Erzbischof Lefebvre: Vermeiden wir die fruchtlosen Diskussionen
In den derzeitigen Verwirrungen, die durch den Mangel an Lehre und durch den Glaubensverlust hervorgerufen wurden, müssen wir achtsam bleiben, um uns vor Spaltungen zu bewahren. Diese Spaltungen, die überall auftauchen, sind ein Werk des Teufels. Meiden wir die fruchtlosen Diskussionen. Und weiß Gott, es gibt sie, diese fruchtlosen Diskussionen bei den Traditionalisten! Mein Gott, es geht immer weiter, es wird nur noch schlimmer!
Vielleicht haben einige von Ihnen schon gehört, dass es kleine spöttische Schriften gegen mich gibt, gegen meinen Brief Nr. 16, gegen meine Kontakte mit dem Papst und mit Rom ... Es trifft mich persönlich nicht sehr hart. Es ist aber bedauerlich, wenn dies von guten Freunden ausgeht, von denen man dachte, auf sie zählen zu können, und die, naja, genau das Gleiche wie die schlimmsten Progressisten sagen, da ich von diesen guten Freunden als „Verräter“ bezeichnet werde, weil ich angeblich Kompromisse mache, die Alte Messe aufgebe, die Traditionalisten Satan ausliefere usw. ...
Als ich in Chile ankam, erschien in den Zeitungen: „Kardinal Silva Enriques sagt, dass Erzbischof Lefebvre ein Verräter und ein Judas sei!“ Das sagt Kardinal Silva Enriques in Chile, der ein Freund von Allende war ... Und nun sagen auch andere, die sich Feinde der Progressisten nennen, dass ich ein Verräter sei! ... Man könnte meinen, dass sie sich einander nähern und dass sie einander schließlich näherstehen, als sie glauben! ... Was macht es aber schon aus! Wenn es meine wenigen Verdienste ein bisschen vermehren kann ..., dann ist es sogar sehr gut! ... Man hat mir gesagt, ich wäre Pilatus ... Ich glaube, ich habe Sie noch nicht ausgeliefert. Ich glaube jedoch eher, dass diese Leute den Soldaten ähnlich sind, die auf das Gesicht Unseres Herrn gespuckt haben ... Das denke ich, weil es wirklich gemein ist zu behaupten, dass es mir lieber wäre, den Skandal zu vermeiden als die Wahrheit zu verteidigen ... Urteilen Sie selbst! ...
Solche Sachen werden heutzutage erzählt, aber es sind nur fruchtlose Diskussionen ... Überlassen wir die Verantwortung für das Erzählte jenen, die solche Sachen erzählen und verbreiten, jenen, die zum Teil in diesem Haus ausgebildet worden sind ... Das ist nicht so wichtig! Vertrauen wir auf Gott und Seine Gnade! ... Ich will mich nicht an diesen Diskussionen beteiligen ...
Das Wesentliche in unserer Arbeit ist, die Tradition der Kirche fortzusetzen, und ganz einfach beim Aufbau der Kirche durch den Katechismus, durch die Sakramente, durch das Predigen mitzuwirken ... Und falls wir durch unsere Gebete und unsere Bemühungen erreichen können, dass nicht nur ein paar Millionen traditionstreue Katholiken, sondern Millionen und Abermillionen von Seelen und vielleicht Hunderte, Tausende von Priestern wieder das Opfer der traditionellen Messe, der Messe aller Zeiten, zelebrieren und ihm beiwohnen, dann glaube ich, dass wir in unserem Gewissen verpflichtet sind, alles zu tun, was wir können, um das zu erreichen ... Wenn wir es nicht erreichen, dann erreichen wir es eben nicht! Wir werden zumindest alles gemacht haben, was wir konnten.
Das ist mein einziges Ziel bei allen Verhandlungen, die ich in Rom führen kann. Ich habe kein anderes Ziel, als zu sagen: Wenn ich diesen eisernen Vorhang, der uns einschnürt, nur brechen konnte und wenn ich nur darauf hinarbeiten konnte, dass Millionen von Seelen gerettet werden, weil sie wieder die Quelle der Gnade in der echten Messe, in den echten Sakramenten, im echten Katechismus, in der echten Bibel haben, dann hätten wir, glaube ich, unsere Zeit nicht verloren! ...
Vortrag an die Seminaristen in Ecône, am 3.05.1979