Distriktnotizen
Der Schweizer Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Pascal Schreiber, veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen kurze Aufzeichnungen von seiner Arbeit und von Ereignissen im Schweizer Distrikt. Lesen Sie heute die „Distriktnotizen“ für den Monat November 2016.
So, 6. November
Ein Viertel der Gläubigen von Monthey sei unter 12 Jahren, erzählte man mir. Bei meinem Besuch im Wallis finde ich die Bestätigung: Dem Gottesdienst folgen viele Kinder und Jugendliche. Die Kapelle in Monthey hat wirklich ein sehr tiefes Durchschnittsalter. Wenn alle diese Kinder und Jugendlichen treu bleiben, dann werden aus dieser Gemeinde viele Berufungen und katholische Familien hervorgehen. Beten wir dafür, dass unsere Jugend den Verlockungen der Welt widersteht und auf dem Weg des Glaubens ausharrt!
So, 13. November
Das nationale KFB-Treffen in Littau hat das Vertrauen zum Thema. Pater Ludger Grün hält am Morgen die Predigt und ich am Nachmittag den Vortrag über die verschiedenen Aspekte des Vertrauens. Es ist eine grosse Freude, dass sich insbesondere die Innerschweizer Familien zahlreich einfinden. Die Atmosphäre ist gelöst und herzlich. Solche Treffen sind wichtig und stärken den Zusammenhalt unter den Familien, die sich im täglichen Ringen um ein christliches Leben manchmal alleine fühlen. Herr, schenke uns viele heilige Familien!
Di, 15. November
Es gibt angenehme und unangenehme Probleme. (Heute spricht man eigentlich nicht mehr von „Problemen“, sondern von „Herausforderungen“.) Wenn die Vergrösserung einer Schule ansteht, dann nenne ich dies ein angenehmes Problem. Die angenehme Seite ist das Blühen eines kirchlichen Werkes, das eine Vergrösserung der Infrastruktur erfordert. Das Problem besteht in den Schwierigkeiten, die mit einem solchen Unterfangen verbunden sind: Behördenkontakte, Einfordern von Bewilligungen, Aufbringen von finanziellen Mitteln, usw.
Auf der Traktandenliste der Generalversammlung der Primarschule Fleurs de Mai in Riddes steht u.a. die Vergrösserung des Schulgebäudes. Der Vereinspräsident Vincent Borgeat stellt ein Projekt vor und zeigt den aktuellen Stand der Dinge auf. Hoffen wir, dass weiterhin alles seinen guten Lauf nimmt.
Der Abend klingt bei Raclette und Fendant aus. Dass die Walliser gemütlich sein können, muss ich wohl nicht lange erklären...
Fr, 18. November
Eine stattliche Gruppe von Schweizer Gläubigen fliegt nach Kenia, um an der Einkleidungsfeier der Missionsschwestern der Bruderschaft teilzunehmen. Wenn auf dem Handy Safaricom statt Swisscom erscheint, dann weiss man, dass man angekommen ist. Jambo, Kenya, jambo.
So, 20. November
P. Stefan Pfluger liest in unserer Prioratskirche von Nairobi die Frühmesse. Ich darf anschliessend das hl. Amt halten, in dem P. Nanthambwe, der in Nigeria stationiert ist, die Predigt hält. P. Bély, der Prior, lädt nachher alle Priester zum Mittagessen und zu einem gemütlichen Nachmittag ein. Anwesend sind P. Rostand von Menzingen, der die Einkleidungsexerzitien gepredigt hat, P. Balou, der Prior von Libreville (Gabun), wie auch P. Champroux und P. Ngaruro, die beide in Kenia ihr Apostolat ausüben. Bruder Rémy ist der neunte im Bunde. Die Liebe zum Priestertum, zur Tradition und zur Priesterbruderschaft St. Pius X. bildet das einigende Band.
