Der Feind ist nicht unüberwindlich!

Quelle: Distrikt Österreich

Jesus wurde vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden (Mt. 4,1-11)

Das ist wohl die Beschreibung des größten und denkwürdigsten Zweikampfes, den es je gab: Die Parteien auf beiden Seiten sind sehr stark, entschlossen und mutig bis zum äußersten; die Waffen sind gefährlich, die Feindschaft unversöhnlich; das Ende kann nur der Sieg sein, denn es gibt keine Einigung, die diesen Kampf beenden könnte. Die Parteien sind Gott und der Teufel, die Waffen sind das Wort Gottes, die Feindschaft beruht auf einer Rebellion. Diese Beschreibung gibt uns die Kirche heute, um uns Mut zu gleicher Ausführung zu machen, denn wir müssen unserem Feldherrn folgen, der heute kämpft, und unser Leben auf Erden ist nur ein ständiger Kampf.

Besonders in der Fastenzeit, in der wir uns um die Buße bemühen, müssen wir auf härtere und häufigere Angriffe gefasst sein, als zu jeder anderen Zeit. Sie ist die Zeit unserer geistlichen Ernte; das lässt die feindlichen Streitkräfte zu Felde ziehen, um uns daran zu hindern. Man muß ernsthaft kämpfen: das Beispiel Unseres Herrn steht vor unseren Augen, der Feind ist nicht unüberwindlich; wenn wir Unserem Meister zu folgen versuchen, wird der Sieg ohne Zweifel unser sein ...

Es gibt drei Arten von Gütern für den Menschen auf dieser Welt: das Nützliche, das Angenehme und das Ehrenhafte, und wir werden zu allem Unterfangen und zu allem Tun durch eines dieser drei Mittel angeregt: entweder durch den Nutzen oder durch das Vergnügen oder durch die Ehrbarkeit. Es gibt aber nichts, was unserem Willen ganz angemessen wäre, als die Ehrbarkeit; denn wenn der Wille nach der Ehrbarkeit strebt, soviel er will, wird er stets nur gut und lobenswert sein; wenn er sich aber über ein bestimmtes Maß und über eine Grenze hinaus der Nützlichkeit und dem Vergnügen hingibt, wird er dadurch schlecht. Wenn die Nützlichkeit zu groß ist, verwandelt sie sich in Habsucht. Der Wunsch nach Vergnügungen kann sich im Geist und im Leib finden; das leibliche heißt Wollust, das geistige Ruhm und Hochmut. Das sind die drei großen Übel in dieser Welt; denn wie der hl. Johannes in seinem ersten Brief sagt, ist alles in der Welt entweder Begierlichkeit des Fleisches oder Begehrlichkeit der Augen oder Hochmut des Lebens. Das heißt, wir müssen uns vor drei Dingen hüten: vor Wollust, Geiz und Hochmut; denn wir können das Maß überschreiten, indem wir zu sehr nach äußeren Gütern und Bequemlichkeiten für den Leib und zu viel Ehre für den Geist erstreben. Entsprechend diesen drei Arten des Lasters unternimmt Satan heute drei heftige Angriffe gegen den großen Feldherrn; denn was das Vergnügen des Leibes betrifft, sagt er ihm: Wenn du der Sohn Gottes bist ...; was den Hochmut betrifft: Stürze dich hinab ...; was die Habsucht betrifft: Das alles will ich dir geben!

Aber gut angegriffen, gut abgewehrt! ....

Er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte. Ich frage: warum das?

1. Um das Fasten durch Sein Beispiel zu heiligen.

2. Um das Fasten als geistliche Waffenrüstung zu zeigen.

3. Um zu zeigen, daß das Fasten das geeignete Mittel ist, geistliche Dinge zu empfangen.

4. Um durch Mäßigkeit zu heilen, was Adam durch Gier zerstört hat.

Folgen wir also Seinem Beispiel! Ergreifen wir die Waffe des Fastens… Nützen wir die Zeit zum Gebet!

 

Ausschnitt aus einer Predigt des hl. Franz von Sales zum 1. Fastensonntag, Annecy, 11. März 1601 

 

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