Erzbischof Marcel Lefebvre: „Er tat es so, dass es ganz dem Sinnbild entspricht.“

Quelle: Distrikt Deutschland

In dieser heutigen Zeit der Verwirrung in der Lehre der Kirche möchte man Ostern als das Fest interpretieren, das in der Frage unseres Heils eine endgültige Lösung bringt: Unser Herr habe uns alle durch seine Auferstehung zu unserem Heil mit sich genommen in das ewige Leben, und somit brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen. Jesus ist auferstanden! Jesus ist im Himmel. Wir sind mit ihm und wir sind des ewigen Lebens sicher. Diese Auffassung gleicht sehr der der Protestanten und ist nicht die der katholischen Lehre.

Aus der Osterpredigt 1979 in Ecône


Das Osterfest ist zweifellos der Höhepunkt des liturgischen Lebens der Kirche. Es ist das große Fest. Aber versuchen wir das, was uns die Kirche über das Osterfest lehrt, etwas näher zu beleuchten. Dazu genügt es, wenn wir auf die herrlichen Texte des Konzils von Trient über das Sakrament der allerheiligsten Eucharistie und über das heilige Messopfer zurückgreifen, auf alles, was wir in unserem Katechismus gelernt haben und auf die Liturgie des heutigen Tages, die wir singen und die unseren festen Glauben an den wahren Sinn des katholischen Osterfestes ausdrückt.

Was heißt Ostern? Transitus, transitus, das heißt Übergang. Wenn wir Ostern feiern, feiern wir die Erinnerung an einen Übergang. Welcher Übergang war es? Es war der Auszug der Israeliten aus dem Land Ägypten in das Gelobte Land. Dieser Übergang war durch Ereignisse gekennzeichnet, die von unserem Herrn auserlesene Symbole für einen viel bedeutenderen Übergang waren. 

Der Auszug der Israeliten war zunächst durch ein Opfer gekennzeichnet. Alle Israeliten mussten ein Lamm opfern und ihre Türen mit dem Blut dieses Lammes bezeichnen. Sie mussten es stehend essen, einen Stab in der Hand, bereit, nach den Weisungen des Moses aufzubrechen. Als sie sich aufmachten, wurden sie von Gott auf ganz außergewöhnliche, wunderbare Weise beschützt. Eine leuchtende Wolke ging ihnen voran. Gott kam ihnen zu Hilfe und gab ihnen in der Wüste das Manna. Sie hatten also Nahrung, sie hatten Wasser im Überfluss, das Gott aus dem Felsen schlagen ließ. Nichts fehlte ihnen. 

Und doch zeigten sich im Laufe der vierzig Jahre, die sie in der Wüste auf dem Weg in das Gelobte Land verbrachten, bei vielen von ihnen böser Wille, Widerstand gegen den Willen Gottes und Zweifel an seiner Verheißung. Sogar Moses und Aaron zweifelten, so dass Gott ihnen sagte, dass sie das Gelobte Land nicht betreten, dass nicht sie das Volk Israel in das Gelobte Land führen würden, sondern Josue.

Das ist das Sinnbild, das als Ereignis der Geschichte aufgezeichnet ist. Denn dieser Auszug war ein Sinnbild für einen anderen Übergang, für ein anderes Ostern. Dieses andere Ostern war das unseres Herrn Jesus Christus selbst. Das Lamm war nichts anderes als ein Sinnbild für unseren Herrn. 

„Sehet das Lamm Gottes, sehet, welches hinwegnimmt die Sünde der Welt”, sagt der hl. Johannes der Täufer. „Ecce Agnus Dei, ecce qui tollit peccata mundi!” (Joh 1, 29) Ja, unser Herr ist wahrhaft das Lamm und er wird geopfert werden. Er wird auch ebendiesen Tag von Ostern wählen, den Tag dieses Festes, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten in das Gelobte Land erinnert. Unser Herr wollte also damit zeigen, dass es sich bei diesem Fest, das er gewählt hatte, auch um einen Auszug handelt. Und was ist dieser Auszug? Er selbst sagt es und die Heilige Schrift sagt es: „Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen sei, um aus dieser Welt zum Vater zu gehen.” (Joh 13, 1) Es ist der große Auszug unseres Herrn aus dieser Welt zu seinem Vater, aus dieser Welt der Sünde, aus dieser Welt der Finsternis, aus dieser Welt des Lasters, versinnbildlicht durch die Ägypter, die das Volk Israel in Knechtschaft hielten. 

Auch diese Welt wird vom Teufel in Knechtschaft gehalten. Wir müssen aus dieser Welt in das Gelobte Land hinübergehen, in den Himmel hinübergehen. Unser Herr wusste, dass er aus dieser Welt in das Gelobte Land hinübergehen muss und daher setzte er das Sakrament der allerheiligsten Eucharistie, das eucharistische Opfer, ein. 

In diesem Geist also hat unser Herr zugleich das Priestertum, das heilige Messopfer und das Sakrament der allerheiligsten Eucharistie eingesetzt. Er tat es so, dass es ganz dem Sinnbild entspricht, das der Auszug des Volkes Israel aus dem Land Ägypten in das Gelobte Land darstellt. Ein Opfer, wahrhaft wie das Opfer des Lammes, das das Zeichen unseres Heils sein wird und das unser Heil wirken wird. Und welches wird dieses Zeichen sein? Welches wird dieses Opfer sein? 

Dieses Opfer wird unser Herr Jesus Christus selbst sein, er selbst, der sich am Kreuz opfern wird.