Symbol des Priesters.  Wenn Sie uns durch Ihre Gebete und Gaben helfen, tragen Sie zur Rettung der christlichen Kultur bei, welche die Frucht des Opfers auf dem Altar und des katholischen Priestertums ist, die Frucht des Ordenslebens, des beschaulichen wie des aktiven.“