Distriktnotizen

Der Schweizer Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Pascal Schreiber, veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen kurze Aufzeichnungen von seiner Arbeit und von Ereignissen im Schweizer Distrikt. Lesen Sie heute die „Distriktnotizen“ für die Monate September und Dezember 2017.
Sa, 4. November
„Herr Pater, sind Sie auch einmal im Wallis?“, wurde ich eines Tages gefragt. Das kann man wohl sagen: Von den letzten neun Samstagen habe ich sechs im Wallis verbracht! Einen Grund findet man immer: Exerzitien, Beerdigung, Hausbesichtigung, Hochzeit, Taufe und heute die Einsegnung des Schulhauses in Riddes.
Zurzeit besuchen 129 Kinder die Schule „Fleurs de Mai“, so viele wie noch nie. Da das Schulhaus aus den Nähten zu platzen drohte, erhielt das schon bestehende Gebäude in diesem Sommer ein zweites Stockwerk. Mit der Erweiterung der Räumlichkeiten kann „Fleurs de Mai“ bis zu 200 Schüler aufnehmen (s. Artikel „35 Jahre voller Enthusiasmus!“ im MB von November 2017, S. 14ff).
Für den wichtigen Anlass der Segnung nehmen wir den feierlichsten Ritus, den es gibt, den sogenannten Ritus solemnior. Zuerst wird das „Veni Creator“ gesungen, gefolgt von der Segnung der Gebäulichkeiten mit Weihwasser und Weihrauch und begleitet von mehreren Gebeten. Hier eine kleine Kostprobe: „Segne, Herr, dieses Haus, damit darin herrsche Gesundheit, Heiligkeit, Tugend, Ehre, Demut, Güte, Milde, Sanftmut, Gelehrigkeit, Erfüllung des Gesetzes, Gehorsam und Danksagung Gott dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Dieser Segen komme über dieses Haus und diesen Ort. Über alle darin Weilenden, Lehrenden und Lernenden steige die siebenförmige Gnade des Heiligen Geistes hinab.“
Die Handwerker haben unter der Leitung der Herren Vincent Borgeat, François Pellouchoud und Pierre-Samuel Wuilloud tadellos gearbeitet. Noch kostbarer ist aber die tägliche Arbeit mit und an den unsterblichen Kinderseelen, die von einem engagierten Lehrerteam unter der Führung von Pater Yann Vonlanthen und Herrn Dominique Carron getan wird. Vergessen wir nicht die Betreuer, den Fahrdienst, die Reinigungstruppe und die Mitglieder des Comités. Ein herzliches Vergelt's Gott an alle und alles Gute für die kommenden Jahre. Es lebe die Schule „Fleurs de Mai“!
So, 5. November
„Einem ganz eigenen Triebe meiner Seele folgend, habe ich stets eine grosse Liebe zur Schweiz gehabt; ich habe sie überall verteidigt, und stets bin ich für ihre Sache und ihre Interessen eingetreten.“ Von wem stammt wohl dieses Zitat? Es ist einem Brief des heiligen Karl Borromäus entnommen, dem Patron des Priorats Oberriet. Gestern war sein Fest, heute begehen wir im Rheintal die äussere Feier.
Als Karl 21 Jahre alt war, sagte einer seiner Lehrer über ihn: „Karl wird grosse Dinge tun und einst in der Kirche glänzen wie ein Stern.“ Ein Jahr später schon erhielt er von Papst Pius IV. den Titel „Protector Helvetiæ“ (Schutzherr der Schweiz). Später wurde er zum „Apostolischen Visitator“ der Eidgenossenschaft ernannt. 1655, als Karl schon als Heiliger im Himmel lebte, hat ihn die katholische Eidgenossenschaft in Luzern durch ihre Abgeordneten öffentlich und feierlich zum „Patron des katholischen Schweizerlandes“ gekürt.
Auch die Vorarlberger dürfen Karl Borromäus für sich beanspruchen. Mindestens einmal besuchte der Heilige seine Schwester Hortensia, die in Hohenems lebte, das nur zehn Kilometer von Oberriet entfernt liegt.
Gewisse Menschen meinen, man müsse 2017 den „Reformator“ Luther feiern. Wenn wir die Leben von Karl Borromäus und Martin Luther vergleichen, dann sehen wir den Unterschied zwischen wahrer und falscher Reform. Die wahre Reform führt zur Heiligkeit, die falsche zum Abfall von der Kirche. Heiliger Karl, bitte für uns und unser Vaterland!
Sa, 18. - So, 19. November
Gerne folge ich der Einladung von Pater Alexandre Maret und halte drei Vorträge am Bildungswochenende für die KJB’lerinnen. Die Schulung findet in Wangs statt und hat die verschiedenen Bereiche der Kommunikation zum Thema. Die Stimmung ist ausgezeichnet und die jungen Frauen arbeiten erstklassig mit. Keine beklagt sich, dass die mit praktischen Übungen gespickten Vorträge insgesamt viereinhalb Stunden dauern!
