Der Spiegel der Güte Gottes ist die Passion Jesu

Quelle: Distrikt Österreich

Vielleicht kannst du noch nicht zum Himmel aufsteigen, um die Güte Gottes zu betrachten; dann schau sie in ihrem Spiegelbild. Der Spiegel der Güte Gottes ist die Passion des Erlösers Jesus. Betrachte diesen schönen, jungen und edlen Mann, die Zierde der Welt, die vollkommene Güte, die Wonne der Engel, der auf die Erde kam, und frage: Warum ist der König des Himmels auf die Erde gekommen? Die Engel werden dir antworten: So sehr hat Gott die Welt geliebt (Joh 3,16). Und ist Er freiwillig auf die Erde gekommen? Ganz freiwillig: freudig, wie ein Krieger seine Bahn durchläuft. Und warum? So sehr hat Gott ... Doch wenn Er schon kommen wollte, warum kam Er dann nicht in Herrlichkeit, leidensunfähig? Um unser aller Sünden zu tragen! Und hat Er das gerne getan? So gern, daß Er mit großer Sehnsucht dieses Pascha erwartet hat. Warum? Weil Gott die Welt so sehr geliebt hat. Warum aber wird Er dann traurig im Ölgarten, in den ich mit Ihm gekommen bin? Um dir zu zeigen, daß Er wirklich leidet, und weil Er andererseits sieht, daß du Seine Erlösung so mißachtest, und weil es wenige Menschen gibt, die tatsächlich auf sie rechnen. Warum wollte Er aber so viel leiden? Weil Gott die Welt so sehr geliebt hat.

Wohlan, meine Seele, richte dich auf. Wenn Gott die Welt so sehr geliebt hat, daß Er seinen Sohn gesandt hat, um dich von deinen Sünden reinzuwaschen, so bereue, beklage und beweine die Sünden, die du begangen hast, und verlaß von nun an nie mehr deinen guten Herrn. Sag ihm Dank für die Vergangenheit; für die Zukunft versprich Ihm, daß du die nächste Gelegenheit zur Beichte nützen willst. Um nicht undankbar zu sein, führe ein Leben wahrer Buße; verbringe deine Tage in Reue, Buße und Genugtuung. Meine Brüder, wenn ihr diese Gesinnung habt, dann seid ihr gut auf dem Ölberg angekommen, d. h. in Frieden und Gnade. Wenn ihr noch nicht so weit seid, dann verbringt diese Woche in der Verachtung eurer Sünden, und ich bin sicher, wenn Gott euch dazu hilft, werdet ihr dort ankommen und die gütige Stimme des Erlösers vernehmen: Seele, dein Glaube ist groß; es sei dir gewährt, worum du bittest.

Ausschnitt aus einer Fastenpredigt des hl. Franz von Sales in Annecy am 3. März 1594

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