Mo, 21. November
Fünf junge Frauen dürfen mitten in der Grossstadt Nairobi das geistliche Kleid in Empfang nehmen. Zwei stammen aus Uganda, eine aus Frankreich und schliesslich zwei aus der Schweiz. Einer der Höhepunkte der ergreifenden Zeremonie ist das Verlesen der Ordensnamen. Zwar darf jede Kandidatin drei Vorschläge unterbreiten, aber welcher Name von unserem Generaloberen gewählt wird, erfahren die Anwesenden erst in diesem Moment. Claudia Schuwey aus Im Fang (FR) heisst nun Schwester Maria Ancilla und Franziska Stössel aus Uzwil (SG) darf sich ab jetzt Schwester Maria Gemma nennen. Begleiten wir unsere beiden Landsfrauen mit unseren Gebeten während ihrer zweijährigen Noviziatszeit im fernen Afrika. Nach der Einkleidung legt eine Nigerianerin ihre ersten Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams ab.
Am Nachmittag wird gefeiert, wie es nur Afrikaner tun können. Wer einmal das „Kuchenlied“ gehört hat, vergisst es nie wieder. Aber auch Schweizer Elemente dürfen nicht fehlen. Afrikanerinnen und Europäerinnen geben gemeinsam einen Jodler zum Besten!
Di, 22. November
Dank dem Beziehungsnetz einer Teilnehmerin kann eine kleine Gruppe das Armenviertel von Kibera besuchen, einen der grössten Slums Afrikas. Schätzungsweise 200'000 Menschen leben hier auf einer Fläche von 2,5 Quadratkilometern! Bei der Ankunft am Rande des Quartiers wird einem mulmig. Man ist froh, dass der Taxifahrer einen nicht einfach aus dem Auto schickt. Zum Glück werden wir bald von Einheimischen abgeholt. Ohne Beziehungen kommt man ohnehin nicht in die Slums hinein. Oder sagen wir es anders: Man kommt vielleicht hinein, aber nicht unbedingt mehr heil heraus.
Es bereitet mir grosse Schwierigkeiten, das Gesehene und Erlebte zu Papier zu bringen. Menschen öffnen unserer Gruppe ihre „Wohnungen“ und bitten am Schluss: „Father, please pray with us! – Herr Pater, bitte beten Sie mit uns!“ Die Armut der Wellblechhütten und der Leute ist beklemmend. Gleichzeitig scheinen diese Menschen tief glücklich und strahlen eine innere Freude aus.
Es liegt unglaublich viel Müll herum und die Schuhe werden ob der schlammigen Wege ganz schmutzig. Wer denkt, dass die Menschen hier keinen Wert auf Sauberkeit und Hygiene legen würden, täuscht sich aber gewaltig. Man sieht kaum schmutzige Kleider.
Rose, eine der Begleitpersonen, sagt mir beim Verabschieden: „Father, wenn Sie wiederkommen, dann bringen Sie bitte ein paar Gentlemen mit, und holen Sie mich hier raus!“ Die Partnerwahl ist für die kenianischen Frauen in der Tat nicht einfach, da nach der Aussage von Rose auf einen Mann sieben Frauen kommen! In Kenia herrscht zudem die Sitte, dass Männer ihre Ehefrau „kaufen“ müssen. Früher wurde z.B. mit Ziegen bezahlt, heute werden wahrscheinlich Geldscheine übergeben.
Mi, 23. November
Heute beginnt eine dreitägige Safari mit Löwen-, Elefanten- und Büffeljagd. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Die Wildtiere werden nicht mit Gewehren, sondern mit unseren Fotoapparaten geschossen. Man muss den Anblick der Tiere aber zuerst verdienen. Erst nach einer vier- bis fünfstündigen Fahrt, teils auf sehr holprigen Strassen, gelangt man ins Wildreservat.
Die Teilnehmer zeigen sich auch sonst tapfer und nehmen fast geschlossen an der hl. Messe teil, die einmal um 5:10 Uhr und einmal um 5:40 Uhr gelesen wird.
Kwa heri, auf Wiedersehen, Kenia!