Der selige Kaiser Karl: Ein Fürbitter für seine Völker

Quelle: Distrikt Österreich

Vor 100 Jahren, am 1. April 1922 starb in seinem 35. Lebensjahr Kaiser Karl, der letzte Kaiser von Österreich und König von Ungarn, auf der Insel ­Madeira im Exil. 

Erzherzog Carl Franz Joseph – der spätere Kaiser Karl – wurde am 17. August 1887 auf Schloss Persenbeug in Niederösterreich geboren. Seine Eltern waren Erz­herzog Otto (1865-1906) und die fromme Prinzessin Maria Josepha von Sachsen (1867-1944). Bereits als Kind war der junge Erzherzog sehr religiös und zeigte eine besondere Verehrung für das Allerheiligste Altarsakrament und für das hei­ligste Herz Jesu. Infolge der morganatischen Eheschließung seines Onkels Franz Ferdinand 1900 und des frühen Todes seines eigenen Vaters im Jahr 1906, rückte Carl Franz Joseph unerwartet auf den zweiten Platz in der Erbfolge, nach Erzherzog Franz Ferdinand, dem Neffen des Kaisers Franz Joseph (1830-1916). Dessen einziger Sohn, Kronprinz Rudolf (1858-1889) war ja bei der Tragödie von Mayerling umgekommen.

Im Jahr 1911 heiratete er – zur Freude und der Erleichterung des alten Kaisers – Prinzessin Zita von Bourbon-Parma (1892-1989). Glücklicherweise war es eine Liebesheirat. Zita teilte die tiefe katholische Frömmigkeit und die politischen Ansichten ihres Mannes. Sie wurde ihm eine große Stütze im Leben, und während seiner zukünftigen Regierungszeit als Kaiser und König eine enge Ratgeberin. Die unerwartete Er­mor­dung seines Onkels Franz Ferdinand und seiner Tante am 28. Juni 1914 in Sarajevo machte den erst 26jährigen Erzherzog plötzlich zum unmittelbaren Thron­folger. Das Attentat führte zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit seinen Millionen Toten.

Als Offizier diente Erzherzog Carl Franz Joseph an allen drei Kriegsfronten Österreich-Ungarns. Dadurch wurde der spätere Mo­narch Zeuge des Elends und der Grausamkeit des Krieges.

Kaiser Franz Joseph verstarb nach 68 Regierungsjahren am 21. November 1916 im Alter von 86 Jahren in Schloss Schönbrunn in Wien. Erzherzog Carl wurde nunmehr Kaiser Karl I. von Österreich. Ungarn, der zweite Reichsteil der Doppelmonarchie, bestand darauf, dass er sich krönen ließ. So wurde ihm als ungarischer König Karl IV. in Budapest am 30. Dezember die Krone aufgesetzt. In seinem Thronbesteigungsmanifest erklärte der Kaiser: 

Ich will alles tun, um die Schreck­nisse und Opfer des Krieges in ehester Frist zu bannen, die schwer vermissten Seg­nungen des Friedens Meinen Völkern zurückzugewinnen ...

Es war in der Tat sein Regie­rungs­programm. Karl erkannte – im Gegensatz zur obersten deutschen Heeresleitung –, dass der Krieg nicht zu gewinnen war. Er suchte einen all­ge­meinen Frieden und das baldige Kriegsende. Er unternahm und unterstützte mehrere Friedensversuche. Keine dieser Bemühungen brachte den ersehnten Erfolg. Die missglückte „Sixtus Affäre“ schlug fehl, mit verheerenden Auswirkungen für den Ruf des wohlmeinenden jungen Kaisers. Er befürwortete einen Separatfrieden, als sein Land und seine Völker nicht mehr konnten. Aber der deutsche Kriegsverbündete blieb uneinsichtig.

