Donnerstag nach dem Passionssonntag
"Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, gib, daß die Würde der menschlichen Natur, die durch Unmäßigkeit verletzt wurde, durch Eifer in heilsamem Abbruchsfasten wiederhergestellt werde. Durch unsern Herrn Jesus Christus ...“
(Kirchengebet am Donnerstag nach dem Passionssonntag)
Stationskirche ist die des hl. Apollinaris in Archipresbyeratu. Der hl. Bischof von Ravenna war ein Schüler des Apostels Petrus und von ihm hatte er den Auftrag zur Bekehrung der Romagna empfangen. Vier Kirchen waren in Rom diesem großen Bischof geweiht.
Lesung aus dem Propheten Daniel (3, 25 u. 34-45):
In jenen Tagen betete Azarias zum Herrn also: Herr, unser Gott, gib uns doch nicht für immer preis! Wir bitten Dich um Deines heiligen Namens willen. Lös Deinen Bund nicht auf! Entzieh uns doch nicht Dein Erbarmen wegen Deines Lieblings Abraham und Deines Dieners Isaak, wegen Deines Heiligen, Israel!
Denn Du verhießest ihnen, Du vermehrest ihren Stamm den Sternen gleich am Himmel und wie den Sand am Meeresufer. Wir aber sind an Zahl geringer, Herr, als alle Völker, ob unserer Sünden auf der ganzen Erde heut gedemütigt. Auch haben wir zu dieser Zeit nicht Fürsten, Führer, Seher und nicht Brand-, noch Schlachtopfer, nicht Speiseopfer und nicht Räucherwerk, und keinen Ort zur Darbringung der Erstlinge für Dich, damit wir Dein Erbarmen fänden. Laß uns bei Dir doch mit zerknirschtem Herzen, mit demutsvollem Geist Aufnahme finden!
Wie wenn es Brandopfer von Widdern und von Stieren sowie von Tausenden von fetten Schafen wären, gelte heut vor Deinem Antlitz unser Opfer, auf daß es Dein Gefallen finde! Die Dir vertrauen, werden nie zuschanden. Von jetzt an folgen wir nur Dir aus ganzem Herzen. Dich fürchten wir und sehnen uns nach Deinem Angesicht. Laß uns doch nicht zuschanden werden! Nach Deiner Milde tu an uns, nach des Erbarmens Fülle!
Errette uns nach Deiner Wundermacht! Und Deinem Namen, Herr, gib Ehre! Beschämung treffe alle, die Deinen Dienern Übles tun! Beschämung treffe sie durch Deine ganze Macht, und ihre Stärke soll vernichtet werden! Sie mögen draus erkennen, daß Du, Herr, allein Gott bist und herrlich überm ganzen Erdkreis hin!
Auslegung der Lesung: „Azarius setzt seine Klage über das herbe Schicksal seines Volkes fort, das nun keinen König, keinen Tempel, kein Priestertum mehr hat. Sein Vertrauen auf Gott verläßt ihn jedoch nicht. Vor Jahwe gilt ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz mehr als das Opfer junger Stiere, denn er sieht weniger auf äußere Zeremonien als auf ein reines Herz, das zu ihm seufzt und um Hilfe fleht.
Die Worte der Lesung sollten wohl erwogen, und besonders von Ordensleuten beherzigt werden. Nicht Äußerlichkeiten, wie Sandalen oder ein Strick um die Lenden, sind dem Herrn wohlgefällig und machen uns heilig, sondern innere Tugenden. Daher rügt der hl. Bernhard einst den Dünkel einiger seiner Mönche von Clairvaux, die sich über die Cluniacenser erhoben, mit folgenden Worten: „Wir Mönche, welche die Kukulle tragen und stolzen Herzens sind, scheuen uns vor Kleidern aus Fell; gleich als ob ein demütiges Herz unter einem Kleide aus Fell nicht besser wäre, als einhochmütiges Herz unter einer Kukulle.“ (Sel. Ildefons Kardinal Schuster OSB, + 1954)
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (7, 36-50):
In jener Zeit bat ein Pharisäer Jesus, daß Er bei ihm speise. Er ging ins Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch. In jener Stadt lebte nun ein sündiges Weib. Als sie erfuhr, daß er zu Tisch im Hause des Pharisäers sei, brachte sie ein Gefäß aus Alabaster voll Salböl mit, ließ sich hinter ihm zu seinen Füßen nieder und weinte. Dann fing sie an, mit ihren Tränen seine Füße zu benetzen, trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes ab, küßte seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.
Als dies der Pharisäer, der ihn geladen hatte, sah, sprach er bei sich: "Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und was für ein Weib dies ist, die ihn berührt, daß sie eine Sünderin ist."
Da wandte Jesus sich zu ihm und sprach: "Simon, ich muß dir etwas sagen."
Er entgegnete: "Sag es, Meister."
Er sprach: "Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner, der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Da sie nicht bezahlen konnten, schenkte er den beiden ihre Schuld. Sag: Welcher von ihnen wird ihn nun am meisten lieben?"
Simon gab zur Antwort: "Ich denke, der, dem er das meiste geschenkt hat."
"Du hast recht geurteilt", sprach er zu ihm.
Und zu dem Weib gewendet, sprach er weiterhin zu Simon: "Siehst du dieses Weib? Ich kam in dein Haus, und du gabst mir kein Wasser für die Füße; sie aber hat mit ihren Tränen meine Füße benetzt und sie mit ihren Haaren abgetrocknet. Du gabst mir keinen Kuß; sie aber hat seit meinem Eintritt nicht aufgehört, mir die Füße zu küssen. Du salbtest mein Haupt nicht mit Öl; sie aber hat mir die Füße mit Salböl gesalbt. Deshalb, sage ich dir, sind ihr viele Sünden nachgelassen, weil sie große Liebe hat. Wem aber wenig nachgelassen wird, der liebt auch wenig."
Hierauf sprach er zu ihr: "Deine Sünden sind dir nachgelassen."
Da dachten die Tischgenossen bei sich: "Wer ist doch der, daß er sogar Sünden nachläßt?"
Er aber sprach zum Weibe: "Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden!"
Auslegung des Evangeliums: „Das Evangelium erzählt uns die Bekehrung der Sünderin von Magdala, die eine weit verbreitete, auf Tertullian zurückgehende Tradition als Schwester der Martha und des Lazarus bezeichnet. Gott sieht die begangenen Sünden nicht an; er zeigt der Welt an magdalena, wie er den Sünder aufnimmt, wenn er reuig zum Vaterhause zurückkehrt. Die Gnade des Heiligen Geistes entflammt, wie Chrysostomus sagt, die arme Sünderin, heiligt sie und erhebt sie über die Jungfrauen. „Siehst du dieses Weib?“ – Jesus will, daß alle Menschen auf diese Frau blicken und ihr Beispiel nachahmen. Maria von Magdala „wird viel vergeben weil sie viel geliebt hat.“ Nicht alle können ein strenges Fasten üben oder die Mühen und Leiden des Apostolats ertragen, aber alle Menschen haben ein herz und können Gott damit lieben.“ (Kardinal Schuster)
Gebet über das Volk
Humiliate capita vestra Deo
Neiget in Demut euer Haupt vor Gott
„Neiget in Demut euer Haupt vor Gott. Wir bitten Dich, o Herr: sei Deinem Volke gnädig, auf daß es verabscheue, was Dir mißfällt und dafür mit den Wonnen Deiner Gebote erfüllt werde. Durch unsern Herrn Jesus Christus ...“