Distriktnotizen
Der Schweizer Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Pascal Schreiber, veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen kurze Aufzeichnungen von seiner Arbeit und von Ereignissen im Schweizer Distrikt. Lesen Sie heute die „Distriktnotizen“ für die Monate Januar und Februar 2017.
Sa, 7. Januar
Wie soll ich sie nennen? Gute Seelen? Heinzelmännchen? Oder ganz einfach: Helfer des Priorates Oberriet? Diejenigen, die das ganze Jahr hindurch im Verborgenen dienen, dürfen sich für einmal bedienen lassen. Ich spreche vom traditionellen Helferessen in der Weihnachtszeit.
An dieser Stelle möchte ich im Namen aller Mitbrüder den Helfern von Oberriet, wie auch allen, die in den anderen Prioraten und Kapellen des Distrikts freiwillig mitarbeiten, ein ewiges Vergelt’s Gott sagen! Es ist für jeden Priester wertvoll und tröstlich, treue Seelen zur Seite zu haben, die ihn in seiner Arbeit unterstützen und ihm gestatten, sich möglichst viel den rein priesterlichen Aufgaben zu widmen.
So, 8. Januar
Wenn es sich um Wil handelt, rede ich nicht von Besuch, sondern von Rückkehr...
Die jährliche Weihnachtsfeier, das Patronatsfest, zieht immer viele Leute an. Am Vormittag begehen wir ein levitiertes Hochamt, am Nachmittag folgt die „weltliche“ Feier. Beide Male gibt es qualitativ hochstehende musikalische Beiträge. Neben dem üblichen nachmittäglichen Programm, zu welchem die Schule jeweils einen wichtigen Teil beisteuert, glänzt dieses Jahr auch die KJB mit einem Theater. Das ernst-fröhliche Bühnenspiel handelt vom vierten König, der sich mit den anderen dreien im Morgenland auf den Weg macht um zur Krippe Jesu zu gelangen. Der Unglückliche kommt immer zu spät, ja er schafft es nicht einmal unter das Kreuz! Nichtsdestotrotz macht er alles richtig und ist am Ende des Stückes der grosse Held.
Ich greife nochmals das Thema von oben auf: Im Jahresrückblick spricht Pater Stefan Pfluger, der Prior, von 145 Helfern im Priorat Wil! Es gibt Kapellen, die froh wären, sie hätten so viele Gläubige…
Mo, 9. Januar
Die Kirche in Ecône ist für die Beerdigungsmesse von Herrn Guy Fellay bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die Liturgie hat einen doppelten Zweck. Zum einen beten die Gläubigen für die baldige Erlösung der Seele des Verstorbenen aus dem Reinigungsorte. Zum anderen spenden die Texte den Verwandten und Bekannten des Verstorbenen Trost. Beim Requiem für den eigenen Vater darf der Zelebrant, in diesem Fall Mgr. Bernard Fellay, folgende tiefsinnigen Gebete an Gott richten: „Gott, Du hast uns geboten, Vater und Mutter zu ehren; erbarme Dich in Milde der Seele meines Vaters, lass ihm seine Sünden nach und gib, dass ich ihn einst in der Freude der ewigen Verklärung wiedersehe“ (Oration). Und das Stillgebet lautet: „Herr, nimm das Opfer an, das ich Dir für die Seele meines Vaters darbringe; gewähre ihm die ewige Freude im Lande der Lebendigen und vereinige auch mich mit ihm in der Glückseligkeit der Heiligen.“
Mo, 23. Januar
Wir haben die Ehre und Freude, zum jährlichen gesamtschweizerischen Priestertreffen in Oensingen den Generaloberen zu empfangen. Beim levitierten Hochamt am Morgen ist Mgr. Bernard Fellay von zwei anderen Wallisern umgeben. Es sind die Gebrüder Maret, die das Amt der Leviten übernehmen.
Am Nachmittag spricht der Weihbischof über die Situation in der Kirche und in der Welt. Wie klein ist doch der Schweizer Distrikt im Vergleich zur Weltkirche!
Do, 26. - Mo, 30. Januar
Meine erste kanonische Visitation darf ich in Siders halten. Auch wenn bei einem solchen Besuch materielle Fragen geklärt werden müssen, so steht doch das Geistliche an erster Stelle. Das Werk der Priesterbruderschaft St. Pius X. ist ein Werk der Kirche, bei dem es allein um die Ehre Gottes und das Heil der Seelen gehen soll.
