Erzbischof Lefebvre: Christus muss herrschen

Quelle: Distrikt Deutschland

Zum Fest Christkönigsfest am letzten Sonntag im Oktober:

Erzbischof Marcel Lefebvre

Christus muss herrschen

Aus dem Buch C'est moi l'accusé qui devrais vous juger

Vergessen wir nie, dass wir ohne die Gnade unfähig sind, auf vollkommene und untadelige Weise zu handeln; wir würden sogar die natürliche Ehrenhaftigkeit nicht lange behalten können, weil die Erbsünde Unordnung in unsere Natur gebracht hat. Wenn nun jemand behauptet, dass unser Herr nicht über die Gesellschaft zu herrschen braucht, dann wären die Menschen sich selbst überlassen und sie würden unmerklich in schlechte Gewohnheiten und Sünden abgleiten. Deshalb ist die Gnade unentbehrlich, damit eine Gesellschaft wirklich christlich sein kann.

Gewiss, nicht alles wird von heute auf morgen zugrunde gerichtet. Nach der französischen Revolution zerfiel die Gesellschaft nicht sofort in einen Zustand von Wilden. Viele Menschen waren noch Christen, und so blieb auch lange Zeit eine gewisse Ehrenhaftigkeit erhalten; die Menschen lebten, sie waren unterwegs, ohne dass sie fürchten mussten, umgebracht zu werden, die Sittenlosigkeit war nicht überall eingedrungen. Dann kam die Trennung von Kirche und Staat. Sollen wir behaupten, dass die Menschen den offiziellen, Unserem Herrn erwiesenen Kult entbehren können und trotzdem ehrenhaft bleiben können, da es ja ehrenhafte Leute auch ohne diesen Kult gab? Nun, nach einer gewissen Zeit begann man eben wahrzunehmen, dass der Wurm in der Frucht war und alles verdarb. Und wir erleben fast die letzten Konsequenzen dieses Fehlens der christlichen Religion in den Schulen, den Universitäten und im Staat; die Gesellschaft ist ganz und gar verdorben: Ehescheidungen, zerstörte Familien und Kinder, die sich selbst überlassen sind. Genau das sind die Folgen des Naturalismus, der Ablehnung des Königtums unseres Herrn.

Eines Tages fragten mich Journalisten in Mexiko: „Wie sehen Sie den Fortschritt der Gesellschaft? Wie fassen Sie die Entwicklung der modernen Gesellschaft ins Auge, um zu mehr Gerechtigkeit, zu einer besseren Verteilung der Güter zu gelangen?“

Ich antwortete: Es gibt nicht hunderterlei Systeme, es gibt nur die Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus; solange diese nicht wiederhergestellt ist, solange das Gesetz unseres Herrn nicht eingehalten wird, solange seine Gnade nicht die Herzen durchdringt, wird es unnütz sein, Gerechtigkeit und Frieden zu erhalten zu versuchen und auch gesunde Gesellschaften wiederherstellen zu wollen. Nur die Gnade, die die Herzen erneuert, bringt die wahre Tugend hervor; sie macht aus den Menschen Kinder Gottes und flößt ihnen mit der Nächstenliebe die sozialen Tugenden ein, ohne die sich nur der Neid ausbreitet. Das können wir leicht feststellen: In unserer Zeit wird nur der Neid angestachelt, die Leute werden immer mehr dazu angetrieben, Rechte zu verlangen. Ich habe das Recht, genauso viel zu besitzen wie mein Nachbar... Die Menschen werden gegeneinander aufgehetzt; alle müssen das gleiche bekommen! Nun, der Neid bringt den Hass hervor und der Hass erzeugt in der Gesellschaft Uneinigkeit; so kommt es zum Aufruhr in den Gesellschaften, die Menschen verschlingen einander gegenseitig.

Wenn hingegen die Herzen in unserem Herrn umgewandelt werden, dann zeigen sich jene, die im Staat die Verantwortung tragen, sowie jene, die über Reichtum, Besitz und Ländereien verfügen, gerechter; sie sind dann von der Tugend der Gerechtigkeit beseelt, sie erkennen, dass sie ihren Untergebenen gegenüber Verpflichtungen haben. Und diese sehen dann ein, dass sie arbeiten, dass sie ihre Lebenslage bejahen müssen, denn wir sind nicht einzig und allein dazu auf die Welt, um ein Vermögen zusammenzuraffen; sie werden begreifen, dass das übernatürliche Leben weit kostbarer ist als die Güter dieser Welt.