An der heimischen politischen Front förderte Kaiser Karl soziale Reformen (z.B. den Mieterschutz) und eine politische Amnestie. Er gründete das erste Ministerium für Soziale Fürsorge und das Ministerium für Volksgesundheit. Er berief den Reichsrat von 1914 wieder ein, um das politische Leben in Vorbereitung für die Zeit nach dem Krieg wieder zu normalisieren. Er setzte eine Kommission für eine Verfassungsreform in der österreichischen Hälfte der Doppelmonarchie ein. Er führte auch seine Frontbesuche fort und er pflegte den engen persönlichen Kontakt zu seinen Soldaten. Am 16. Oktober 1918 – das Kriegsende vor Augen – veröffentlichte der junge Kaiser „in letzter Minute“ ein Manifest, das Österreich in eine Art Bundesstaat umwandelte. Ein verzweifelter Versuch, sein Reich zu retten? Oder vielmehr ein Signal an seine Völker, den Weg in die Zukunft zu zeigen? Es war jedoch zu spät. Im November 1918 fand der Krieg sein Ende und alles brach im Chaos zusammen. Am 11. November kamen die kaiserlichen Kabinettsminister ins Schloss Schönbrunn – erfüllt von Angst vor einer Revolution in den Straßen Wiens –, um den Kaiser zur Abdankung zu bewegen. Karl war aber überzeugt, er könne nicht guten Gewissens die Krone niederlegen. Abdankung wäre Fahnenflucht gewesen! Als Kaiser fühlte er sich immer Gott und seinen Untertanen gegenüber verpflichtet. In dieser Haltung wurde er von Kaiserin Zita bestärkt. Schließlich war er bereit, auf seine persönliche Teilnahme an den Regierungsgeschäfte zu verzichten.

Nach wie vor von unwandelbarer Liebe für alle Meine Völker erfüllt, will Ich ihrer freien Entfaltung Meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen.

Am selben Abend verließ die kaiserliche Familie mit ihrer Umgebung in sieben Autos durch ein Seitentor Schloss Schönbrunn und fuhr ins Jagdschloss Eckartsau.

Schloss Eckartsau war eine über­­­­legte Wahl. Es befand sich in guter Reichweite sowohl zu Wien wie zu Budapest. Es hatte auch den Vor­teil, privates Familieneigentum zu sein. Die Kaiserfamilie musste hier aber manche Entbehrungen, z.B. mangelnde Nahrungszulieferungen und fehlende medizinische Pflege, erleiden. In Wien wurde die Re­publik ausgerufen. Die neue Re­­gierung verweigerte Eckartsau jeglichen Schutz, wahrscheinlich um den Kaiser zur Abdankung und zum Verlassen des Landes zu bewegen. Tatsächlich war die Familie und ihre Begleiter in Gefahr. Marodierende rote Soldaten drohten einzubrechen und die Kaiserfamilie aufzuhängen. Der russische Zar und seine Familie waren am 18. Juli ermordet worden.

Es war einem britischen Offizier – Oberst Edward Lisle Strutt (1874-1946) – zu verdanken, dass Karl am 23. März 1919 noch als Kaiser und sogar im Hofsalonzug ins Schweizer Exil ausreisen konnte. 

Versprechen Sie mir, dass ich als Kaiser abreisen werde und nicht wie ein Dieb in der Nacht.

In Ungarn führte eine Gegen­revo­lution die Monarchie wieder ein, und von der Schweiz heraus unternahm Karl zwei misslungene Restaurationsversuche. Nach dem zweiten Versuch wurde er von Offi­zieren der Siegermächte in Haft genommen. Die Schweiz weigerte sich, den Kaiser ein drittes Mal aufzunehmen, und das Kaiserpaar wurde die Donau hinunter zum Schwarzen Meer geführt, wo sie an Bord des britischen Schiffs „Cardiff“ gebracht wurden. Kaiser Karl und Kaiserin Zita wurden nun über das Mittelmeer in ein neues Exil auf die portugiesische Insel Madeira geführt.

