Erzbischof Lefebvre: Wir müssen in der Liebe bleiben

Quelle: Distrikt Deutschland

Predigt in Ecône an Fronleichnam 1976

Wenn es ein Fest gibt, das uns Priestern, Seminaristen und Gläubigen besonders am Herzen liegen muss, dann ist es das Fest des Heiligen Sakraments, Fronleichnam. Was gibt es Größeres, Schöneres, Göttlicheres in unserer Heiligen Religion als das Heilige Altarsakrament? Wie hätte uns Unser Herr Jesus Christus wirksamer und klarer seine Barmherzigkeit und seine Liebe uns gegenüber aufzeigen können, als indem er uns seinen Leib, sein Blut, seine Seele und seine Gottheit unter den Gestalten von Brot und Wein hinterließ?

(…) Ich möchte gerne noch etwas auf der Wirksamkeit der Liebe insistieren, die vom Sakrament der Eucharistie hervorgebracht wird. Wir brauchen es. Sogar wir unter uns, die wir den Glauben haben, die wir katholisch und römisch bis zur letzten Stunde unseres Lebens bleiben möchten, müssen in der Liebe bleiben.

Dieses Sakrament ist das Zeichen, das Symbol der Liebe durch die Liebe Unseres Herrn Jesus Christus. Doch warum hat Unser Herr die Elemente Brot und Wein gewählt? Sie kennen diesen Vergleich, der oft benützt wird, der aber immer wieder in Erinnerung zu rufen ist: Das Brot ist die Frucht der Körner, die zusammen gemahlen, zermalmt und vereint werden, um daraus Brot zu machen. Man muss mahlen; man muss diese Körner so vereinen, dass alles zu einem einigen Teig wird und nur ein Brotlaib daraus entsteht.

Die Eucharistie, das eucharistische Brot, ist genau dieses Bild der Vereinigung aller Gläubigen wie in einem Brot, das eben die Frucht aus der Vereinigung der Weizenkörner zur Brotherstellung ist. So ist es auch mit dem Wein. Man muss ebenfalls alle Trauben vereinen, um dann Wein hervorzubringen. Der Wein wird in dieser Vereinigung hergestellt..

Unser Herr hat genau diese Elemente ausgewählt, um uns zu zeigen, dass wir vereint sein sollen, um auch uns selbst in unseren Herrn Jesus Christus zu verwandeln. Wenn wir die Liebe nicht in uns haben, wenn wir nicht untereinander vereint sind, so kann Unser Herr Jesus Christus nicht wirksam in uns sein. Das ist nicht möglich. Unser Herr Jesus Christus kann nicht in eine Seele eindringen, die die Liebe nicht hat.

Daher versetzen wir unsere Seelen stets in einer Gesinnung der Liebe. Wie traurig ist es manchmal, festzustellen, dass Menschen, die sich tagtäglich von der Eucharistie ernähren, es dessen ungeachtet nicht schaffen, ganz von der Tugend der Liebe beseelt zu sein. Sie müssen kritisieren, spalten, frevelnde Urteile fällen, ihre Abneigung gegenüber Personen manifestieren, denen sie eher ihr Wohlwollen zeigen sollten.

Fassen wir also am heutigen Fronleichnamsfest den Vorsatz, nicht nur die Tradition und den Glauben an die Heilige Eucharistie zu bewahren, sondern eben auch die Frucht dieses hochheiligen Sakramentes zu bewahren. Es genügt nicht, den Glauben daran zu bewahren; es genügt nicht, zu sagen, dass wir an der Überlieferung des Glaubens und der Hoffnung in der Eucharistie hängen; wir müssen deren Früchte erfahren und sie in uns entfalten lassen. Diese Früchte der Liebe sind so süß und offenbaren auf so deutliche Weise die Gegenwart Unseres Herrn Jesus Christus in unseren Seelen.

Ich sage dies im Besonderen Ihnen, liebe zukünftige Priester, die Sie in einigen Tagen die Weihe empfangen werden, und Ihnen, liebe Seminaristen. Sie brauchen diese Liebe. Sie muss sich in Ihnen offenbaren. Wie sollen die Gläubigen, die sich Ihnen in Ihrem Amt anvertrauen, wirklich glauben können, dass Sie Priester sind, d.h. derjenige, den Gott auserwählt hat, um die Heilige Eucharistie zu feiern, um auf dem Altar Seinen Leib und Sein Blut zu vergegenwärtigen, die allergrößte Offenbarung Seiner Liebe? Wie könnten sie verstehen, dass derjenige, der das Instrument der Liebe Gottes ist, nicht auch seine Liebe den Gläubigen gegenüber ausdrückt?

Diese Liebe werden Sie offenbaren durch Ihre Geduld, Ihre Herablassung, Ihre Liebe, Ihre Demut, Ihre Einfachheit. Sie werden denen, die zu Ihnen kommen, Gehör schenken, Ihr Herz wird voller Erbarmen für sie sein; Sie werden gerne Beichte hören. Das Amt der Beichte ist eines der schönsten Offenbarungen der Liebe Gottes. Mögen Sie Stunden im Beichtstuhl verbringen. Ist es nicht das, was der heilige Pfarrer von Ars gemacht hat – und alle Priester, die ihr Leben im Beichtstuhl verbracht haben? Ist dies nicht eine außerordentliche Offenbarung ihrer Liebe und der Liebe, die sich in der Heiligen Eucharistie befindet.

Sie werden das tun, da bin ich ganz sicher, meine lieben Seminaristen, denn das ist es, was die Gläubigen von Ihnen erwarten, die ihre Hoffnung auf Ecône setzen. Das ist der Priester, der heilige Priester ist ein Priester, der vor allem liebevoll ist, dessen Herz weit offen ist für die, die bei ihm Rat holen, für alle, die bei ihm Trost, Mut und Glaubensstärke suchen.

Sie werden zu diesen Priestern gehören, die von der Liebe Unseres Herrn  erfüllt sind.  Sie werden das besonders auch von der Allerseligsten Jungfrau Maria erbitten. Man kann nicht an die Eucharistie denken, ohne auch an die Allerseligste Jungfrau Maria zu denken, denn wenn die Jungfrau Maria ihr fiat nicht gesprochen hätte, hätten wir die Heilige Eucharistie nicht. Weil sie ihr fiat gesprochen hat, haben wir heute die Freude und das Glück, Unseren Herrn Jesus Christus in unseren Tabernakeln und auf unseren Altären zu besitzen. Bitten wir also die heilige Jungfrau Maria, uns diese Liebe zu schenken, die sie so gut besaß und die sie in ihrem Sohn Jesus so gut erfahren hat.