Die dramatische Aktualität der Botschaft von Fatima - Teil 2
Das Sonnenwunder von Fatima
Das dritte Geheimnis von Fatima
Den Inhalt des dritten Geheimnisses kennen wir nicht. Es ist am 26.6.2000 zwar etwas vom Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal Ratzinger, dem späteren Benedikt XVI., veröffentlicht worden. Es scheint aber nur die Vision zu sein, die die Kinder sahen. Beim ersten Geheimnis sahen die Kinder die Hölle, und die Gottesmutter erklärte den Kindern anschließend diese Vision und deren Bedeutung. Es deutet daher manches darauf hin, dass gerade die Erklärung zur Vision unterschlagen worden ist.
Hier die Vision: Wir sahen in einem ungeheuren Licht, das Gott ist: „etwas, das aussieht wie Personen in einem Spiegel, wenn sie davor vorübergehen“, einen in Weiß gekleideten Bischof – „wir hatten die Ahnung, dass es der Heilige Vater war“, verschiedene andere Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen einen steilen Berg hinaufsteigen, auf dessen Gipfel sich ein großes Kreuz befand aus rohen Stämmen wie aus Korkeiche mit Rinde. Bevor er dort ankam, ging der Heilige Vater durch eine große Stadt, die halb zerstört war, und halb zitternd, mit wankendem Schritt, von Schmerz und Sorge gedrückt, betete er für die Seelen der Leichen, denen er auf seinem Weg begegnete. Am Berg angekommen, kniete er zu Füßen des großen Kreuzes nieder. Da wurde er von einer Gruppe von Soldaten getötet, die mit Feuerwaffen und Pfeilen auf ihn schossen. Genauso starben nach und nach die Bischöfe, Priester, Ordensleute und verschiedene weltliche Personen, Männer und Frauen unterschiedlicher Klassen und Positionen. Unter den beiden Armen des Kreuzes waren zwei Engel, ein jeder hatte eine Gießkanne aus Kristall in der Hand. Darin sammelten sie das Blut der Märtyrer auf und tränkten damit die Seelen, die sich Gott näherten.[1]
Das dritte Geheimnis handelt offenbar von der Kirche. Der Kirche sind die Lehre Christi, die Sakramente und die Seelen anvertraut. Je lebendiger das Glaubens- und Gnadenleben in den Amtsträgern der Kirche ist, umso segensreicher wird ihr Wirken sein. Je mehr Treulosigkeit in Lehre und Lebenswandel bei den Amtsträgern herrscht, umso mehr wird das Zeugnis der Kirche verdunkelt und das Heil der Seelen leidet große Gefahr.
Die Sorge des Papstes, die zerstörte Stadt, die Leichen lassen an eine große Kirchenkrise denken, die das Martyrium des Papstes, von Bischöfen, Priestern und Laien zur Folge haben wird. Es scheint dann aber eine Restauration zu folgen, da das Blut dieser Martyrer fruchtbar werden soll für die Seelen, die sich wieder Gott annähern.
Insofern ist Fatima nicht einfach eine Höllen- und Unglücksbotschaft, sondern auch eine Trostbotschaft des zukünftigen Triumphes ihres unbefleckten Herzens.
Der Zustand der Kirche
Auch bezüglich der Kirche wollen wir der Einfachheit halber einen Blick in die 60er-Jahre werfen. Dort wurde von 1962 bis1965 das Zweite Vatikanische Konzil abgehalten. Dieses sollte kein dogmatisches, sondern ein pastorales Konzil sein. Man wollte nichts und niemanden verurteilen, nicht einmal den Kommunismus.
1846 fielen Papst Gregor XVI. Geheimakten der Alta Vendita, der höchsten Loge der Carbonari, einer Geheimgesellschaft mit Verbindungen zur Freimauerei, in die Hand. Es handelte sich dabei um einen großangelegten Plan zum Umsturz der Kirche von innen.
