Dezember 2024 - Wort des Distriktsoberen

Liebe Gläubige,
Die Adventszeit, die wir gerade begonnen haben, ist die liturgische Zeit, in der uns die Kirche auf das Kommen des Erlösers vorbereitet. So zusammengefasst könnte es uns banal und so gewöhnlich erscheinen... Weihnachten ist ein grosses und schönes Fest, und wir sollten uns gut darauf vorbereiten.
Aber ja, wir sollten noch mehr tun! Wir sollten begeistert sein, wenn wir dieses Ereignis feiern, das das Antlitz der Erde verändert hat. Unser Schöpfer und Retter ist einer von uns geworden, er ist Mensch geworden, um zu kommen und uns zu retten: Was bräuchte es mehr, um uns zu begeistern? Diese Realität ist aussergewöhnlich und sollte allein schon die Intensität unserer Bemühungen rechtfertigen, wenn wir uns dieser Adventszeit nähern. Und doch, um realistisch zu sein, müssen wir zugeben, dass diese Begeisterung trotz allem nicht wirklich in uns lebt, auf jeden Fall nicht genug. Warum ist das so?
Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, die wir gerne lösen möchten, kann es nützlich sein, unseren Advent mit anderen Situationen zu vergleichen, die Begeisterung und Aufregung hervorrufen. Aus organisatorischer Sicht muss man zugeben, dass einige Sport- oder Kulturveranstaltungen wahre Meisterwerke sind! Natürlich geht es hier nicht um den Inhalt oder das Interesse dieser Aktivitäten, sondern einfach um ihre Organisation, die so gut gemacht ist. Wir können nur die Leidenschaft und das Engagement hervorheben, die den Organisatoren und Freiwilligen innewohnen: Aber woher kommt ihre Begeisterung?
Offensichtlich gibt es eine spontane, leidenschaftliche Seite, die das erklären kann. Vielleicht gibt es eine Sportart, die diese Menschen seit ihrer Kindheit besonders interessiert, ein kultureller Aspekt, der ihnen am Herzen liegt, oder einfach der Wunsch, Menschen zusammenzubringen... Aber damit dies Bestand hat und man diese Verpflichtungen trotz der Opfer, die es erfordert, einhalten kann, braucht man mehr als nur ein wenig Enthusiasmus: Man braucht Überzeugungen, die sorgfältig durchdacht sein müssen. Man muss sich mit ganzem Herzen an ein Projekt halten. Um den Schwierigkeiten zu begegnen, braucht man leidenschaftliche Menschen, aber leidenschaftliche Menschen, die von dem überzeugt sind, was sie tun, und die wissen, warum alles geopfert werden muss.
Und diese Menschen gibt es auf der Welt! Wie kommt es also, um den Evangelisten Lukas zu zitieren, dass „die Kinder dieser Welt untereinander geschickter sind als die Kinder des Lichts“? Wie kommt es, dass man sich für ein Fussballturnier, einen Karnevalsumzug, einen Geburtstag begeistern kann... aber leider viel weniger für das Kommen Gottes auf Erden?
Es ist eine Frage der Überzeugung! Und eine Überzeugung wird geschmiedet. Wir müssen graben, um eine Leidenschaft für Christus zu entwickeln. Kann man zum Beispiel leidenschaftlich gerne lesen, ohne lesen gelernt zu haben und sich zu zwingen, die ersten Bücher zu beenden, die man in den Händen hielt? Natürlich nicht! Das Gleiche gilt für unser christliches Leben: Es liegt an uns, uns für Christus zu begeistern, indem wir daran arbeiten, ihn besser kennenzulernen. Und für das müssen wir anfangen, die Evangelien zu lesen, eine Lesung in Angriff zu nehmen, kurz gesagt, uns weiterzubilden. Wir haben so viele Mittel zur Verfügung, um dies zu erreichen! Welches sind also diese Mittel?
Eine der besten Möglichkeiten, eine Überzeugung zu bilden und daraus ein Leben zu gestalten, ist die Hauptübung der Meditation. Die Betrachtung oder das stille, persönliche Gebet ermöglicht es uns, die grossen Wahrheiten, über die wir meditiert haben, aufzunehmen und in uns selbst zum Leben zu erwecken. Das innere Leben, von dem so oft gesprochen wird, dieses Herz an Herz mit Gott, ist keine schöne Fiktion, die wir darzustellen versuchen; es muss Wirklichkeit sein. Deshalb ist die Sorge für die Betrachtung, um ein intensives persönliches Gebet hervorzubringen, so wichtig.
