Distriktnotizen
Der Schweizer Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Pascal Schreiber, veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen kurze Aufzeichnungen von seiner Arbeit und von Ereignissen im Schweizer Distrikt. Lesen Sie heute die „Distriktnotizen“ für die Monate September und Oktober 2017.
So, 24. September
Das Priorat Luzern besitzt einen hervorragenden Chor. Anlässlich des Prioratsfestes gibt dieser zwei mehrstimmige Gesänge zum Besten. Das Hochamt ist levitiert und das Messformular von der Kirchweihe. Anlass der Feier ist der Jahrestag der Kirchenkonsekration. Die Gläubigen denken heute dankerfüllten Herzens an die Weihe der Kirche St. Josef zurück. Sie zeigen sich dem lieben Gott erkenntlich für all die Gnaden, die sie über die Jahre hinweg in diesem Gotteshaus erhalten durften. Gleichzeitig wird ihnen noch bewusster, dass dieser Bau kein gewöhnlicher, sondern ein heiliger ist, in dem nur Gottesdienste stattfinden dürfen.
Nach der Messe folgt der „weltliche“ Teil. Die KJB verköstigt die Anwesenden mit feinen Salaten, gegrilltem Fleisch, auserlesenen Kuchen und Kaffee. Zwei besondere Attraktionen halten die Spannung den ganzen Nachmittag lang aufrecht: Bei der Tombola hoffen alle auf einen Treffer und beim „Hau den Lukas“ darf man (Mann) überschüssige Energie loswerden.
Fr, 6. Oktober
Ich fahre nach Münchenstein, um am Besuchstag der „Schweizerischen Hilfe für Mutter und Kind“ teilzunehmen. Da die Bruderschaft mit den „Ja-zum-Kind-Veranstaltungen“ im gleichen Bereich tätig ist, scheint mir dieser Kontakt und die gegenseitige Unterstützung wichtig.
Verschiedene Aspekte beeindrucken mich: Die Mitarbeiter vertreten ein schönes Ideal und bringen eine grosse Einsatzbereitschaft mit. Die Gruppe scheint gut zu harmonieren, was sich positiv auf das Arbeitsklima auswirkt. Es wird viel Wert auf Professionalität gelegt. Gerade letzteres ist ein bedeutender Faktor im Reiche Gottes. Man kann sich ein paar Jahre durchwursteln. Beständige Werke aber brauchen eine taugliche Infrastruktur und eine klare Organisation. Die Gnade baut ja bekanntlich auf der Natur auf. Nur darf man dann nicht bei der Natur stehen bleiben. „An Gottes Segen ist alles gelegen“, sagt das Sprichwort. Und der Segen Gottes muss erbeten werden. Ich zweifle nicht, dass der liebe Gott die „Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind“ segnet. Die Mitarbeiter beten nämlich!
Sa, 7. Oktober
Der Schweizer Distrikt erlebt einen blühenden Herbst. Heute treten zwei Herren aus dem Wallis und ein junger Mann aus dem Kanton Freiburg ins Priesterseminar in Flavigny ein. Ein Schwyzer macht den gleichen Schritt. Er beginnt seine Priesterausbildung in Zaitzkofen.
In diesen Wochen tritt eine junge Frau aus dem Kanton Baselland bei den Dominikanerinnen in Brignoles ein. Eine Freiburgerin folgt ihrer Berufung und schlägt ihren Wohnsitz in Göffingen, dem Noviziat der Schwestern der Bruderschaft, auf. Eine Person aus dem Kanton St. Gallen geht zu den Missionsschwestern nach Kenia und eine junge Genferin zu den Dominikanerinnen nach Fanjeaux. Ende Jahr wird noch eine Dame aus dem Kanton Solothurn bei den Sühneschwestern in Niedaltdorf eintreten.
Obwohl folgende zwei Berufungen nicht für den Schweizer Distrikt zählen, möchte ich diese doch aufführen: Ein junger Mann aus Vorarlberg, der die Messe im Priorat Oberriet besucht, geht nach Zaitzkofen, um sich zum Priester formen zu lassen. In Brignoles tritt eine junge Französin ein. Sie gehört zum Priorat Genf.
Ich möchte diese Blüten im Garten Gottes Ihren Gebeten und Opfern anempfehlen. Die Jahre der Formung werden Prüfungen mit sich bringen. Ein Blütenblatt nach dem anderen wird wegfallen. Das ist aber notwendig, damit sich eine Blüte zur Frucht entwickeln kann. Wir beten dafür, dass die genannten Berufungen zur Reife gelangen. Versprochen.