Dort heißt es: Unser letztes Ziel ist … die vollkommene Vernichtung des Katholizismus und selbst der christlichen Idee. … Die Arbeit … ist nicht das Werk eines Tages …, sie kann mehrere Jahre dauern, vielleicht ein Jahrhundert …
Was wir verlangen, was wir suchen und erwarten müssen, wie die Juden den Messias erwarten, ist ein Papst nach unseren Bedürfnissen. … Nun aber handelt es sich … zunächst darum, diesem Papst eine Generation heranzubilden, die der Herrschaft, die wir erträumen, würdig ist.[2]
Die Klöster und die Seminarien sollen unterwandert und damit die Kirche mit den freimaurerischen Ideen infiziert werden, um dann eine Revolution in Tiara und Chorrock in Gang zu setzen.[3]
Der abgefallene ehemalige Erzkanoniker Roca (1830–1893) spricht von einer neuen Kirche, die von Rom die Weihe und die kanonische Jurisdiktion erhalten werde, von einem baldigen ökumenischen Konzil, das die Liturgie umwandeln werde. Die Priesterkleidung und der Zölibat werde fallen.[4]
Papst Franziskus sagte zu Beginn seines Pontifikates, das Zweite Vatikanische Konzil sei noch nicht umgesetzt, und er wolle daran arbeiten. Ist nicht der Synodale Weg nur eine Weiterführung der Kollegialität des Zweiten Vatikanums?
Die Kollegialität des Zweiten Vatikanums sieht die Bischöfe gemeinsam mit dem Papst als Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche[5], obwohl der Papst allein Träger dieser Gewalt ist.
Somit wird hier durch das Konzil ein demokratisches Element in die Kirche eingeführt, das die Autorität des Papstes schwächt. Dazu kommt die Einrichtung der Bischofskonferenzen. Der Bischof, eigentlich Hirte in seinem Bistum, folgt heute den Beschlüssen der Bischofskonferenz, die auf dem Wege der Mehrheitsentscheidung zustande kommen. Die Bischofskonferenzen sind heute zum Teil so mächtig, dass Rom es kaum wagt, sich ihnen entgegenzustellen. Die deutschen Bischöfe ignorierten zuletzt ein vom Papst bestätigtes Schreiben, das ihnen die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften untersagte. Die Kommunionspendung an Protestanten ist beim letzten ökumenischen Kirchentag offiziell praktiziert worden.
Es ist erschreckend, wie sich das Bild der Kirche verändert hat. Wie viel von dem, was die Gegner der Kirche sich vorgenommen hatten, ist bereits erreicht worden!
Die Antwort der Vorsehung
Gott lässt die Feinde der Kirche nicht einfach schalten und walten. Er erweckte einen Streiter für die Kirche, Erzbischof Marcel Lefebvre. Bereits beim Konzil war er die treibende Kraft einer 250-köpfigen Gruppe von Vätern, die sich den Neuerern entgegenstellte und manches noch Schlimmere verhindern konnte. 1968 sah er sich gezwungen, als Generaloberer der Väter vom Hl. Geist zurückzutreten, da das Generalkapitel zur offenen Rebellion übergegangen war und er von Rom keinerlei Unterstützung erhielt. Er wollte jetzt in den Ruhestand gehen. Doch junge Seminaristen, die es im Seminar nicht mehr aushielten, wandten sich an ihn. Man trug keinen Talar mehr. Jeden Sonntag war eine andere Gruppe beauftragt, die Liturgie zu gestalten. Kommunistische Ideen grassierten. Mgr. Lefebvre wandte sich an Mgr. Charrière, den Bischof von Freiburg (CH), mit dem Plan, die Seminaristen im Diözesanseminar unterzubringen und an der katholischen Universität, die noch recht traditionell war, studieren zu lassen. Doch dieser sagte: Nein, nicht in mein Seminar. Mein Seminar ist zerstört, keine Disziplin etc. Kümmern Sie sich selbst um die Seminaristen, ich gebe Ihnen jede Genehmigung.[6]
Das war der Anfang der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX), die dann am 1.11.1970 von Mgr. Charrière kanonisch errichtet wurde. Ohne sie gäbe es heute die überlieferte hl. Messe wohl nicht mehr. Unzählige Menschen haben hier Zuflucht gefunden, haben ihren Glauben gerettet, sind zum katholischen Glauben gekommen und erfahren hier Unterweisung, Stärkung, Trost und Hilfe. Denken wir an die vielen Berufungen, die geweckt wurden, Berufungen, die sonst verloren gegangen wären. Kranke werden betreut, Sterbende mit Gott ausgesöhnt. Katholische Schulen wurden gegründet, in denen den Kindern eine wahrhaft katholische Ausbildung zuteilwird. Wer hat sich dem Strom des Modernismus entgegengestellt? Wer die Dinge beim Namen genannt? Wer die Rechte Christi über die Gesellschaft verteidigt? Die FSSPX ist die Operation Überleben für die Kirche.
