Einkleidung, Tonsur und Niedere Weihen in Zaitzkofen am 2. und 3. Februar 2019

Quelle: Distrikt Deutschland

Am Ende des ersten Studiensemesters durfte wie jedes Jahr wieder eine Reihe von Seminaristen dem angestrebten Ziel des Priestertums eine Stufe näher rücken. So empfingen am 2. Februar, dem Fest Mariä Lichtmess, die sechs Seminaristen des ersten Jahres die schwarze Soutane und fünf Seminaristen des zweiten Studienjahres erhielten die Tonsur.

Wie S.E. Weihbischof Alfonso de Galarreta, der seit dem Sommer auch erster Assistent der Priesterbruderschaft ist, in seiner Predigt sagte, ist dieses Fest, an dem wir die erste Darbringung Jesu im Tempel feiern, besonders angemessen für diese Zeremonien, denn die Soutane bedeutet den Abschied von der Welt, um sich ganz Gott hinzugeben, und das Abschneiden der Haare soll ebenfalls die völlige Weihe an den Dienst Gottes zum Ausdruck bringen. Der greise Simeon, den das Evangelium als gerecht und gottesfürchtig bezeichnet, und der sich nach dem Erlöser sehnte, kann dabei ein Beispiel für den jungen Seminaristen sein, ebenfalls in dieser Sehnsucht nach Christus zu leben.

Weihbischof de Galarreta betonte, dass der tiefste Grund für die gegenwärtige Krise der Kirche und der Gesellschaft gerade in der Scheu vor dem Opfer liegt. Man will sich nicht mit und für Christus opfern, will Christus nicht mehr als den Gekreuzigten verehren und lieben. Der Bischof forderte die Seminaristen darum auf, sich wie Christus durch Maria Gott darbringen zu lassen. Diese Darbringung im Tempel sei gewissermaßen das Morgenopfer Jesu gewesen, dem dann das Abendopfer am Kreuz folgte, das er ebenfalls in inniger Vereinigung mit Maria darbrachte. So würden die Seminaristen, wenn sie diese erste Hingabe großmütig vollzögen, einmal auch dazu gelangen, das hl. Messopfer darzubringen.

Der Bischof segnete dann die Soutanen und überreichte jedem der neu Eingekleideten ein Kreuz, das ihm als Betrachtungsgegenstand auf seinem Weg zum Priestertum dienen soll. Anschließend schnitt er den fünf für die Tonsur zugelassenen jungen Männern fünf Haarbüschel ab, wobei der Seminarist dem Bischof die Worte des Ps 15 nachsprach: „Dominus pars haereditatis mei et calicis mei, tu es qui restitues haereditatem meam mihi – Der Herr ist mein Erbteil und mein Becheranteil, du bist es, der mir mein Erbe zurückstellen wird.“ Wie die Leviten im Alten Testament keinen Anteil bei der Verteilung des gelobten Landes erhielten, weil der Herr ihr Anteil sollte, so heißen die Diener der Kirche im Neuen Bund Kleriker, weil der Herr allein ihr Anteil und Erbe (griech. kleros) sein soll.

Die gesamte Zeremonie wurde von einem Filmteam aufgezeichnet, das für das Österreichische Fernsehen (ORF) eine Reportage über die Priesterbruderschaft St. Pius X. machen will. Das Team machte am Nachmittag auch einige Interviews, und zwar mit einem Priester, zwei Seminaristen und einem Vater eines Seminaristen.

Am Abend feierte der Bischof dann noch die feierliche Vesper vom Fest Mariä Lichtmess, mit der die Weihnachtszeit zu Ende geht.

Am folgenden Tag, dem 4. Sonntag nach Erscheinung, spendete Mgr. Galarreta drei Seminaristen die Weihen zum Ostiarier und zum Lektor sowie fünf weiteren Seminaristen die Weihen zum Exorzisten und Akolythen. Diese Niederen Weihen wurden in der alten Kirche auch Männern gespendet, die nicht das Priestertum anstrebten, um ihnen die für ihr Amt notwendigen Gnaden zu schenken. Dabei entspricht der Ostiarier (Türhüter) in etwa unserm heutigen Sakristan. Der Lektor hat nicht nur die Aufgabe, im gesungenen Amt die Lesung vorzutragen, sondern den Glauben auch durch den Unterricht des Katechismus weiterzugeben. Der Exorzist erhält die Gewalt über die bösen Geister, die er allerdings nach dem geltenden Kirchenrecht noch nicht ausüben darf, da diese Aufgabe heutzutage nur bewährten Priestern übertragen wird. Der Akolyth schließlich trägt bei der Messfeier das Licht zum Altar und reicht dem Priester beim Offertorium die Kännchen mit Wein und Wasser. Er muss sich auch bemühen, durch seinen Lebenswandel ein Licht für die Welt zu sein.

Der Bischof sagte in seiner Predigt, dass wir diese Weihen heute in einer Welt ausüben müssen, die weitgehend vom Glauben abgefallen ist. In den ehemals christlichen Ländern Europas hat sich eine verheerende Apostasie ausgebreitet, die sogar ins Innere der Kirche eingedrungen ist. Mgr. Galarreta nannte als Beispiel die Tatsache, dass ein Großteil der deutschen Bischöfe die hl. Kommunion den Protestanten reichen möchte. Selbst der niederländische Kardinal van Eijk habe von einer Apostasie gesprochen, die vielleicht mit dem vom Apostel Paulus genannten großen Glaubensabfall identisch sei.

In dieser Zeit bräuchten wir den Geist der Märtyrer, die ihren Glauben ohne Furcht vor einer feindlichen Welt bekannten und bereit waren, dafür auch Nachteile und selbst den Tod in Kauf zu nehmen. In Anlehnung an den Schluss des Hebräerbriefs „Gedenkt eurer Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; ihr Lebensende betrachtend, ahmt ihrem Glauben nach“ (13,7) erinnerte der Bischof an Erzbischof Marcel Lefebvre und Bischof Antonio de Castro Mayer, die als treue Zeugen des Glaubens uns ein Beispiel hinterlassen hätten. Wie sie müssten wir uns vom Altar des Messopfers stärken (vgl. Hebr 13,10), um bereit zu werden, mit Jesus „außerhalb des Lagers hinauszugehen und seine Schmach mit ihm zu tragen“ (Hebr 13,13).

Eine feierliche Pontifikalvesper mit Sakramentsandacht beschloss diese beiden Gnadentage für unser Seminar.