Ein Werk der Kirche, beseelt und durchdrungen vom Geist der Kirche

Quelle: Distrikt Deutschland

Eine Zusammenfassung der Predigt von Bischof Fellay in Ecône am 24. September 2020 zum 50 jährigen Jubiläum der Priesterbruderschaft und zur Umbettung Erzbischof Marcel Lefebvres.

Exzellenzen, liebe Mitbrüder, liebe Seminaristen, liebe Gläubige,

ein doppeltes Fest kennzeichnet den heutigen Tag: Zunächst feiern wir fünfzig Jahre Bestehen dieses Seminars mit all seinen Früchten an Seminaristen und Brüdern. Sodann begehen wir in einer kleinen Vorwegnahme auch das fünfzigjährige Bestehen der Bruderschaft, das eigentlich in Lourdes gefeiert werden sollte, aber wegen eines gewissen Virus nur bescheiden begangen werden kann. Und so nehmen wir einen Teil dieser Festfeier heute vorweg. Schließlich übertragen wir die sterbliche Hülle von Erzbischof Lefebvre in die Krypta dieser Kirche, bei deren Bau in den neunziger Jahren dies schon vorgesehen war. Es ist also die Erfüllung unserer kindlichen Verehrung für unseren Gründer. Außerdem soll so das Grab für die Gläubigen leichter zugänglich gemacht werden.

Viele Gedanken beschäftigen uns heute, vor allem Danksagung für dieses Werk an Priestern, Seminaristen, Brüdern, Schwestern, Oblatinnen und für den dritten Orden und selbstverständlich auch Danksagung für den Gründer. Hätte Erzbischof Lefebvre nicht mit heldenhaftem Mut gehandelt, wir wären alle nicht hier. Seine einzige Sorge war, das weiterzugeben, was er selbst empfangen hat. Und heute, mit einem gewissen Abstand, versteht man besser, was er damit selbst ausdrücken wollte. In einem kleinen Buch, dem geistlichen Wegweiser für uns, hat Erzbischof Lefebvre das zusammengefasst, was die Bruderschaft im Grunde ist.

Sie ist ein Werk der Kirche, sie ist beseelt und durchdrungen vom Geist der Kirche. Sie ist aufgepfropft auf den Stamm der Kirche. Der Geist der Bruderschaft ist der Geist des Glaubens an unseren Herrn Jesus Christus und an Sein Erlösungswerk. Der Priester ist im Herzen dieses göttlichen Werkes, der Wiedergeburt der Seelen. Nun ist aber dieser Geist des Glaubens im Wesentlichen ein Geist der Betrachtung des gekreuzigten und verklärten Jesus. Die Kirche legt Gewicht auf das Gebet des Priesters, sein Brevier, seine tägliche Betrachtung. Die Kirche übergibt in einem Blick auf den gekreuzigten und verklärten Jesus die Seelen in die Hände Gottes. Priestersein bedeutet die vollständige Übergabe unseres Willens in die Hände Gottes, d.h. einen vollendeten Gehorsam gegenüber Seinem Willen, auch in Krankheiten und Prüfungen.

Jegliches Apostolat ist immer das Werk der göttlichen Gnade. Es ist immer ganz und gar übernatürlich. Die Bruderschaft selbst ist erfüllt von der Sorge, ganz aus diesem Geiste zu leben, der zwei Aspekte kennt: ein glühendes Verlangen, sich gänzlich in Vereinigung mit dem göttlichen Opferlamm als Opfer darzubringen, d.h. die Liebe zu Gott und zu unserem Herrn bis zur Opferung seiner selbst; die gänzliche Hingabe an den heiligen Willen Gottes und die glühende Vereinigung mit dem durchbohrten Herzen unseres Herrn, dann aber auch sich fernzuhalten von der Welt und den vergänglichen materiellen Dingen und Abscheu zu hegen vor der Sünde.

Diesen Geist finden wir in der Liturgie der Kirche, im Missale, Pontifikale, Brevier und im Rituale. Nichts ist dabei klein im Dienst eines solchen Königs und Herrn. Darüber hinaus ist die Liturgie eine lebendige Katechese. Der Geist des Glaubens lässt uns das Erlösungswerk Christi erfassen und den Geist des Gebetes, des inneren Betens pflegen. Dies müssen wir den Seelen vermitteln, als unnütze Knechte allen alles werden. Genau dies ist es, was Erzbischof Lefebvre im Grunde für die Priester seines von ihm gegründeten Werkes wollte. Wenn er oft vom Kampf sprach, dann ist dies nicht der erste Gesichtspunkt; doch liegt er im Wesen der Kirche selbst, von der Kreuzigung unseres Herrn ab bis zum Ende der Zeiten. Wir sind Glieder der Ecclesia militans, der streitenden Kirche. Die allerseligste Jungfrau Maria gibt uns dafür den richtigen Blickpunkt: Sie ist Jungfrau und Mutter, voller Erbarmen; ihre Liebe zu Gott ist vollständig. Und doch sagt die Kirche von ihr, sie sei wie eine Armee in Schlachtreihe aufgestellt; sie habe alle Häresien in der ganzen Welt überwunden.

Zwischen diesen beiden Gesichtspunkten liegt kein Widerspruch. Vielmehr müssen wir begreifen, wie uns der Kampf gegen die Sünde aufgetragen ist. Es ist ein geistiger Kampf, wir müssen uns um die Demut bemühen, wir müssen Wiedergutmachung leisten. Diese Kirche hier in Ecône ist nach dem Willen von Erzbischof Lefebvre dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht. Er sagte, die allerseligste Jungfrau Maria sei der Stern seines Lebens gewesen. Wenn wir also seine sterbliche Hülle in die Krypta dieser Kirche übertragen, so ist dies ein Teil des von ihm empfangenen Erbes. Und wenn das Werk weiter wächst, so wächst es nur in der Treue. Vertrauen wir also all unsere Sorgen Erzbischof Lefebvre an, der in der Ewigkeit wirkt, vertrauen wir sie der allerseligsten Jungfrau Maria an für die Ehre Gottes und für die unsterblichen Seelen. Amen.