Ich erlaube mir, zum heiligen Franz von Sales zurückzukehren, wie ich es im Juli getan habe. Er predigte gerne, dass eine halbe Stunde Meditation am Tag unerlässlich sei, es sei denn, man habe es sehr eilig und sei sehr bemüht, denn in diesem Fall sei eine Stunde notwendig. Auch wenn wir nicht in der Lage sein werden, die vom heiligen Bischof von Genf vorgeschlagene Zeit einzuhalten, so bleibt die Wirklichkeit doch sehr aktuell: Je zahlreicher unsere Beschäftigungen sind, umso mehr lenken sie uns vom Wesentlichen ab, und umso mehr müssen wir uns um das Leben unserer Seele kümmern.
Natürlich, allein durch die Erwähnung kommt uns die Betrachtung so langweilig und schmerzhaft vor, dass wir keine Begeisterung dafür haben, uns ihr hinzugeben. Wir sind ein bisschen wie jene Kinder, zu denen wir vom Himmel sprechen als von einer Ewigkeit, die wir in Anbetung auf den Knien verbringen... und die sich die Schmerzen einer solchen Position vorstellen. Dies genügte, um unsere Sehnsucht nach dem Himmel erheblich zu mässigen!
Nein, die Meditation ist im Gegenteil faszinierend. Es ist die gleiche Bewunderung, von der wir bei einem Naturschauspiel, bei einer Heldentat oder bei der überwältigenden Geschichte des Lebens gewisser Heiliger ergriffen werden. Diese Bewunderung lässt uns danach streben, mehr zu wissen, mehr Details zu erfahren, unser Herz und unseren Geist zu füllen. Nun, das ist genau das, was wir mit Gott tun sollten. Und vor allem mit diesem Gott, der kommen wird und uns mit Maria vereint, die ihn trägt, die sein Tabernakel ist, die wie die Monstranz der göttlichen Gegenwart und die Hüterin der Geheimnisse des Sohnes Gottes ist.
Beginnen wir also die Meditationspraxis mit unserem Rosenkranz, indem wir im Laufe des Gesetzleins über die Geheimnisse nachdenken, die wir rezitieren (die Lektüre eines Buches oder einer Broschüre zu diesem Thema kann sehr empfehlenswert sein). Maria ist der angenehmste Weg, um zu Gott zu gehen, und der kürzeste und sicherste!
Deshalb kann ich nur empfehlen, dass wir unseren Rosenkranzkreuzzug, den wir im vergangenen Oktober begonnen haben, mit Inbrunst erneuern. Seien wir begeistert! Bitten wir inbrünstig um viele Berufungen, die dem Ruf jenes Gottes folgen, den wir von ganzem Herzen erwarten. Es braucht die Kraft des Rosenkranzes und die Gnade Mariens, um die Leere aller Zerstreuungen der Welt zu verstehen und ihre Einmischung in unser inneres Leben zu brechen. Wir brauchen diese Zeit der Vereinigung mit Gott, um objektiv auf seinen Ruf antworten zu können.
Aber um zur Betrachtung zurückzukehren, zögern wir nicht, einen Priester um Rat zu fragen, ein Buch der Spiritualität zu verwenden, das es uns ermöglicht, unseren Geist zu erheben und an die einzigen Dinge zu denken, die wertvoll sind, die unser Gebet nähren und uns in der Erkenntnis Christi wachsen lassen.
Denn darum geht es im Advent, um unsere Begeisterung und unsere Grossherzigkeit in der Nachfolge des Sohnes Gottes, des fleischgewordenen Wortes, zu steigern. Unsere Prüfungen mögen uns schwer und zahlreich erscheinen. Aber wenn wir das Geschenk Gottes kennen würden, würden wir sehen, dass nichts der Antwort der Gnade und dem liebevollen Blick, den Gott auf jeden von uns wirft, gleichkommen kann. Es liegt an uns, darauf zu antworten und Christus immer wieder in unseren Seelen zu gebären.
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Distriktsoberer
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P. Thibaud Favre
Priorat St. Niklaus von Flüe
Solothurnerstrasse 11
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