Eine Antwort auf die Liebe des Heilandes

Quelle: Distrikt Deutschland



Die Brüder der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist zwar im Wesentlichen eine Gemeinschaft von Priestern, doch hat sie in ihren Reihen auch Ordensbrüder. Unser verehrter Gründer übernahm den Grundgedanken, auch Ordensbrüder in die Bruderschaft zu integrieren, von der Kongregation der »Väter vom Heiligen Geist«, bei welcher er selbst über Jahre segensreich als Oberer wirkte. So waren die Brüder der »Väter vom Heiligen Geist« in den Missionen von großer Bedeutung. Sie übernahmen z. B. als Automechaniker, Holzarbeiter, Maschinenbauer und Lehrer wichtige Dienste bei der Unterstützung der Missionsarbeit. Erzbischof Marcel Lefebvre gründete die Bruderschaft St. Pius X., um das Priestertum in aller Reinheit in dieser schwierigen Zeit zu erhalten, hielt es aber auch für notwendig, einen Zweig von Ordensbrüdern zu schaffen, welche die Priester auf vielfältige Weise im Apostolat unterstützen. 

Warum treten heute noch junge Menschen in eine Ordensgemeinschaft ein?

Jede Berufung zum geistlichen Leben ist ein wahres Wunder. Und zum Glück gibt es immer wieder und immer noch Wunder. Aber was bewegt in der heutigen, rein materialistischen Welt einen jungen Mann, an die Pforte des Seminars zu klopfen, um Ordensmann zu werden? Als ich selbst im jugendlichen Alter den Schwestern der Bruderschaft begegnete, konnte ich nicht verstehen, dass junge Frauen – rein irdisch betrachtet – ohne Familie, ohne eigenen Besitz, solch eine Zufriedenheit und Fröhlichkeit ausstrahlen konnten. Was war es, was diese jungen Frauen so glücklich machte? Auf der Suche danach wurde mir klar: der Grund lag allein in der innigen und freundschaftlichen Beziehung zu unserem Herrn und Heiland. Dem Aufruf des Heilandes: »Gehe hin, verkaufe was du hast und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben« (Mk 10,21–22) sind diese jungen Frauen großherzig gefolgt. 

Um zu Gott zu gelangen, genügt es aber nicht allein, dass wir uns ihm mit unserem ganzen Herzen zuwenden, sondern wir müssen uns zuvor von allem loslösen, was unsere Vereinigung mit ihm behindern kann. Jedes geistliche Leben hat also eine asketische und eine mystische Phase. Anders gesagt: es gibt keine Vereinigung mit Gott ohne vorherigen Verzicht. Wenn der Bruderpostulant diese Wahrheit erkannt hat, schlägt er hochherzig den Weg der evangelischen Räte ein. Dieser Weg gibt ihm die sichersten Mittel, seinem eigentlichen Ziel gerecht zu werden. 

Natürlich kämpfen wir immer wieder gegen die Neigung, uns maßlos an die Güter dieser Welt zu binden; wir sind versucht, uns auf dem rutschigen Weg der Vergnügungen hinabziehen zu lassen. Um nun alle diese Versuchungen zu beherrschen, legen die Brüder das Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab.

Die Schönheit der Ordensberufung

Wenn der Heiland Seelen an sich zieht, verlangt er von ihnen, sich von gewissen Gütern zu trennen. Dieser Verzicht ist aber nur die negative Seite ihrer Verpflichtung. Die Verpflichtung der Brüder ist vor allem positiv: Für sie handelt es sich darum, sich Gott zu weihen. In dieser Vereinigung, in welcher sich der Ordensmann als Diener erkennt, wirkt unser Schöpfer Großes. 

Von ihren ersten Gelübden an sind sie wirklich geweihte Seelen. So wie ein Kelch ein geweihtes Objekt ist, so ist ihr ganzes Sein Gott geweiht. Daher bekommt alles, was sie tun, selbst die einfachste Tätigkeit, einen religiösen Wert. Was die Berufung des Bruders ausmacht, das ist die völlige, ganze und totale Hingabe seiner Person an Gott.

Uns ist oft nicht bewusst, wie schön es sein kann, sein Leben der Kirche zu schenken, um am Wiederaufbau der katholischen Kirche mitzuarbeiten. Auf eine Familie zu verzichten, um sich dafür als Werkzeug in den Dienst der Kirche zu stellen, ist die größte Freude.

Spiritualität der Brüder der Priesterbruderschaft St. Pius X.