Mich beeindrucken die Register-Zahlen von Sitten-Siders: In den Jahren 2010 - 2016 stehen 52 Taufen und 81 Erstkommunionen 19 Todesfällen gegenüber. – Natürlich können Zahlen blenden. Nur bedingt sagen sie etwas über die Qualität aus. Dennoch erfreut uns die Tatsache, dass das Werk von Mgr. Lefebvre Nachwuchs hat und Früchte trägt.
Ich nehme mir Zeit für die Gespräche mit den Mitgliedern, aber auch das gemütliche Beisammensein darf nicht fehlen. Die Tage im Wallis bleiben mir in guter Erinnerung.
Do, 2. Februar
Zwei Schweizer Seminaristen aus dem Priorat Wil und ihre Familie(n) erleben in Zaitzkofen einen Freudentag. Nicolas Emch wird mit der schwarzen Soutane bekleidet. Sein Cousin David Gnos, der schon ein Jahr weiter ist, wird durch die Tonsur in den Stand der Kleriker erhoben.
Die äussere Veränderung soll immer von der inneren Umwandlung begleitet werden. Mögen die beiden, wie auch alle anderen, die an diesem Tag einen Schritt Richtung Priestertum tun, ihre erste Liebe bewahren und täglich darin wachsen! – Nicolas und David, wir beten für euch.
So, 5. Februar
Am 21. November 2016 las Pater Jean de Loӱe im Petersdom am Grab des heiligen Pius X. die heilige Messe. Es war das Fest Mariä Opferung. Der für Lausanne verantwortliche Priester legte dem Patron der Bruderschaft die zahlreichen Gebete seiner Gläubigen zu Füssen, nämlich möglichst bald aus der Kapelle an der Avenue de l‘Avant-Poste in eine richtige Kirche umziehen zu können. 36 Jahre sind es schon her, dass die Gläubigen sich in einem Raum versammeln, der ebenso gut als Büro oder als Schuhladen dienen könnte.
Die Gebetserhörung hat nicht lange auf sich warten lassen. (Wie viele Gebete der Priester schon vorher in diesem Anliegen verrichtet hat, entzieht sich der Kenntnis des Schreibers dieser Chronik.) Seit Mitte Januar kann die Gemeinde die stadtbekannte Kapelle von Montolivet mieten (s. auch Bericht Seite ). Heute wird zum ersten Mal an diesem Ort die heilige Messe gelesen. Die Freude der Gläubigen lässt sich auf den strahlenden Gesichtern ablesen. Dass diese Kapelle vorerst nur gemietet und im schlimmsten Fall wieder abgegeben werden muss, daran denkt niemand. Schliesslich soll die Freude heute ungetrübt sein. (Die Hoffnung, dass wir in wenigen Jahren die Kapelle käuflich erwerben können, ist aber absolut berechtigt.)
Wer das Altarbild betrachtet, kommt zum Schluss, dass die Kapelle „Mariä Verkündigung“ als Patronin haben muss. Dem ist aber nicht so. Eine Inschrift weist darauf hin, dass das Gotteshaus „Mariä Opferung“ geweiht ist, an deren Festtag also genau der Pater in Rom in diesem Anliegen gebetet hat! Wenn es Zufälle gäbe, dann wäre dies einer!
Und noch etwas. Sollte man einmal auf die Idee kommen, die Kapelle von Montolivet mit weiteren Gemälden auszuschmücken oder sogar das Altarbild neu zu malen, dann könnte man das Bild über dem Grab unseres Patrons im Petersdom als Vorlage nehmen. Das prachtvolle Kunstwerk stellt nämlich Mariä Opferung dar!
Die Worte, die P. de Loÿe mir nachher schrieb, möchte ich gerne an dieser Stelle wiedergeben:
„Ich danke Ihnen nochmals von Herzen, dass Sie uns am vergangenen Sonntag mit Ihrer Gegenwart beehrt haben. Eine neue Seite der Geschichte der Bruderschaft in Lausanne öffnet sich, mögen wir gefügige Werkzeuge des Heiligen Geistes sein, um sie zu schreiben.“
Di, 7. Februar
Nach dem Frühstück fährt Pater David Köchli mit Schwester Marie-Christiane nach Weihungszell, wo die Ordensfrau im Altersheim der Priesterbruderschaft ihren Wohnsitz nimmt. Über 34 (!) Jahre lang arbeitete die gute Schwester ununterbrochen im Haushalt des Distriktssitzes, zuerst von 1982 bis 1993 in Villars-sur-Glâne FR und seit 1993 in Rickenbach SO. Wir sagen Schwester Marie-Christiane ein ewiges „Vergelt’s Gott“ und wünschen ihr einen erfüllten Lebensabend in Weihungszell. Von ihren Arbeiten ganz ausruhen wird sie noch nicht so schnell… und Gebetsanliegen gibt es sowieso immer.