So, 8. Oktober
Seit 40 Jahren besteht in Genf eine Gemeinschaft von Schwestern der Bruderschaft. Der runde Geburtstag ist eine günstige Gelegenheit, zurückzublicken, dankzusagen und ein bisschen zu feiern…
Beim Levitenamt am Morgen sind Schwestern von fünf verschiedenen Gemeinschaften anwesend, darunter auch die erste Assistentin der Generaloberin. Beim Apéro nutzen die Gläubigen die Gelegenheit, mit den Schwestern und untereinander ins Gespräch zu kommen. Kaum jemand ist in Eile, alle haben Zeit, so dass die letzten erst gegen 13.30 Uhr aufbrechen. Die Genfer leben, was vor über 1000 Jahren ein arabischer Dichter ausgesprochen hat: „Gott hat dem Menschen die Zeit gegeben, aber von Eile hat er nichts gesagt.“
Pater Mouroux hält während des Mittagessens eine Tischrede. Darin hebt er hervor, dass 40 die Zahl der Vollkommenheit sei.
Viele Schwestern sind gekommen, viele wieder gegangen. Die Statistik spricht von insgesamt 52 Ernennungen! Genau die „halbe Vollkommenheit“ hat Schwester Marie-Catherine erreicht, die ebenfalls anwesend ist. Sie hält mit 20 Jahren Präsenz den Rekord.
Sa, 14. Oktober
Schätzungsweise 300 Personen, vor allem aus der Schweiz, sind nach San Damiano gereist, um bei der Segnung der neuen Kirche und der Wiedereröffnung des Pilgerhauses dabei zu sein. Die Einweihung wird durch den Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X., Mgr. Bernard Fellay, vorgenommen.
Das Glück des Architekten kennt keine Grenzen. Es erfüllt ihn mit Freude, dass er für die Muttergottes eine Kirche bauen durfte. Der heutige Tag sei so schön wie sein Hochzeitstag, meint er mit strahlendem Gesicht.
Das ganze Projekt kostete unglaublich viel Arbeit, Energie und … Geld. In den letzten Wochen haben sich zahlreiche Helfer tatkräftig eingesetzt. Herr Marcelin Salamin motivierte die Walliser Jugend, bei verschiedensten Arbeiten mitzuhelfen. Einmal halfen an einem Samstag 35 Personen mit! Ein inniges Vergelt’s Gott an P. David Köchli für die Projektleitung und an die zahlreichen Mithelfer, ohne die dieses grossartige Werk nicht hätte realisiert werden können!
Das Urteil über die Echtheit der Erscheinungen in San Damiano können und wollen wir nicht fällen. Das wird eines Tages die Kirche tun. Nichtsdestotrotz muss auch der vorsichtige Betrachter anerkennen, dass für die Entwicklung der Tradition in der Schweiz in den 1970er Jahren San Damiano eine ausserordentliche Bedeutung hatte. Diese Stätte war (und ist) ein Gnadenort. Ich weiss nicht, ob eine Hand genügt, um die Berufungen zu zählen, die es dank San Damiano in der Bruderschaft gibt. Diese Berufungen waren keine Strohfeuer und Eintagsfliegen, sie haben bis heute gehalten!
Sa, 28. Oktober
„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten, sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süssspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Von wem stammt dieses Zitat? Sie werden staunen. Es handelt sich um Sokrates, dem 399 v. Chr. verstorbenen griechischen Philosophen!
Wenn Sokrates mich heute begleitet hätte, dann müsste er für seine Aussage Abbitte leisten. Vormittags darf ich in Sitten zwei jungen Erwachsenen das hl. Taufwasser über die Stirne giessen und sie zu Kindern Gottes machen. Auch wenn die beiden wissen, dass die gelebte Nachfolge Christi das Kreuztragen beinhaltet, so strahlen sie doch eine tiefe Freude und echtes Glück aus, das nur der wahre Glaube gibt und geben kann.
Nachmittags nehme ich in Wil mit gegen 500 meist jungen Katholiken an einer imponierenden Prozession vom Kirchgemeindezentrum zur Stadtkirche teil. (Ich weiss nicht, ob das Ostschweizer Städtchen schon einmal so etwas erlebt hat!) Wie jedes Jahr am letzten Oktoberwochenende treffen sich die Jugendlichen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, um gemeinsam das Christkönigsfest zu begehen. Dieses Jahr wird der 40. Geburtstag der KJB (Katholische Jugendbewegung) gefeiert. Aus diesem Anlass sind auch die Ehemaligen eingeladen und kommen auf der Bühne zu Wort. Sie blicken auf die „goldenen Zeit“ der Anfänge zurück. Dann aber übernehmen wieder die Jungen das Ruder… Und das ist gut so!