Als solche setzt sie sich mit aller Kraft für die Bewahrung des von den Aposteln her überlieferten katholischen Glaubens ein. Sie stellt sich ebenso den atheistischen und marxistischen Bestrebungen der Gegenwart entgegen, die im Menschen nur ein Herdenvieh sehen, das man nach Belieben vor den eigenen Karren spannen kann. Es bewahrheitet sich: Nur wenn die Gottesrechte bestehen, können die wahren Menschenrechte bewahrt werden. Die erste und größte Würde des Menschen besteht darin, ein Ebenbild Gottes zu sein. Wer aber wie die Atheisten Gott ablehnt und hasst, der hasst auch dessen Ebenbild.
Schluss
Papst Benedikt XVI. schloss seine Predigt, die er am 13.5.2010 in Fatima hielt, mit folgenden Worten:
„Möge in den sieben Jahren, die uns noch vom hundertsten Jahrestag der Erscheinungen trennen, der angekündigte Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit näherkommen.“
Dieser Triumph hängt von der Weihe Russlands an Mariens unbeflecktes Herz durch den Papst in Vereinigung mit allen Bischöfen ab.[7] Diese Weihe ist leider noch nicht vorgenommen worden, obwohl die Päpste manche Versuche dazu unternommen haben.
Um diese Weihe und den folgenden Triumph Mariens wollen wir beten und dafür mit allen Kräften arbeiten.
Den 1. Teil dieses Beitrag finden Sie hier.
Anmerkungen
[1] https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_co…; abgerufen am 1.6.2021.
[2] VENNARI, John: Die ständige Anweisung der Alta Vendita: Ein freimaurerischer Plan für den Umsturz der katholischen Kirche / HESSE, Gregorius (Übers.). Rex Regum Verlag, Jaidhof (A), 2000, S. 14–16.
[3] Ebda, S.16 ff.
[4] GRABER, Bischof Dr. Rudolf: Athanasius und die Kirche unserer Zeit. 13. Aufl., Abensberg 1993, S. 35–37.
[5] Lumen gentium Nr 22.
[6] Vgl. TISSIER DE MALLERAIS, Mgr. Bernard: Marcel Lefebvre: eine Biographie / HABERSTUMPF, Irmgard et alii (Übers.). Sarto-Verlag, Bobingen, 2008, Kapitel XVI.
[7] In einer Vision am 13.6.1929 hörte Schwester Lucia (sie befand sich damals in Tuy) folgende Worte aus dem Mund Mariens: „Der Augenblick ist gekommen, an dem Gott verlangt, dass der Hl. Vater die Weihe Russlands an mein unbeflecktes Herz vornimmt und anordnet, dass alle Bischöfe der Welt dies in Vereinigung mit ihm und zu gleicher Zeit vornehmen …“ (zitiert nach MURA / HUBER: Fatima – Rom – Moskau. a.a.O., S. 100f.).