Erzbischof Marcel Lefebvre: Seelen, die sich in unserer Zeit heiligen wollen
Regeln für den „Dritten Orden“
Genau ein Jahr nach der Gründung der Priesterbruderschaft am Allerheiligentag 1970 wandte sich der Erzbischof mit einem ersten Rundbrief an die Freunde und Wohltäters seines Priesterwerkes, das er im Wallis begonnen hatte. Schon hier erwähnte er das Drängen von Laien, sich mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu vereinigen:
„Man fragt uns manchmal, ob unser Werk nur künftige Priester aufnimmt. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist zwar in erster Linie für die Priester bestimmt, nimmt aber auch Brüder und vielleicht bald Schwestern auf, deren Aufgabe es sein wird, den Priestern bei ihrem priesterlichen Dienst zu helfen und selbst ein spirituelles Leben im Sinne des heiligen Messopfers Unseres Herrn zu führen. Wenn es Gott gefällt, wird ein Dritter Orden, dessen Gründung bevorsteht, den Laien ermöglichen, nach der Spiritualität der Bruderschaft zu leben.“ (Brief an Freunde und Wohltäter Nr.1 vom 1. November 1971)
Dieser „Dritte Orden“ (im übertragenen Sinne, denn die Bruderschaft ist ja keine Ordensgemeinschaft, sondern eine Priestergesellschaft ohne Gelübde nach dem Vorbild der Missionsgesellschaften) wurde vom Erzbischof erst neun Jahre später, am 1. November 1980 ins Leben gerufen. Er hat für die mit der Bruderschaft besonders verbundenen Laien „Regeln“ geschrieben, deren erster Teil (1–5), der mehr die Grundsätze aufzeigt, hier vorgestellt werden soll (der folgende Teil II handelt dann eher von den konkreten Pflichten und der Organisation).
Zweck der Gründung dieses Dritten Ordens
Zweck der Gründung ist die eigene Heiligung und die jener Personen, welche den Mitgliedern des Dritten Ordens anvertraut sind.
Patronat des Dritten Ordens: der heilige Papst Pius X.
Die Erlangung der Heiligung vollzieht sich heute in einer Welt, die sich diesem Ziel mit sehr subtilen Irrlehren und Häresien, die unter dem Namen des Modernismus in alle katholischen Kreise eingedrungen sind, entgegenstellt.
Nun ist aber der heilige Papst Pius X. gerade deshalb heiliggesprochen worden, weil er diese modernen Irrlehren mutig beim Namen genannt und das Beispiel der Heiligkeit in der Festigkeit der Lehre, in der Reinheit der Sitten und in der Andacht zum eucharistischen Opfer gegeben hat.
Dieser heilige Papst ist deshalb denkbar gut als Vorbild für die Seelen geeignet, die sich in unserer Zeit heiligen wollen.
Verbindung des Dritten Ordens mit der Priesterbruderschaft St. Pius X.
Der Dritte Orden wurde durch die Bruderschaft gegründet; infolgedessen werden die Seelsorger des Dritten Ordens von den Distriktoberen ernannt und durch den Generaloberen bestätigt.
Die Mitglieder des Dritten Ordens haben teil an den Gnaden der Priesterbruderschaft, die durch die Gebete und Verdienste ihrer Mitglieder erworben werden.
Mitglieder des Dritten Ordens
Alle Katholiken, Priester und Laien, die den Geist und die Regel des Dritten Ordens annehmen, können Mitglieder werden. Kinder können sich mit Einwilligung ihrer Eltern ab einem Alter von zwölf Jahren anmelden.
Abzeichen: die Medaille vom heiligen Pius X. und ein Kreuz; beides wird beim Eintritt in den Dritten Orden übergeben.
Der Geist des Dritten Ordens
Dieser ist derselbe, der auch die Priesterbruderschaft beseelt, also der Geist der Kirche, ihr lebendiger, durch ihre gesamte Tradition und ihr unfehlbares Lehramt bekundeter Glaube, wie er ausgedrückt und dargelegt ist im Katechismus des Konzils von Trient (Römischer Katechismus), in der Vulgata, in der Lehre des heiligen Thomas von Aquin, des engelgleichen Lehrers, und in der überlieferten Liturgie.
Es ist der Geist der Verbundenheit mit der römischen Kirche, mit den Päpsten, mit den Bischöfen, der Geist des Gehorsams gegenüber den kirchlichen Autoritäten, insofern diese dem Endzweck ihres Amtes treu sind, der in nichts anderem besteht als darin, den katholischen Glauben und das Reich Jesu Christi auszubreiten.
Es ist der Geist der Wachsamkeit gegenüber allem, was den Glauben verderben könnte.
Er wird begleitet von einer zärtlichen, kindlichen Andacht zur Muttergottes im Geiste des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort, zum heiligen Josef und zum heiligen Pius X.
Es ist die Wiederentdeckung der einzigartigen Wichtigkeit des heiligen Messopfers und seines Geheimnisses, um darin den Sinn und die Quelle des christlichen Lebens zu finden, eines Lebens des Opferns und des Miterlösens.