Erzbischof Lefebvre: Internationale Credo-Pilgerwallfahrt zum Heiligen Jahr 1975

Quelle: Distrikt Deutschland

Aus der Predigt vom 24. Mai 1975 in der Lateran-Basilika in Rom

Hier in dieser Kathedrale von Rom hat jener, der von den Pfarrern von Rom zum Bischof von Rom gewählt worden war, von seiner Bischofskirche, von seinem Bischofssitz, von seinem Bischofsstuhl Besitz ergriffen. Weil derjenige, der zum Bischof von Rom gewählt wird, auf diesem Bischofsstuhl der Nachfolger Petri, des ersten Bischofs von Rom ist, wird er damit auch der oberste Hirte der gesamten Kirche.

Diese Kirche birgt, wie Sie gleich hören werden, sehr schöne Schätze aus der Vergangenheit, doch bevor ich Ihnen einige Worte über die Anliegen unserer Wallfahrt sage, möchte ich, dass wir zuerst unser Herz, unsere Seele, unseren Geist, unseren Verstand dem Allerheiligsten zuwenden, das sich dort auf dem Seitenaltar befindet. Sie sind allerdings zu zahlreich, als dass wir dort unsere Huldigung, unsere Anbetung, unsere Verehrung, unsere innigsten Danksagungen Unserem Herrn Jesus Christus, der in der allerheiligsten Eucharistie gegenwärtig ist, gemeinsam darbringen könnten. Aber an Ihn müssen wir zuallererst unseren Dank richten, Ihm dafür danken, dass wir heute in dieser so schönen, so ehrfurchtgebietenden Kirche des hl. Johannes im Lateran vereint sein können.

Sagen wir also Unserem Herrn Dank, danken wir Seiner allerseligsten Mutter, dass wir aus unserem Heimatland bis zu diesen heiligen Stätten gelangen konnten, wo unsere Jubiläumswallfahrt durch drei besondere Intentionen gekennzeichnet sein wird.

            Da ist vor allem das Gebet. Mehr denn je wollen wir beten. Wir brauchen das Gebet. Das Gebet ist das Leben unserer Seele. Es ist der feurige Schwung, den der liebe Gott den geistigen, den vernunftbegabten Geschöpfen, die wir sind, verliehen hat, um uns zu dem zu erheben, der unser Schöpfer, der unser Erlöser ist, zu jenem, dem wir alles verdanken, Unserem Herrn Jesus Christus. So soll unsere Wallfahrt ein besonders eindrucksvolles Bekenntnis unseres Glaubens, unseres Gebetes sein, unserer Anbetung, unserer Danksagung, unseres Flehens, unserer Bitte um Erlösung durch die Vergebung unserer Sünden. Wir sind alle Sünder, wir brauchen solche Wallfahrten, um noch mehr zu beten, um jene um ihr Gebet zu bitten, die so mitreißend gebetet haben, mit solchem Feuereifer, mit solcher Hingabe, mit so großem Glauben: jene Märtyrer, die hier in dieser Basilika begraben sind, und alle jene, deren Bilder dieses Kirchenschiff umrahmen.

            Denken wir an die vielen Generationen, die vor uns in diesen Heiligtümern gewesen sind und ihren Glauben hier neu belebt haben. Und das wird die zweite Intention unserer Wallfahrt sein: das Gebet, mit dem wir um die Vermehrung unseres Glaubens bitten. Wie sehr haben wir es notwendig, unseren Glauben neu zu beleben in dieser Zeit, in der der Atheismus herrscht, in der Unser Herr Jesus Christus vergessen wird, in der Unser Herr Jesus Christus verborgen wird!

            Deshalb heißt unsere Wallfahrt „Credo“, weil uns bewusst ist, dass es inmitten aller Prüfungen, aller Skandale der Welt notwendig ist, zu Unserem Herrn Jesus Christus zurückzukehren, denn Er ist die Quelle von allem und jedem, es gibt nichts außerhalb Unseres Herrn Jesus Christus. Er ist unser Gott, unser einziger Gott: „Tu solus Sanctus, Tu solus Dominus, Tu solus Altissimus – Du allein bist der Heilige, Du allein der Herr, Du allein der Höchste“, Unser Herr Jesus Christus.

            So werden auch wir Ihn bitten, unseren Glauben wieder neu zu beleben, unseren Glauben zu vermehren. Und wie sollte sich unser Glaube nicht hier bei denen stärken, die die heilige Kirche gegründet haben, bei den Aposteln, die hierhergekommen sind, um als Märtyrer ihr Blut zu vergießen? Gerade hier werden wir vor allem an den hl. Johannes denken, der so viel für die heilige Kirche gelitten hat, er, der uns über die Liebe Gottes so viel gesagt hat, er, der von dieser Liebe zu Gott, zu Unserem Herrn Jesus Christus, erfüllt war. Wie überzeugend spricht er darüber in seinem Evangelium, in seinen Briefen!

            Bitten wir heute den hl. Johannes um diese besondere Gnade, an die Liebe Unseres Herrn Jesus Christus zu glauben, an die Liebe Gottes zu glauben.

            Wir sind nichts anderes als die Auswirkung, die Folge, die Bezeugung der Liebe Gottes zu Seinen Geschöpfen. Er hat uns erschaffen. Er hat uns erlöst, Er hat für uns Sein Blut hingegeben.

            So kommen wir heute, um den lieben Gott zu bitten, dass Er uns helfe, mit mehr Hingabe, mit mehr Überzeugung zu beten und zu glauben und mehr Buße zu tun. Vergessen wir nicht, dass wir Sünder sind, vergessen wir nicht, dass wir es notwendig haben, Buße zu tun.