Dienstag nach dem Passionssonntag
"Wir bitten Dich, o Herr, laß Dir wohlgefallen unser Fasten; möge es sühnend Deiner Gnade uns würdig machen und uns hinführen zu den Quellen des ewigen Heiles. Durch unsern Herrn Jesus Christus ...“
(Kirchengebet am Dienstag nach dem Passionssonntag)
Die römische Stationskirche ist ursprünglich St. Cyriakus bei den Diokletiansthermen. Die Anfänge dieses altrömischen Titulus (altömische „Pfarrei“) geht auf den Beginn des 4. Jahrhunderts zurück.
Das Kirchengebäude wurde mehrere Male einer Renovierung unterzogen. St. Bruno, der Gründer der Karthäuser, heiligte die Stätte durch seinen vorbildlichen Wandel. Er sammelte im benachbarten Kloster eine Schar Mönche um sich, die bis ins 19. Jahrhundert auf ihrem Posten ausharrten. Als die ehrwürdige Kirche baufällig geworden war, trat an ihre Stelle eine neue, die der Königin der Engel geweiht wurde. Michaelangelo verstand es wunderbar, sie in die alten Hallen der Diokletiansthermen einzufügen.
Später ging die Statio auf die Basilika St. Maria an der Via Lata über. In dieser Kirche, neben der sich seit dem 9. Jahrhundert ein bekanntes Frauenkloster erhob, genoß der hl. Cyriakus seit alten Zeiten hohe Verehrung, besonders seit das Haupt des Märtyrers vom Cömeterium an der Via Ostiensis hierher übertragen wurde.
Lesung aus dem Propheten Daniel (14, 27 u. 28-42):
In jenen Tagen kamen die Babylonier zum König und sprachen: „Den [Götzen] Bel hat er herabgerissen, den Drachen umgebracht, die Priester hingeschlachtet. Gib uns den Daniel heraus! Sonst töten wir dich selbst mitsamt den Deinen."
Wie nun der König sah, daß sie so heftig in ihn drangen, gab er ihnen notgedrungen Daniel.
Sie warfen ihn nun in die Löwengrube; er blieb darin sechs Tage. Doch in der Grube waren sieben Löwen, und denen gab man jeden Tag zwei Sklaven und zwei Schafe. Doch damals gab man ihnen nichts, damit sie Daniel verschlingen sollten.
Es lebte aber in Judäa ein Prophet mit Namen Habakuk, und dieser hatte einen Brei gekocht und Brot in einen Napf gebrockt und wollte damit auf das Feld hinaus, den Schnittern dies zu bringen.
Da sprach zu Habakuk des Herren Engel: "Bring dieses Mahl, das du hier hast, nach Babylon, dem Daniel in die Löwengrube!"
Darauf sprach Habakuk: "Ich habe Babylon noch nie gesehen, Herr, noch kenne ich die Löwengrube."
Darauf ergriff des Herren Engel ihn an seinem Haupt, sein Haar anfassend. Und er versetzte ihn nach Babylon, mit seines Geistes Schnelle, oben an die Grube.
Und so rief Habakuk und sprach: "Du Diener Gottes, Daniel, nimm dieses Mahl, das Gott dir schickt!"
Darauf sprach Daniel: "So hast Du, Gott, doch meiner noch gedacht; ja, Du läßt nimmer die im Stiche, die Dich lieben."
Darauf erhob sich Daniel und aß; des Herren Engel aber brachte Habakuk in einem Augenblicke wiederum an seinen Ort zurück.
Am siebten Tage kam der König, Daniel zu beklagen. Er kommt zur Grube, blickt hinein und siehe, Daniel sitzt bei den Löwen.
Mit lauter Stimme rief der König: "Herr, wie groß bist Du, des Daniel Gott!" Er ließ ihn aus der Löwengrube ziehen.
Die Schuldigen an seinem Unglück aber ließ er in dieselbe Grube werfen; in einem Augenblicke wurden sie vor seinen Augen aufgefressen.
Da sprach der König: "Alle Erdbewohner sollen fürchten Daniels Gott! Denn dieser ist der Retter, der Zeichen wirkt und Wunder auf der Erde; er rettete auch Daniel aus der Löwengrube."