Am 19. November 1921 ging das Kaiserpaar im Hafen der Insel-Hauptstadt Funchal – 1.000 Kilometer von Lissabon im Atlantik gelegen – an Land. Der Familie wurde Unterkunft in der Villa Victoria, einer Hotel-Dependance, zugewiesen, aber Weihnachten wird trotzdem ein etwas trauriges Fest gewesen sein. Die Kinder waren noch zusammen mit ihrer Großmutter in der Schweiz. Im Neuen Jahr erreichte sie die beunruhigende Nachricht, dass Erzherzog Robert – der zweitälteste Sohn – sich einer Operation unterziehen musste. Trotz großer Schwierigkeiten und Hindernisse reiste Kaiserin Zita noch im Januar in die Schweiz, um ihrem Sohn in Zürich beistehen zu können. Der Kaiser musste in seinem Verbannungsort in Funchal auf Nachricht aus der Schweiz warten. Am 2. Februar 1922 kamen die Kaiserin und die Kinder zurück nach Madeira. Robert war noch nicht genesen und blieb noch bis 2. März von seiner Familie getrennt. Inzwischen hat Karl beschlossen, die kostspielige Villa zu verlassen, da der seiner Mittel beraubte Kaiser, sich den Aufenthalt nicht länger leisten konnte. Ein lokaler Bankier bot Karl ohne jede Gegenleistung seine Sommervilla auf dem Berg oberhalb der Stadt an, welche der Kaiser dankbar annahm. Die Übersiedlung fand bereits Mitte Februar 1922 statt.

Die Villa lag unweit der großen Marienkirche Nossa Senhora do Monte und bot eine weite Sicht über die Stadt und den Hafen. Sie war aber für einen Aufenthalt in den Sommermonaten bestimmt. Im Frühjahr waren die Räumlichkeiten, weil die Berglage von Kälte und Nebel heimgesucht wurde, kalt, feucht und schwer beheizbar. Der Kaiser war schon kränklich, was man der Spanischen Grippe zuschreibt. Die Kälte war schädlich. Karl unternahm ausgedehnte Spaziergänge, oft zusammen mit den zwei ältesten Kindern, Otto und Adelheid. Er ging auch den Berg hinab in die Stadt und kam zu Fuß, von der Hitze dort, wieder in den Nebel und die Kälte zurück.

Am 9. März, bei einem solchen Spaziergang mit den Kindern, erkältete sich der Kaiser. Die Erkältung entwickelte sich schnell zu einer gefährlichen Lungenentzündung und er musste das Bett hüten. Ein Hausaltar wurde in seinem Zimmer eingerichtet, so dass er dem heiligen Messopfer beiwohnen konnte. Das Krankenbett wurde dann in ein größeres Zimmer im Erdgeschoß verlegt. Die heilige Messe wurde nebenan im Salon gefeiert, aber die Tür blieb offen, so dass der Kaiser auf den Altar blicken konnte. Wenn möglich, konnte er jeden Tag die heilige Kommunion empfangen. Trotz Atemnot und Schmerz blieb der Kaiser geduldig. Er wollte niemandem zum Last fallen, und gab sich ganz in die Hände Gottes. „Dein Wille geschehe!“ Aus Angst vor Gefahr der Ansteckung erlaubte er nicht, dass seine Kinder ihn im Krankenzimmer besuchten. Die Erzherzöge Felix und Karl Ludwig waren bereits an Grippe erkrankt, aber die Kinderstimmen aus dem Garten erfreuten ihn sehr! Bis zum 27. März stieg sein Fieber auf über 40 Grad an und ihm wurde Sauerstoff gegeben. Sein Zustand verschlechterte sich, sodass am Abend der Priester dem Kaiser vorschlug, die letzte Ölung zu empfangen. Karl willigte ein, aber er bestand darauf erst zu beichten. „Ich habe eine Lebensbeichte abgelegt.“ Kronprinz Otto wurde aufgeweckt und zu seinem Vater gebracht. Später meinte der Kaiser: „Der arme Bub. Ich hätte es ihm gestern gerne erspart. Aber es war nötig, ihn zu rufen, des Beispiels wegen. Er soll wissen, wie man sich in solchen Lagen benimmt – als Katholik und als Kaiser!“

 


 

Am Freitag, 1. April wird die Herz-Jesu Messe in der Minoritenkirche anläßlich des 100. Todestages zu Ehren des seligen Kaisers Karl gesungen.

Nach der Messe wir Herr Kerry Tattersall im Sall neben der Kirche einen Vortrag über den Seligen halten.

Alle Interessenten sind dazu von Herzen eingeladen!