Distriktnotizen

Quelle: Distrikt Schweiz

Der Schweizer Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Pascal Schreiber, veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen kurze Aufzeichnungen von seiner Arbeit und von Ereignissen im Schweizer Distrikt. Lesen Sie heute die „Distriktnotizen“ für die Monate September und Januar 2018.

Sa, 10. - Mi, 13. Dezember

Am zweiten Adventsonntag werden in den Verkehrsnachrichten die Hörer aufgefordert, im Unterwallis nur im „äussersten Notfall“ das Auto zu benützen. Dieser „äusserste Notfall“ ist gegeben, da ich gerade die kanonische (d.h. vom Kirchenrecht vorgesehene) Visitation des Priorates Vouvry und der Kapelle Monthey durchführe. Während in der Gegend Sion-Fully-Riddes 80 Zentimeter Neuschnee fallen, tobt in der Region Monthey ein Schneesturm. Man hat den Eindruck, dass sich mehr Schnee in der Luft als am Boden befindet. Zuweilen kann man die Spitze der Motorhaube kaum noch erkennen. Ich habe schon einmal einen solchen Schneesturm erlebt, allerdings auf 3000 m ü. M. Dass solches auch auf Schweizer Autobahnen vorkommen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Bruder Maurice muss fast keine Einkäufe tätigen. Das Priorat Vouvry besitzt nämlich einen Garten, in dem viel Gemüse und Obst angepflanzt wird, so dass die Gemeinschaft auch den Winter über davon zehren kann. Zudem erweisen sich die Gläubigen von Monthey als sehr grosszügig, indem sie dem Priorat solche Lebensmittel zukommen lassen, die nicht im Garten wachsen.

Die Gemeinschaft von Vouvry hält die Statuten der Priesterbruderschaft St. Pius X. gut ein. Diese Tatsache bildet die Basis für die persönliche Heiligung und die Fruchtbarkeit des priesterlichen Wirkens.

Während der Visitation von Vouvry bietet sich auch die Gelegenheit, Herrn Pater Pellouchoud, dem Spiritual von Salvan, einen Besuch abzustatten. Da das Zeitfenster relativ eng bemessen ist, beschränkt sich mein Besuch auf ein Gespräch mit ihm. Herr Pater Pellouchoud meint später, dass er nun wisse, warum man die Visitation kanonisch nenne. Der Obere sei nach dem Gespräch wie eine Kanonenkugel weggeflogen…

Sa, 6. Januar

Die KJB Luzern übertrifft sich selbst. Im gut besetzten Pfarreisaal führt die Gruppe ein eindrückliches Theaterstück auf. Im Schauspiel mit dem Titel „Perkunos Blitz und der Donner des Ordens“ geht es um der Streit zwischen Gut und Böse. Ein paar tapfere Marienritter ringen in hartem Kampfe das Heidentum nieder.

Das Stück gehört zu den besten, die ich je auf Schweizer Boden gesehen habe. Es besitzt einen tiefgreifenden Inhalt, die Schauspieler wachsen über sich selbst hinaus, die Kostüme passen perfekt, der Regisseur versteht sein Handwerk und die Techniker zeigen sich tadellos. Ich hoffe, dass das Theater in vielen (jungen) Herzen den Wunsch hervorruft, ein Marienritter wie Etzel (Bösewicht, der sich am Ende des Stücks bekehrt) zu werden – damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich meine Etzel nach seiner Bekehrung, nicht vorher!

Sa, 20. Januar

Ich sitze im Zug und verstehe nur Bahnhof.

Wie kommt das? Nach dem Weihnachtsessen für die Mitarbeiter und Helfer in Wil möchte ich die vier Stunden Zugfahrt nach Genf unter anderem dazu nutzen, die Zeremonienblätter für das Pontifikalamt von morgen Sonntag zu studieren. Dabei stosse ich auf eine unüberwindliche Schwierigkeit. Die Blätter haben als Titel „Fonction du Prêtre Assistant à la messe pontificale au faldistoire“ – zu Deutsch: „Die Funktion des Priesterassistenten für das Pontifikalamt am … wie bitte?“. Was heisst bloss „faldistoire“? Immer mehr werde ich mir bewusst, dass ich noch nie in meinem Leben eine solche Messe mitgefeiert habe. Ich kann mir unmöglich die morgige Zeremonie vorstellen, wenn ich nicht weiss, was ein Faldistorium ist. Irgendwann lege ich die Blätter zur Seite.

Beim Abendessen kommt dann die Aufklärung. Ein Faldistorium ist ein Sessel mit Armlehnen aber ohne Rückenlehne. Dieser Sitz steht im Unterschied vom bischöflichen Thron auf der Epistelseite. Da es für diese Form weniger Priester als für ein „klassisches“ Pontifikalamt benötigt, wird sie zuweilen angewandt.

