Erzbischof Lefebvre: „Es kommt nicht in Frage, etwas zu ändern..."

Quelle: Distrikt Deutschland

Erzbischof Marcel Lefebvre

„Es kommt nicht in Frage, etwas zu ändern oder nach rechts oder links abzuweichen.“

Predigt am 27. Juni 1980 in Ecône

Zehn Jahre nach der Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X. warf Erzbischof Marcel Lefebvre bei der Predigt zu den Priesterweihen am Fest Peter und Paul 1980 einen Blick zurück:

„Am 1. November 1970 hat Bischof Charrière unsere Priesterbruderschaft approbiert, und jetzt haben wir 1980. Wenn wir einen Blick zurück werfen auf diese Periode von zehn Jahren, können wir nur eine Dankeshymne anstimmen. Es hieße die Wohltaten des lieben Gottes verleugnen, undankbar gegen Gott selbst sein, gegen Unseren Herrn, gegen die allerseligste Jungfrau Maria, gegen unsere heiligen Patrone und besonders gegen den hl. Pius X., wenn wir heute nicht in unseren Herzen eine Hymne der Danksagung anstimmen würden, eine Danksagung für alle Wohltaten, für allen Segen, den wir erhalten haben, besonders wir, die wir Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind. Und ich möchte hinzufügen, dass sogar jene, die aus dem einen oder anderen Grund geglaubt haben, uns verlassen zu müssen, die Priesterbruderschaft St. Pius X. immer gewürdigt haben. Sie selbst haben uns immer geschrieben: ‚Wir werden uns unser ganzes Leben der Wohltaten und Gnaden erinnern, die wir im Seminar von Ecône empfangen haben.‘“

Dann stellt sich der Erzbischof die Frage nach der Zukunft der Bruderschaft:

„Was wird morgen aus uns werden? Nun, wir werden immer die Gleichen bleiben! Wir brauchen unseren Weg nicht erst zu suchen. Wir können gar nichts anderes sein als die Kirche. Wir können nichts anderes fortsetzen als die Kirche. Wir können mit nichts anderem fortfahren, als Unseren Herrn Jesus Christus zu predigen, als die Wahrheit zu predigen, als die Wahrheit zu lehren! Und morgen? Morgen wird uns der liebe Gott, wenn Er will, und ich glaube, Er wird es wollen, in die offizielle Kirche eingliedern, so wie wir sind! So wie wir sind!

Es kommt nicht in Frage, etwas zu ändern oder nach rechts oder links abzuweichen. Wir wollen die Kirche bleiben. Wir wollen bleiben, was wir seit dem Beginn der Bruderschaft immer waren, denn wir kennen kein anderes Ziel, als die Kirche fortzusetzen, und deshalb haben wir immer daran geglaubt, dass wir eines Tages, wenn der liebe Gott es wollen wird, wenn Er so entscheiden wird, wieder in die offizielle Kirche aufgenommen werden, nachdem man uns aus dieser offiziellen Kirche verbannt hat, aus dieser Kirche, die nicht mehr die wirkliche Kirche ist, sondern eine vom Modernismus verseuchte offizielle Kirche. Und so haben wir an die Pflicht zum Ungehorsam geglaubt, wenn man da von Ungehorsam sprechen kann, in Wirklichkeit aber, um der Kirche aller Zeiten zu gehorchen, um allen Päpsten zu gehorchen, um der ganzen katholischen Kirche zu gehorchen. Wir haben es für unsere Pflicht gehalten, diesen Kardinälen, die von uns verlangten, einen Teil der modernistischen Irrtümer anzunehmen, den Gehorsam zu verweigern, weil wir unseren Geist und unser Herz nicht durch diese Irrtümer vergiften lassen wollen, die von unserem heiligen Patron, dem hl. Pius X., verurteilt worden sind. Wir bleiben dem Antimodernisteneid treu, den abzulegen der hl. Pius X. von uns verlangt. Wir bleiben diesem Eid treu, und man wird uns, obwohl wir diesem Eid treu bleiben, wiederaufnehmen, oder wir bleiben eben das, was wir jetzt sind. Und doch sind wir davon überzeugt, wir erhoffen es und wir beten darum, meine geliebten Brüder, dass sich die Dinge bald regeln werden. Es scheint unmöglich zu sein, dass man uns so wiederaufnimmt, wie wir sind, mit allem, was wir machen und aufbauen, mit unserem Glauben — fast unmöglich! Aber der liebe Gott kann auch Unmögliches vollbringen, und wir haben mehr Hoffnung als je zuvor. Wir sind vielleicht dieser Lösung näher als je zuvor, dass wir nämlich von der heiligen Kirche offiziell als Priesterbruderschaft St. Pius X. anerkannt werden, und zwar mit allem, was wir sind, mit allem, was wir denken, mit allem, was wir glauben, mit allem, was wir tun.

Daraus müsste dann auch folgen, dass alle, die wie wir denselben Glauben, dasselbe heilige Messopfer, dieselben Sakramente verteidigt haben, mit uns anerkannt werden. Darüber besteht kein Zweifel. Wir müssen also heute ganz besonders um diese Lösung beten. Sie können sich ja vorstellen, wie viele wir hier wären, wenn wir von bestimmten Gliedern der heiligen Kirche nicht mehr verfolgt sein würden. Es wären nicht fünf-, sechstausend Personen, sondern zwanzig- oder fünfzigtausend, die die Gnaden erhalten würden, die der liebe Gott uns schenkt, die uns die heilige Kirche spendet, während sie jetzt verdursten, ganz irre werden, den Glauben verlieren, ratlos sind, verlassen sind. Wir müssen an alle diese Seelen denken und daher wünschen, dass diese ungerechten Verfolgungen, deren Opfer wir sind, ein Ende finden.“