Die drei Bittage vor Christi Himmelfahrt

Quelle: FSSPX.Spiritualité / FSSSX.Spirituality

Der hl. Mamertus, der um das Jahr 477 in Vienne, Gallien (heute Frankreich), gestorben ist, entstammte einer wohlhabenden römisch-gallischen Familie aus Lyon. Er wurde um das Jahr 461 zum Erzbischof von Vienne ernannt. In den Jahren 469/470 trafen seine Heimat schwere Schicksalsschläge: Erdbeben und Missernten führten zu großer Armut. Im Gegensatz zu den Menschen unserer Zeit waren sich die Christen damals angesichts solcher Katastrophen bewusst, dass sie zu übernatürlichen Mitteln greifen mussten, um das Unheil zu beenden. So ordnete Bischof Mamertus Bußprozessionen an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt an, die damals auch mit Fasten verbunden waren und bei der alle barfuß gingen. 34 Jahre später, beim Konzil von Orleans wurden diese Bußprozessionen für die gesamte Kirche Galliens verpflichtend eingeführt und schließlich fanden die drei alljährlichen Bittage im 8. Jahrhundert durch Papst Leo III. auch Eingang in die römische Liturgie, allerdings fiel das Fasten weg. Man nannte diese Bittgänge Litaniae minores (kleine Bittgänge) im Unterschied von den Litaniae majores, der Bittprozession, die unter Papst Gregor dem Großen im 6. Jahrhundert für den 25. April (Markustag) festgelegt wurden.

Über mehr als 1500 Jahre wurde diese Tradition gepflegt und die Bittage waren ein selbstverständlicher Bestandteil im immer wiederkehrenden Jahreskreislauf. In der Zeit zwischen Aussaat und Ernte, wenn die Saat aufgeht und wächst, ist sie zunächst noch von Frost bedroht, sodann von Unwetter, Hagel, Sturm, Überschwemmungen oder Trockenheit. Eine gute Ernte ist keine Selbstverständlichkeit. Wenn sich der Mensch eingebunden fühlt in den großen Lebenszyklus der Schöpfung, so ist es naheliegend, Gott um Seine Hilfe und Seinen Beistand anzuflehen und Ihn inständig zu bitten, alles Unheil abzuwenden und eine gute Ernte zu gewähren.    

Bei den Prozessionen wird die Allerheiligenlitanei gebetet, in der die gesamte triumphierende Kirche um ihre Fürbitte angefleht wird, das Kreuz wird vorangetragen, um uns daran zu erinnern, immer auf Jesus Christus, den Gekreuzigten zu blicken und uns nach Seinem Beispiel zu richten, ganz besonders in Seinem Leiden. Da diese Prozessionen Bußcharakter haben, durchbricht das Violett der liturgischen Gewänder das festliche Weiß der Osterzeit. Im Anschluss an die Prozession wird die hl. Messe, das Bittamt, gefeiert.

Uns, den Menschen des 21. Jahrhunderts sind Wissen und Gespür für die Abhängigkeit von Natur und allem Leben von unserem Schöpfer abhandengekommen und so wundert es nicht, dass die Bittage vor Christi Himmelfahrt nicht oder kaum mehr begangen werden. Die Hybris des Menschen, der denkt, er wäre gottgleich, lässt Den vergessen, Der unser aller Leben und unser Wohlergehen in Händen hat. Überdeutlich erleben wir tagtäglich, wohin eine Gesellschaft steuert, die Gott vergessen hat. Es ist hoch an der Zeit, dass zumindest wir Christen uns wieder zunehmend der übernatürlichen Mittel bedienen, um Gottes Gnade und Seinen Segen auf uns und unser Land herabzuziehen.

 

Tagesgebet im Bittamt

Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, lass uns, die wir in unserer Drangsal auf Deine Güte bauen, unter Deinem Schutz gegen alles Unheil stets gesichert sein.