So sind die Brüder der Priesterbruderschaft St. Pius X. keine kontemplativen Mönche. Sie erleichtern die materiellen Aufgaben der Priester, z. B. als Ökonomen sowie bei praktischen Arbeiten in den Prioraten, Seminaren und Missionen wie Gartenarbeit, Küche, Unterhalt der Gebäude, Bibliothek, Sakristei und Sekretariat. Zudem kann sich ein Bruder auch direkt dem Apostolat widmen, indem er die Verantwortung für den Choral oder den  Katechismusunterricht trägt, sogar Lehrer und Erzieher ist. So haben die Brüder in der Hauptsache ein aktives Leben, sind aber dennoch auf der anderen Seite eine Gemeinschaft, welche ganz bewusst ein religiöses Leben führt. Alle äußerlichen Tätigkeiten sind dem spirituellen Leben von Gebet und Kontemplation untergeordnet. 

Durch ihre Gelübde und ihre Statuten, welche das Fundament des geistlichen Lebens darstellen, entfaltet sich eine übernatürliche Atmosphäre. Das verborgene Arbeiten Jesu im Haus in Nazareth soll ein Vorbild sein für das Wirken des Ordensbruders. 

Trotz des unscheinbaren Lebens, das sie führen, sind die Brüder wirkliche Apostel. Ihre innere Selbsthingabe macht sie Gott immer ähnlicher und zieht auf die Seelen reichen Segen herab. Durch ihre Ausstrahlung entfachen sie bei den Menschen eine immer größere Liebe zu Gott und den Eifer für das Heil der Seelen. Erzbischof Marcel Lefebvre nannte die Brüder die »Engel unserer Gemeinschaft«, nicht nur wegen ihrer tragenden Aufgaben im Apostolat, sondern auch aufgrund ihres Beispiels der Demut und des Strebens nach der Heiligkeit.

Vom Anwärter zum Bruder der FSSPX

Beim Eintritt ins Seminar wird keine vollkommene Heiligkeit erwartet. Das Postulatsjahr, welches mit der Einkleidung endet, und das Noviziatsjahr, welches mit den ersten Gelübden abgeschlossen wird, dienen dem jungen Menschen dazu, mit der Gnade Gottes seine Berufung zu prüfen. Während dieser Zeit übt er sich in der Praxis der drei Gelübde; sein Tag ist eingeteilt in Gebet, Unterricht, körperliche Arbeit und Rekreation innerhalb der Gemeinschaft. Es geht für ihn darum, gesunde geistliche Grundlagen zu erlangen, aber auch einen gewissen praktischen Sinn. Am Ende des Noviziats wird die Ausbildung des jungen Bruders ein weiteres Jahr lang fortgesetzt, bevor er dann in ein Priorat, eine Schule oder in die Mission entsandt wird. 

Was ist nötig, um Bruder der Priesterbruderschaft zu werden? Die Berufung bedeutet Selbsthingabe. Es ist derjenige gerufen, der den innigen Wunsch hat, Gott zu dienen, und der zur Ausbildung fähig und in der Lage ist. Dazu kommt ein gewisses Maß an natürlichen Begabungen und eine ausreichende Gesundheit. Das beste Mittel, um Klarheit zu erlangen, ist, sich einem Priester oder Bruder zu öffnen und eine kurze Zeit im Seminar, im Priorat oder in der Schule zu verbringen, um das Leben der Brüder kennen zu lernen. 

Viele haben die notwendigen Eigenschaften, trauen sich aber wegen falscher Demut nicht, an die Pforte des Seminars zu klopfen. Sei es, dass sie sich der Berufung unwürdig fühlen, oder sich fragen, ob sie ihr ganzes Leben auf diesem Weg beharren werden. Sprechen wir jenen Mut zu, welche im Inneren den Ruf des Heilandes vernehmen. 

Zahlen und Fakten zu den Brüdern der FSSPX

Aktuell zählt die Bruderschaft 135 Ordensbrüder in den verschiedenen Prioraten, Schulen, Altersheimen, Exerzitienhäusern und Missionen, in welchen sie je nach ihren Fähigkeiten wertvolle Dienste leisten am Wiederaufbau eines christlichen Abendlandes.

Das »Fiat« eines Berufenen ist die Antwort auf die Liebe unseres Herrn und Heilandes. Danken wir dem lieben Gott für jede Berufung und unterlassen wir es nicht, inständig um neue Ordensberufungen zu beten.