Erzbischof Marcel Lefebvre: Disposition zu einer guten Kommunion
Der Himmel in der Seele des Kommunikanten
Gott ist der Himmel. Jesus Christus ist Gott. Wenn wir folglich Gott in unserem Herzen empfangen, können wir in aller Wahrheit sagen: Ich habe den Himmel in meiner Seele. Ich habe das Paradies in meiner Seele. Es wäre nötig, dass wir diesem Paradies so vereint sind, dass wir uns auf das ewige Paradies vorbereiten, welches darin bestehen wird, in Ewigkeit in der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus zu sein.
Nur die wahre Religion kann derartige Schätze besitzen. Gott allein hat so schöne, so große Dinge erfinden können, die seine Liebe zu uns so vollkommen zum Ausdruck bringen.[1]
Die Wohltaten der Kommunion
Wie oft kam es vor, dass wir als Priester Sterbenden beistanden! Wie oft kam es vor, dass wir Kranken die Kommunion gebracht haben! Was für eine Freude für diese Seelen, die litten, ihren Gott zu empfangen aus der Hand des Priesters, der gekommen war, ihnen die heilige Kommunion zu bringen! Was für eine Stärkung! Was für eine Quelle des Mutes für sie! Unser Herr hat durch dieses Sakrament ein außerordentliches Wunder seiner Liebe gewirkt. Und folglich müssen auch wir ihm unsere Liebe bezeigen![2]
In der heiligen Kommunion erweist sich Jesus als unser Erlöser, und er erweist sich auch als unser König, als König unseres Verstandes, dadurch dass er uns die Wahrheit gibt, als König unseres Herzens und unseres Willens, dadurch dass er uns seine Gebote gibt, um uns zu helfen, nach seinem heiligen Willen zu handeln. Wenn sie darum heim kommen, verstehen die Christen, die sich mit dem Leib und dem Blut unseres Herrn Jesus Christus genährt haben, besser, welches ihre Pflicht ist, wie sie sich im alltäglichen Leben verhalten müssen, im Familienleben, im Leben der bürgerlichen Gesellschaft.[3]
Ratschläge für eine gute Kommunion
Sich gut vorbereiten
Wir empfangen die Gnade unseres Herrn im Sakrament der Eucharistie nach dem Maß unserer Seelenverfassung. Viele Menschen stellen fest: Seit ich kommuniziere, bin ich immer der Gleiche. Aber machen Sie sich die Mühe, sich gut dafür zu bereiten, das Herz recht frei zu haben, völlig frei von allem? Machen Sie Ihr Herz völlig leer, damit der liebe Gott es erfüllen kann! Wenn Sie immer beim gleichen Egoismus bleiben, bei denselben Vorlieben, denselben ungeordneten Anhänglichkeiten, kann unser Herr nicht Meister bei Ihnen sein. Das ist nicht möglich. Das ist sehr wichtig, selbst für die Gläubigen, weil die Gläubigen, die häufig kommunizieren, sehr liebe Leute sein können, aber immer auf der Stelle treten – auch sie –, weil sie ihre Seele nicht darauf vorbereiten, unseren Herrn zu empfangen.[4]
Wir müssen uns auf unsere Kommunion vorbereiten: uns sammeln, beten, Gott um all die Gnaden bitten, deren wir bedürfen, unsere Sünden bereuen, einen Akt der Reue wecken – darum das Confiteor vor dem Empfang der heiligen Kommunion –, schließlich auch, um Verzeihung bitten für all die kleinen Sünden, die wir vielleicht begangen haben, um eine möglichst reine Seele zu haben für den Empfang des göttlichen Gasts, der zu uns kommt.[5]
Mit Ehrfurcht anbeten
Wir werden nie zu ehrfürchtig sein, wir werden nie mit einem hinlänglich ehrfürchtigen Herzen die heilige Eucharistie anbeten. Darum ist es seit vielen Jahrhunderten der Brauch der Kirche, sich niederzuknien, um die heilige Eucharistie zu empfangen. Zur Erde niedergestreckt müssten wir die heilige Eucharistie empfangen und nicht stehend. Sind wir auf gleicher Höhe mit unserem Herrn Jesus Christus? Wird nicht er es sein, der auf den Wolken des Himmels kommen wird, um uns zu richten? Werden wir es, wenn wir unseren Herrn Jesus Christus sehen werden, nicht wie die Apostel auf dem Tabor machen, die sich zur Erde niedergeworfen haben aus Furcht und Bewunderung vor der Größe, dem Glanz unseres Herrn Jesus Christus?
Ach, bewahren wir in unserem Herzen, in unserer Seele diesen Geist der Anbetung, diesen Geist tiefer Ehrfurcht vor dem, der uns erschaffen hat, vor dem, der uns erlöst hat, vor dem, der für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist.[6]
Danksagung nach der Kommunion
Wenn ein Sakrament unsere Dankbarkeit wecken muss, dann eben dieses. Für uns ist es die Gelegenheit, zu betrachten, all das zu sehen, was der liebe Gott für uns getan hat.[7]
Kann es eine Religion geben, wo Gott den Menschen näher gekommen ist als in der katholischen Religion? Gott glaubt nicht, er würde sich erniedrigen, indem er zu uns kommt und indem er sich selbst in seinem Fleisch und in seinem Blut uns darreicht. Gott erniedrigt sich nicht. Er bleibt Gott. Wir sind es, die unsere Ehrfurcht zeigen müssen, unsere Anbetung ihm gegenüber. Nicht weil Gott mit Einfachheit handelt, seine Liebe zu uns offenbart, dürften wir ihn verachten – im Gegenteil! Wir müssen ihm danken, ihm Dank sagen dafür, dass er diese unermessliche Liebe besitzt, diese unendliche Liebe, diese göttliche Liebe, bei uns zu bleiben.[8]
Wir müssen von unserer Begegnung mit unserem Herrn Jesus Christus das Gefühl mitnehmen, dass wir Himmelsstunden, Paradiesesstunden erlebt haben![9]
Anmerkungen
[1] Primizpredigt, Unieux, 1. Juli 1979.
[2] Predigt, Ecône, 17. Juni 1976.
[3] Primizpredigt, Besançon, 5. September 1976.
[4] Exerzitien, Le Barroux, 1985.
[5] Exerzitien, Brignoles, 27. Juli 1984.
[6] Predigt, Mariazell, 8. September 1975.
[7] Predigt, Ecône, Ostern 1980.
[8] Predigt, Ecône, 17. Juni 1976.
[9] Predigt zur Diakonatsweihe und den Niederen Weihen, Ecône, 3. April 1976.