Zwei Wochen später sind die Burschen an der Reihe, die in nichts den Mädchen nachstehen.
Es bleibt zu hoffen, dass all jene, die dem Wochenende ferngeblieben sind, schon alles richtig machen, was die Kommunikation betrifft…
Fr, 24. - Sa, 25. November
Welchen Einfluss haben die neue Medien und sozialen Netzwerke auf unsere Schüler und Jugendlichen? Wie gehen die Schulen mit diesem Thema um? Um sich intensiv mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und an einem gemeinsamen, christlich orientierten Medienkonzept zu arbeiten, treffen sich in Saarbrücken 15 Führungskräfte zu einer Tagung. Es sind die Gesamt-, Schul- und Internatsleiter der deutschsprachigen Schulen der Priesterbruderschaft St. Pius X.
Zuerst erwähnt Herr Dr. Johannes Laas, der Leiter der Tagung, dass Studien zufolge Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ihr Handy durchschnittlich drei Stunden am Tag nutzen und 98 Mal am Tag ihr Gerät einschalten. Durchschnittlich unterbrechen sie alle sieben Minuten ihre Tätigkeit, um auf ihr Handy zu schauen. Zugleich empfinden Smartphone-Nutzer ihr Leben häufig als weniger glücklich.
Anschliessend erörtern die einzelnen Vertreter der Schulen, welche Haltungen, kurzfristigen Strategien und langfristigen Massnahmen ihren Umgang mit den neuen Medien bestimmen und welchen staatlichen Anforderungen sie unterworfen sind.
Herr Markus Hoffmann, Diplom-Sozialarbeiter, Psychologe und Supervisor unserer Internatsschulen in Deutschland, hält das Hauptreferat. Er geht vom Wesen des jungen Menschen aus und stellt eine Medienpädagogik vor, die sich an der christlichen Reife orientiert. Das Ziel ist, den Jugendlichen zur Eigenverantwortung zu erziehen, indem Verstand und Wille gestärkt werden. Nur so entwickelt er sich längerfristig zu einem nach christlichen Überzeugungen handelnden Katholiken. Gleichzeitig wird klar, dass die Medienpädagogik im gesamten Erziehungswerk nur ein Bereich unter vielen ist und darum in Bezug auf das Gesamtkonzept gesehen werden muss. –
Während ich die Chronik schreibe, flattert eine Mail herein. Herr Josef C. Haefely, der Organist von Oensingen, beschäftigt sich gerade mit dem gleichen Thema und schickt mir sein soeben verfasstes Gedicht. Die vierte und letzte Strophe ragt heraus. Sie lautet so:
Wenn einst die Netze sind gekappt,
der Mensch im digitalen Dunkel tappt,
dann bleibt in allem Lebensübel,
uns Menschen noch die alte Bibel,
die uns den Weg ins Neue weist,
das Buch der Bücher, Gottes Geist.
Sa, 10. - Mi, 13. Dezember
Am zweiten Adventssonntag werden in den Verkehrsnachrichten die Hörer aufgefordert, im Unterwallis nur im „äussersten Notfall“ das Auto zu benützen. Dieser „äusserste Notfall“ ist gegeben, da ich gerade die kanonische (d.h. vom Kirchenrecht vorgesehene) Visitation des Priorates Vouvry und der Kapelle Monthey durchführe. Während in der Gegend Sion-Fully-Riddes 80 Zentimeter Neuschnee fallen, tobt in der Region Monthey ein Schneesturm. Man hat den Eindruck, dass sich mehr Schnee in der Luft als am Boden befindet. Zuweilen kann man die Spitze der Motorhaube kaum noch erkennen. Ich habe schon einmal einen solchen Schneesturm erlebt, allerdings auf 3000 m ü. M. Dass solches auch auf Schweizer Autobahnen vorkommen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Bruder Maurice muss fast keine Einkäufe tätigen. Das Priorat Vouvry besitzt nämlich einen Garten, in dem viel Gemüse und Obst angepflanzt wird, so dass die Gemeinschaft auch den Winter über davon zehren kann. Zudem erweisen sich die Gläubigen von Monthey als sehr grosszügig, indem sie dem Priorat solche Lebensmittel zukommen lassen, die nicht im Garten wachsen.
Die Gemeinschaft von Vouvry hält die Statuten der Priesterbruderschaft St. Pius X. gut ein. Diese Tatsache bildet die Basis für die persönliche Heiligung und die Fruchtbarkeit des priesterlichen Wirkens.
Während der Visitation von Vouvry bietet sich auch die Gelegenheit, Herrn Pater Pellouchoud, dem Aumônier von Salvan, einen Besuch abzustatten. Da das Zeitfenster relativ eng bemessen ist, beschränkt sich mein Besuch auf ein Gespräch mit ihm. Herr Pater Pellouchoud meint später, dass er nun wisse, warum man die Visitation kanonisch nenne. Der Obere sei nach dem Gespräch wie eine Kanonenkugel weggeflogen…