Der Herausforderung Smartphone begegnen
Neue Medien und soziale Netzwerke stellen auch unsere Schulen vor pädagogische Herausforderungen, die nur gemeinsam lösbar sind. Um bestehende Ansätze miteinander abzugleichen und an einem gemeinsamen, christlich orientierten Medienkonzept zu arbeiten, trafen sich vom 24. bis 25. November 2017 die Gesamt-, Schul- und Internatsleitungen der deutschsprachigen Schulen der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu einer Klausurtagung in Saarbrücken.
Nach der letzten, von allen Teilnehmern als sehr erfolgreich empfundenen Leitertagung im November 2016 in Saarbrücken zum Thema „Privatschulen zwischen staatlichem Zwang und didaktischen Freiheiten“ war der Wunsch erwachsen, ein solches Treffen in regelmäßigeren Abständen zu wiederholen. Sichtbares Zeichen der Einheit ist die gemeinsame Broschüre „Die Privatschulen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und befreundeter Orden“. Sie war aus der letzten Leitertagung unter Beteiligung aller Schulen hervorgegangen. Diesmal sollte es darum gehen, zu den gegenwärtigen, mit den neuen Medien und der Existenz sozialer Netzwerke verbundenen Herausforderungen gemeinsam Stellung zu beziehen und die Vorgehensweisen miteinander abzustimmen. Ein Austausch unter allen Teilnehmern hierzu sollte die gegenseitige Information befördern sowie Haltungen, kurzfristige Maßnahmen und langfristige Strategien abgleichen. Dazu waren über 15 Leitungspersonen, Priester, Schwestern und Laien, aus Bröleck und Memmingen, Rheinhausen und Riedlingen, Saarbrücken und Schönenberg sowie Wangs und Wil erschienen.
Smartphones sind stille Miterzieher. Studien zufolge nutzen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ihr Handy durchschnittlich drei Stunden am Tag und schalten 98 Mal am Tag ihr Gerät ein. Durchschnittlich unterbrechen sie alle sieben Minuten ihre Tätigkeit, um auf ihr Handy zu schauen. Zugleich empfinden Smartphone-Nutzer ihr Leben häufig als weniger glücklich. Ist aufgrund einer eher restriktiven Haltung zum Medien-Gebrauch die Situation an unseren Schulen sicher weit weniger dramatisch als an öffentlichen Schulen, so wirken sich doch auch auf unsere Schülerinnen und Schüler die Folgen einer schönen neuen Medienwelt aus, die uns allüberall umgibt. Das Ziel muss also sein, zu einem bewussten, reflektierten und dadurch klug reduzierten Umgang mit neuen Medien zu gelangen. Zugleich müssen die uns anvertrauten Mädchen und Jungen befähigt werden, mit den neuen Medien kontrolliert, sinnvoll und zielorientiert umzugehen.
Um unser schulisches Handeln von einem unumstrittenen Vorbild aus zu betrachten, referierte zunächst P. Pascal Schreiber, der Distriktobere der Schweiz, über „Die Pädagogik des göttlichen Heilandes“. Ausgehend von vielen Stellen der Hl. Schrift stellte er das Wesen des Kindes aus göttlicher Sicht, die Erziehungsmittel, die der Heiland anwandte, sowie die Eigenschaften von Jesus als Erzieher dar. Damit gab er eine klare Richtschnur an die Hand, die unabhängig von Ort, Zeit und Raum für katholische Erzieher maßstabgebend ist und hintergründig Entscheidungen auch im Hinblick auf den Umgang mit neuen Medien beeinflusst.
Der gegenseitigen Vorstellung bestehender Medienkonzepte an unseren Schulen, der Betrachtung verschiedener staatlicher Vorgaben zur Medienerziehung und einem allgemeinen Problemaufriss diente dann der vertrauensvolle Austausch unter allen Teilnehmern. Markus Hoffmann, Diplom-Sozialarbeiter, Psychologe und Supervisor unserer Internatsschulen in Deutschland, stellte schließlich seine konzeptionellen Überlegungen zu einer übergreifenden Medienpädagogik aus christlichem Geist vor. Für seinen Ansatz wesentlich ist die an einer christlichen Reife orientierte Medienpädagogik. Gegen einseitige „bewahrpädagogische“, „reparierende“ oder rein handlungsorientierte Positionen stellt er eine grundlegend andere Pädagogik und Didaktik. Sie verfolgt das Ziel einer Erziehung zur verantwortlichen Lebensführung durch die Stärkung der Einsicht und Entscheidungsfähigkeit des Jugendlichen, die ihn zu einem nach christlichen Überzeugungen handelnden Katholiken werden lässt. Dazu bedarf es allerdings der genauen Analyse dessen, wer uns als Heranwachsender insbesondere in der Phase der Pubertät begegnet und welchen Chancen und Gefahren er sich ausgesetzt sieht. Erst ausgehend davon kann ein auf Vernunft und Religion basierendes Medienkonzept an unseren Schulen positiv greifen.
Die Teilnehmer empfingen von diesem Vortrag und der anschließenden Diskussion vielfältige Anregungen und wichtige Denkanstöße. Es zeigt sich, dass der Umgang mit neuen Medien in ein christlich orientiertes, gesamtpädagogisches Konzept eingebettet gehört, von dem die Medienpädagogik letztlich nur ein Strang unter vielen ist. Daran weiter zu feilen und die pädagogischen Antworten unserer traditionell katholischen Schulen auf die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit weiter auszuschärfen, haben die Teilnehmer am Ende des Leitertreffens vereinbart und entsprechend Arbeitsgruppen gebildet.
Die insgesamt ermutigende Tagung schloss mit dem dringenden Appell an die Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter und ihre betreuenden Priester, über die Frage der Anmeldung an einer unserer Schulen ernsthaft nachzudenken. Gerade an öffentlichen oder sonstigen örtlichen Schulen entzieht sich der Umgang mit neuen Medien letztlich jeglicher Kontrolle der Eltern. Hierzu wollen unsere Schulen, zum Wohle unserer Kinder und Jugendlichen und damit der Zukunft der katholischen Tradition, ein klares Gegengewicht bilden.
Von Dr. Johannes Laas
Dr. Laas ist Schulleiter des Theresien-Gymnasiums in Schönenberg