Wenn beim Lesen dieser Zeilen irgendein Mitbruder auf die Idee kommt, in seinem Priorat auch einmal ein Pontifikalamt am Faldistorium zu organisieren, dann möchte ich ihm einen kleinen Rat geben: Der Aufwand lohnt sich, die Messe ist wunderschön, aber ohne die Seminaristen von Ecône schaffst du das nicht!

So, 21. Januar

In Carouge spendet Mgr. Bernard Fellay 39 Personen das Sakrament der heiligen Firmung. Aus unmündigen Kindern werden Streiter Christi. Das Gnadenleben, das die Firmlinge in der Taufe empfangen haben, gelangt zur Reife. Möge der Heilige Geist das begonnene Werk zur Vollendung bringen. Möge er in den Firmlingen das Feuer entzünden, das in der hl. Theresia von Kinde Jesu brannte: „Ich fühle jedoch noch andere Berufe in mir: den Beruf eines Kriegers, eines Priesters, eines Apostels, eines Kirchenlehrers, eines Blutzeugen. Alle Werke, die den grössten Heldenmut fordern, möchte ich vollbringen. Ich fühle den Mut eines Kreuzfahrers in meiner Brust. Ich wollte für die Verteidigung der heiligen Kirche auf dem Schlachtfelde sterben. Gleich den Propheten und heiligen Lehrern möchte ich die Seelen erleuchten. Ich verlange, durch die ganze Welt zu eilen, Deinen Namen zu verkünden und Dein glorreiches Kreuz, o mein Vielgeliebter, in den Heidenländern aufzupflanzen. Ich möchte Missionar sein, und vor allem wünsche ich, Märtyrin zu sein. Das Martyrium, es war mein Jugendtraum, und dieser Traum nahm in der kleinen Karmelzelle nur an innerer Kraft zu.“

Wenn beim Firmessen ein Bischof anwesend ist, erstaunt das niemanden. Wenn es zwei sind, machen alle grosse Augen. Da Mgr. Alfonso de Galarreta in Genf residiert und sich heute nicht gerade auf einer Reise befindet, stösst er für das Mittagessen zu uns. – Wir geniessen den Moment!

Mo, 22. Januar

Die meisten Priester des Distrikts kennen die Kirche von Oensingen nur in ihrem weihnachtlichen Schmuck. Hier findet nämlich alljährlich im Monat Januar das gesamtschweizerische Priestertreffen statt.

Der Generalobere, Mgr. Bernard Fellay, gibt uns die Ehre. Am Vormittag singt er das heilige Amt und hält eine erbauende Predigt über die Tugend der Hoffnung. Die Herren Patres Markus Bayer und Thomas Suter stehen dem Bischof als Leviten zur Seite. Die beiden Priester erhalten diese Auszeichnung, da sie im vergangenen Herbst ihre Ausbildung zum Schulleiter CAS (FESL) an der Pädagogischen Hochschule in Luzern erfolgreich abgeschlossen haben.

Nach einem feinen Mittagessen mit erlesenen Desserts spricht Mgr. Fellay zu den Mitbrüdern. Es ist ein Privileg, die Neuigkeiten aus dem Leben der Bruderschaft direkt aus dem Munde des Generaloberen zu vernehmen. So wird man nicht in die Irre geführt, wie das bei denen geschieht, die, angetrieben von einer ungesunden Neugierde, auf zweifelhaften Internetseiten alle möglichen und unmöglichen Informationen in sich hineinsaugen. – Das Internet hat schon Seelen zum katholischen Glauben und zur Tradition geführt. Das Netz kann also Segen sein! Für wie viele aber ist es Fluch?!

Fr, 2. Februar

Es ist eine langjährige Praxis der Priesterbruderschaft St. Pius X., die Einkleidung mit der Soutane und die Erteilung der Tonsur am Fest Mariä Lichtmess vorzunehmen. Beide Zeremonien drücken die Hingabe des eigenen Lebens an Gott aus. Am Tag seiner Darstellung im Tempel bot sich das Jesuskind seinem himmlischen Vater dar, schon genau wissend, dass diese Hingabe zum Opfertod am Kreuze führen würde.

Das Vorbild des Herrn und den Wunsch der Nachfolge Christi vor Augen, empfängt in Zaitzkofen ein gutes Dutzend junger Männer entweder das geistliche Kleid oder die Tonsur.

Die Priesteramtskandidaten tragen heute brennende Kerzen in ihren Händen. Mögen sie nicht nur das Licht tragen, sondern selber Licht sein, Licht in einer Welt der Finsternis, Licht der Wahrheit in einer Welt der Lüge, Licht der Keuschheit in einer Welt der Sittenverderbnis.