Erzbischof Marcel Lefebvre: Unsere Zukunft liegt in Gottes Händen

Quelle: Distrikt Deutschland

Briefe an die Freunde und Wohltäter 1971/72

 

Am 9. September 1968 ist Erzbischof Lefebvre als Generaloberer der Väter vom Heiligen Geist zurückgetreten, weil ihr Generalkapitel bereits unter der Herrschaft einer von der Kurie gestützten modernistischen Mehrheit stand, gegen deren Wirken er als Generaloberer nicht aufkommen konnte, da er auch bei der Kurie nicht mehr den geringsten Rückhalt gefunden hatte.

Nach kurzer Zeit völliger Zurückgezogenheit bei den Schwestern der hl. Katharina von Alexandrien im Litauischen Kolleg in der Via Casal Monferrato in Rom gründete er in Freiburg (Schweiz) am 6. Juni 1969 auf beharrliches Bitten konservativer Seminaristen oder Kandidaten, darunter Paul Aulagnier und Bernard Tissier de Mallerais (heute Bischof), die am 1. November 1970 vom Bischof François Charrière von Lausanne, Genf und Freiburg kanonisch errichtete und von Rom mit einem Lobschreiben bedachte und damit implizit anerkannte Priesterbruderschaft St. Pius X. Daraufhin begann er mit Zustimmung des zuständigen Ortsbischofs Nestor Adam von Sitten, der aber 1970 nur das Spiritualitätsjahr approbiert hatte, im Wallis mit dem Aufbau seines Internationalen Priesterseminars St. Pius X., dessen offizielle Eröffnung am 7. Oktober 1970 stattgefunden hat, und zwar in Ecône, in einer von den Chorherren vom Großen St. Bernhard erworbenen Landwirtschaftsschule. Am 18. Februar 1971 erhielt Erzbischof Lefebvre das oben erwähnte belobende und ermutigende Schreiben vom Kardinal-Präfekten der Heiligen Kongregation für den Klerus.

Es lohnt sich, einen kurzen Blick auf die ersten Rundbriefe an die Freunde und Wohltäter zu werfen, um zu erkennen, welch schönes Ideal dem Erzbischof mit der Gründung des Seminars vorschwebte. Hier einige Zitate:

„Wir haben keinen anderen Ehrgeiz, als heilige Priester heranzubilden, so wie sie Unser Herr herangebildet hat. Die heiligen Traditionen der Kirche sind einfach und klar auf diesem Gebiet, das ihr wesentliches ist.“

(Aus dem Rundbrief von Erzbischof Marcel Lefebvre an die Freunde und Wohltäter Nr. 1 vom 1. November 1971)

 

„Diese Gesellschaft von Weltpriestern nach dem Vorbild der Missionsgesellschaften ist dazu bestimmt, den Priesterberuf in allen Regionen, wohin sie gerufen werden, wo es auch sei, auszuüben, sobald es sich um priesterliche Aufgaben handelt.

Diese Gesellschaft ist das Missionsideal vieler junger Leute, die gerne in Gruppen und nicht vereinzelt arbeiten wollen. Der Gruppe können auch Priester angehören, die im gleichen Sektor arbeiten und regelmäßig zusammenkommen. Die Idee, den Klerus besser zu verteilen, wird ebenfalls verwirklicht, einem Wunsch entsprechend, der im Konzil ausgesprochen wurde. Deshalb erhielten wir auch einen ermutigenden Brief Seiner Eminenz des Kardinals Wright, Präfekt der Heiligen Kongregation für den Klerus.“ (Seite 44)

„Die große Mehrheit dieser jungen Leute bittet aus den oben genannten Gründen, in der Bruderschaft arbeiten zu dürfen, damit sie das priesterliche Ideal in einer Welt der Säkularisierung und Laizisierung aufrechterhalten können.“

(Aus dem Rundbrief von Erzbischof Marcel Lefebvre an die Freunde und Wohltäter Nr. 1 vom 1. März 1972)

 

„Die Gesellschaft ist keine klösterliche Gemeinschaft mit Gelübden und Noviziat. Aber wir bemühen uns, eine gute und solide geistliche Ausbildung zu vermitteln. Was machen die jungen Priester nachher? Einige werden zunächst in der Bruderschaft tätig sein, später wird die Gemeinschaft nach dem Willen der göttlichen Vorsehung im Einverständnis mit den Bischöfen dort arbeiten, wo es am nötigsten ist.“

 (Aus dem Rundbrief von Erzbischof Marcel Lefebvre an die Freunde und Wohltäter Nr. 1 vom 1. März 1972)

 

„Die Bildung, die die Seminaristen erhalten, ist, was die Lehre und den Geist betrifft, diejenige, die von jeher in der Kirche vermittelt wurde. Wir legen besonderes Gewicht auf die Gesinnung. Deshalb geht den fünf Jahren Philosophie und Theologie ein Jahr der Spiritualität voraus.

Die Liturgie spielt im Leben unseres Priesterseminars eine sehr große Rolle. Sie wird nach den kirchlichen Traditionen vollzogen. Die Sprache ist Latein. Der gregorianische Gesang steht hoch in Ehren.

Das heilige Messopfer ist das Herz des Seminars, denn vor allem dafür werden die zukünftigen Priester ausgebildet. Sie wissen, dass der Priester für das Opfer am Altar bestimmt ist.“

(Aus dem Rundbrief von Erzbischof Marcel Lefebvre an die Freunde und Wohltäter Nr. 1 vom 1. März 1972)

 

„Unsere Zukunft liegt in Gottes Händen. Er wird mit diesen Priestern tun, was Ihm beliebt. Sie werden aus den reinsten Quellen des kirchlichen Lehramtes geformt, dem Sitz und dem Priestertum Petri in Rom aus ganzem Herzen verbunden, beseelt von einem wahrhaft priesterlichen Geist, der sich aus dem heiligen Messopfer, wie es das Konzil von Trient für alle Zeiten definiert hat, aufbaut und Männer eines lebendigen Glaubens schafft, die an die Kraft des Messopfers und an die Gnade der Sakramente glauben. So werden sie vorbereitet sein, an allen Orten und in jeglicher Gesellschaftsschicht Aufgaben zu übernehmen. Denn es sind Priester von dem Schlag, wie sie die Gläubigen und die Ungläubigen mit Ungeduld erwarten.“

(Aus dem Rundbrief von Erzbischof Marcel Lefebvre an die Freunde und Wohltäter Nr. 3 vom 1. November 1972)