Einladung zur Priesterweihe am 30. Juni 2018

Quelle: Distrikt Deutschland

Liebe Freunde und Wohltäter,

im Herbst des Jahres 2002 gab es in Rom eine Bischofssynode zum Thema der Christenheit in Europa. Am 28. Juni 2003 veröffentlichte Papst Johannes Paul II. das Nachsynodale Schreiben Ecclesia in Europa, in dem er Bilanz über die Beratungen und Feststellungen zog. Hier ein kleiner Auszug dieses Schreibens:

7. (…) Die Zeit, in der wir leben, vermittelt mit den ihr eigenen Herausforderungen in der Tat den Anschein des Verlorenseins. Viele Männer und Frauen scheinen desorientiert, unsicher und ohne Hoffnung zu sein, und nicht wenige Christen teilen diesen Gemütszustand. (…)

Unter den vielen, auch anlässlich der Synode ausführlich erwähnten Aspekten möchte ich den Verlust des christlichen Gedächtnisses und Erbes anführen, der begleitet ist von einer Art praktischem Agnostizismus und religiöser Gleichgültigkeit, weshalb viele Europäer den Eindruck erwecken, als lebten sie ohne geistigen Hintergrund und wie Erben, welche die ihnen von der Geschichte übergebene Erbschaft verschleudert haben. Daher ist es nicht allzu verwunderlich, wenn versucht wird, Europa ein Gesicht zu geben, indem man unter Ausschluss seines religiösen Erbes und besonders seiner tief christlichen Seele das Fundament legt für die Rechte der Völker, die Europa bilden, ohne sie auf den Stamm aufzupfropfen, der vom Lebenssaft des Christentums durchströmt wird. (…)

8. Mit diesem Verlust des christlichen Gedächtnisses geht eine Art Zukunftsangst einher. Das gemeinhin verbreitete Bild von der Zukunft stellt sich oft als blass und ungewiss heraus. Man hat eher Angst vor der Zukunft, als dass man sie herbeiwünschte. Besorgniserregende Anzeichen dafür sind unter anderem die innere Leere, die viele Menschen peinigt, und der Verlust des Lebenssinnes. Zu den Zeichen und Auswirkungen dieser Existenzangst sind insbesondere der dramatische Geburtenrückgang und die Abnahme der Priester- und Ordensberufe zu zählen sowie die Schwierigkeit, wenn nicht sogar die Weigerung, endgültige Lebensentscheidungen auch bezüglich der Ehe zu treffen.

Wir erleben eine verbreitete Zersplitterung des Daseins; es überwiegt ein Gefühl der Vereinsamung; Spaltungen und Gegensätze nehmen zu. Unter anderen Symptomen dieses Zustandes erfährt das heutige Europa das ernste Phänomen einer Krise der Familie und des Schwindens einer Konzeption von Familie überhaupt (…).

9. Der Verlust der Hoffnung hat seinen Grund in dem Versuch, eine Anthropologie ohne Gott und ohne Christus durchzusetzen. Diese Denkart hat dazu geführt, den Menschen „als absoluten Mittelpunkt allen Seins zu betrachten, indem man ihn fälschlicherweise den Platz Gottes einnehmen ließ und dabei vergaß, dass nicht der Mensch Gott erschafft, sondern Gott den Menschen erschafft.

Das Vergessen Gottes hat zum Niedergang des Menschen geführt. […] Es wundert daher nicht, dass in diesem Kontext ein großer Freiraum für die Entwicklung des Nihilismus im philosophischen Bereich, des Relativismus im erkenntnistheoretischen und moralischen Bereich, des Pragmatismus und sogar des zynischen Hedonismus in der Gestaltung des Alltagslebens entstanden ist.“ Die europäische Kultur erweckt den Eindruck einer „schweigenden Apostasie“ seitens des satten Menschen, der lebt, als ob es Gott nicht gäbe.

Eine schweigende Apostasie ist also im Gange, d. h. der totale Abfall vom katholischen Glauben. Dazu ein Beispiel:

Mitte der 60er Jahren des letzten Jahrhunderts waren in Frankreich 94 % der Bevölkerung getauft, 25 % gingen jeden Sonntag zur hl. Messe. Heute liegt der Messbesuch noch bei 2 %, und von den Kindern unter 7 Jahren sind nur noch 30 % getauft.