Auslegung der Lesung: „Die Szene von Daniel in der Löwengrube sahen die Christen in der Urkirche häufig in den Katakomben abgebildet. Anlaß zur Wahl dieser Lesung gab vielleicht die Legende des hl. Cyriakus. Der Heilige soll nämlich zuerst das Evangelium, gleich Daniel, am Hofe des Perserkönigs verkündet haben. Später wurde er von Diokletian, der in der altchristlichen Kunst mit Nabuchodonosor verglichen wird, wegen seines Glaubens mit dem Tode bestraft.
Daniel in der Löwengrube: ein Bild der Urkirche, welche von der ganzen alten Welt zu Tode gehetzt und durch grausame Staatsgesetze bis zur Vernichtung verfolgt wurde.. Aber gleich Daniel erhob auch die Kirche Hände und Herz zu Gott; und Gott verließ seine Getreuen nicht. Handeln wir in unserm Leben wie Daniel; so oft es dem Herrn gefällt, steigen wir gelassen in die Löwengrube hinab und harren darin geduldig, aus, bis die Stunde der göttlichen Barmherzigkeit schlägt. Nicht die Leiden schaden der Seele, wohl aber die Unruhe.“ (Sel. Ildefons Kardinal Schuster OSB, + 1954)
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (7, 1-13):
In jener Zeit zog Jesus in Galiläa umher, denn in Judäa wollte er nicht mehr umherwandern, weil die Juden ihn zu töten suchten.
Unterdessen kam das jüdische Laubhüttenfest heran. Da sagten seine Brüder zu ihm: "Geh fort von hier, begib dich nach Judäa, damit auch deine Anhänger die Werke sehen, die du vollbringst.
Denn niemand wirkt im verborgenen, der öffentlich bekannt werden will. Kannst du solche Dinge tun, so zeige dich offen vor der Welt." Selbst seine Brüder glaubten also nicht an ihn.
Deshalb sagte Jesus zu ihnen: "Die Zeit ist für mich noch nicht gekommen; für euch ist freilich die Zeit stets geschickt. Euch kann die Welt nicht hassen; mich aber haßt sie, weil ich ihr bezeuge, daß ihre Werke böse sind. Ihr mögt zum Feste hinaufgehen; ich gehe zu diesem Feste noch nicht hinauf; denn meine Zeit ist noch nicht da." So sprach er zu ihnen und blieb in Galiläa.
Nachdem seine Brüder zum Fest abgereist waren, ging er selbst auch hinauf, aber nicht öffentlich, nur im geheimen. Die Juden suchten ihn beim Fest und fragten: "Wo ist er denn?"
Man redete viel von ihm heimlich im Volke. Die einen sagten: "Er meint es gut." Andere aber sagten: "Nein, im Gegenteil, er verführt das Volk." Doch offen sprach von ihm keiner aus Furcht vor den Juden.
Auslegung des Evangeliums: „Jesus reiste im Monat Tischri zum Laubhüttenfest nach Jerusalem. Als die Verwandten den Herrn auffordern, mit zum Feste zu ziehen, lehnt er dies ab. Er wollte sich der lärmenden Karawane nicht anschließen, deren Treiben wirklich zu einem ‚Feste’ ausartete.
In der Tat nahm er auch nicht am Feste teil, sondern begab sich ganz still in die Stadt, und zwar erst nach Beginn des Festes; hier lehrte er das Volk, das bei einem solchen Anlaß in großer Menge zusammenströmte. Die regelmäßige Teilnahme des göttlichen Heilandes an allen vom Gesetz vorgeschriebenen Feierlichkeiten lehrt uns, welch großen Eifer wir für die liturgischen Handlungen haben müssen, durch häufigen Besuch der Kirche und Teilnahme an den hl. Funktionen, besonders an den Festtagen, um so den äußeren Glanz des Gottesdienstes zu heben und Gott Ehre zu erweisen. Die Öde und Verlassenheit des Heiligtums, zu dem das Volk an den Fasten nicht mehr hinaufpilgerte, empfand Jeremias als ein furchtbares Unglück und beklagte es mit den Worten: „Die Wege nach Sion trauern, weil niemand zu dem Feste wallt. (Threni I, 4)“ (Kardinal Schuster)
Gebet über das Volk
Humiliate capita vestra Deo
Neiget in Demut euer Haupt vor Gott.
„Wir bitten Dich, o Herr, verleihe uns beharrliches, Deinem Willen entsprechendes Dienen, damit in unseren Tagen das Dir dienende Volk an Verdienst und Zahl wachse. Durch unsern Herrn Jesus Christus ..."