Wer kann dem Übel abhelfen? Allein der katholische Priester in einer Gesamtsicht von Glaube, Moral, Disziplin, geistigem Leben und der hl. Liturgie. Für einen solchen Wiederaufbau der Christenheit hat Erzbischof Lefebvre 1970 die Priesterbruderschaft gegründet, dafür 1978 das Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen eröffnet. Ohne dieses gäbe es keine Barockkirche in Stuttgart, keine Jungenschule in Wangs und kein Mädchengymnasium in Schönenberg, kein Priorat und keine Grund- und Realschule in Saarbrücken, keine Niederlassungen in Polen, Tschechien und in den anderen Ländern Osteuropas. In der Tat kommen unsere Kandidaten aus dem deutschen Sprachraum; seit dem Fall des Eisernen Vorhangs aber auch aus diesen Ländern Europas, die früher unter der kommunistischen Herrschaft litten. Um es noch einmal zu sagen: Die Priesterbruderschaft St. Pius X. steht für den Wiederaufbau der Christenheit, die Erneuerung der Kirche durch die Erneuerung des katholischen Priestertums, und je mehr sie unterstützt wird, umso erfolgreicher gelingt dieses von Gott gewollte Werk.

In diesem Jahr, am 30. Juni, dem Kirchweihfest der Kathedrale in Regensburg, werden sechs junge Leute die Stufen zum Weihealtar besteigen, um aus der Hand von Bischof Alfonso de Galarreta die große Gnade des Priestertums für Zeit und Ewigkeit zu empfangen: zwei Österreicher, ein Deutscher, ein Schweizer, ein Pole und der erste Russe, was für uns eine besondere Freude ist. Nur einmal gab es seit der ersten Weihe im Jahr 1981 einen größeren Jahrgang, nämlich 1987 mit sieben Weihekandidaten; 1984, 1985 und 2002 waren es ebenfalls je sechs Neupriester.

Kommen Sie darum zahlreich zu dieser Zeremonie, nehmen Sie die Mühen der Reise aus Liebe zur Kirche auf sich, beten Sie für die Weihekandidaten und vor allem auch für das Generalkapitel, das im Juli in Ecône tagen wird.

So Gott will, werden wir am Sonntag, dem 14. Oktober, das 40-jährige Bestehen des Seminars feiern, das Erzbischof Lefebvre am 1. Oktober 1978 eingeweiht hat. Mit dem diesjährigen Weihekurs sind seit 1981 139 Priester in Zaitzkofen geweiht worden. Das ist viel und wenig: viel, wenn man die schwierigen Bedingungen unseres Wirkens in Betracht zieht; wenig, wenn man das dringend notwendige Apostolat des katholischen Priesters in allen Ländern der Erde vor Augen hat, um den katholischen Glauben zu verteidigen, neu zu beleben und auszubreiten. „Gott könnte“, sagt Dom Marmion, „in seiner souveränen Freiheit und Freigebigkeit alle Gnaden unabhängig vom priesterlichen Wirken spenden. Doch gemäß dem Plan der ewigen Weisheit wird die Gotteskindschaft, die Vergebung der Sünden, die Hilfe des Himmels und die Verkündigung der geoffenbarten Wahrheiten durch Menschen vermittelt, die von Gott bevollmächtigt sind.“ Darum verrichten wir immer wieder das Kirchengebet aus der Votivmesse für die Ausbreitung des Glaubens, wo es heißt:

„O Gott, Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen; so sende, wir bitten Dich, Arbeiter in Deine Ernte; lass sie voll Zuversicht Dein Wort verkünden, auf dass Deine Botschaft dahineile und in Herrlichkeit sei, und alle Völker Dich, den Einen wahren Gott erkennen, wie auch Deinen von Dir gesandten Sohn, Jesus Christus, unsern Herrn, der mit Dir lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Möge die Vermittlerin aller Gnaden zusammen mit dem hl. Josef viele gute Berufungen für die hl. Kirche und die Christenheit am Throne Gottes erflehen!

Zaitzkofen, den 30. April 2018

Pater Franz Schmidberger

Regens