Das katholische Priestertum – Zeichen der Hoffnung

Quelle: Distrikt Deutschland

Zaitzkofen, 3. Juli 2022, Seminarprimiz

Predigt von Pater Jaromír Kučírek

Wir wollen heute das katholische Priestertum ganz besonders als Zeichen der christlichen Hoffnung betrachten. – Wie hängen also Priestertum und Hoffnung zusammen?

Ausrichtung auf Gott

Zunächst lehrt uns das katholische Priestertum die grundsätzliche Ausrichtung des Menschen auf Gott. Genau das ist auch der Inhalt der Hoffnung. Sie ist eine göttliche Tugend, d. h. sie wird von Gott eingegossen, sie hat Gott zum Hauptgegenstand, sie führt uns zu Ihm. Gott ist also Urheber, Gegenstand und Ziel der Hoffnung. – Ähnlich muss man auch das katholische Priestertum verstehen. Der Priester ist an erster Stelle und vorwiegend für Gott da, er muss zunächst ein Mann Gottes sein, dann kann er auch die Seelen zu Gott führen.

Daraus erkennen wir, dass auch das Leben der Gläubigen (und überhaupt aller Menschen) grundsätzlich und zuallererst auf Gott ausgerichtet sein muss; wir sind für Gott erschaffen worden – für nichts Geringeres. Das erste und höchste Gebot ist es, Gott aus all unseren Kräften zu lieben, dann erst können wir auch das zweite Gebot treu erfüllen, nämlich unseren Nächsten lieben wie uns selbst – und zwar um Gottes willen. Das Erste und Höchste, die Gottesliebe, muss also auch der Beweggrund unserer Nächstenliebe sein, sonst entartet sie nur in eine naturalistische Mitmenschlichkeit oder in ein sentimentales „Gutmenschentum“.

Wegen dieser Ausrichtung auf Gott ist die Hoffnung für uns notwendig – ebenso das Priestertum. Das lehrt der hl. Papst Pius X. ganz klar: „Das katholische Priestertum ist in der Kirche notwendig, 1) weil die Gläubigen ohne dieses des heiligen Messopfers und der meisten Sakramente beraubt wären, 2) weil sie niemand hätten, der sie im Glauben belehrte, und 3) weil sie wie Schafe ohne Hirten in der Gewalt der Wölfe wären; kurz, weil die Kirche [ohne Priester] nicht mehr fortbestehen würde“ (vgl. Hl. Pius X.: Kompendium der christlichen Lehre, 3. Abschnitt, 4. Teil, Kap. 8, Nr. 821.) – Sehr prägnant drückte es der hl. Pfarrer von Ars aus: „Lasst die Menschen zwanzig Jahre ohne Priester sein und sie werden Tiere anbeten.“ – Wir alle haben die Priester äußerst nötig!

Das Ziel

Zweitens stellt uns die Hoffnung wie auch das Priestertum unser eigentliches Ziel vor Augen. Unser Ziel ist etwas, was alle irdischen Vorstellungen weit überragt: „Was kein Auge geschaut, kein Ohr gehört, was kein Menschenherz sich je gedacht hat, das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben“ (1 Kor 2,9) und auf Ihn hoffen.

Durch die Betrachtung des katholischen Priestertums soll unsere Hoffnung entfacht und gestärkt werden, so dass uns unser wahres Ziel wirklich fasziniert und mit Begeisterung erfüllt, denn was uns erwartet, ist das Heil schlechthin, die ewige Seligkeit, die beglückende Schau des Allerhöchsten.

Bewahren wir das klare Bewusstsein unseres Ziels! Die heutige gottlose Welt, die verweltlichten modernistischen Kirchenmänner führen uns von diesem Ziel weg, sie vernebeln und verfälschen es. Die gegenwärtige Gottlosigkeit und der Modernismus bedeuten eine tragische „Einkerkerung in der Menschlichkeit“ – wie dies Erzbischof Marcel Lefebvre scharfsinnig entlarvt hat. Der moderne Mensch ist sich selbst sein Ziel, sein eigenes höchstes Gut, gefangen in Selbstbewunderung und Selbstverehrung, bestrebt, nur seine „Lebensqualität“ zu erhöhen, seiner eigenen Zufriedenheit und seinem Erfolg nachzugehen. So verfällt der arme selbstsüchtige Mensch letztlich der Egolatrie, der Anbetung seines eigenen Ich, und wird unfähig, seinen Geist auf etwas Höheres zu richten, unfähig, sich selbst zu verleugnen und in Gott sein wahres Ziel und höchstes Gut zu erkennen.

Darum ist für uns das katholische Priestertum ähnlich wie die göttliche Tugend der Hoffnung so notwendig, durch sie beide erreichen wir die Sicherheit, an unser Ziel zu gelangen.

In diesem Zusammenhang wollen wir ganz besonders den Wert des priesterlichen Zölibats erwägen, der heute so gering geschätzt und sogar verachtet wird. – Der Zölibat zeigt uns eindeutig schon in diesem Leben, dass der Mensch (und zwar jeder Mensch) seine eigentliche Heimat im Himmel hat, wo alle wie Engel sind: Sie nehmen nicht zur Ehe und werden auch nicht zu Ehe genommen (vgl. Mk 12,25). Der Gottgeweihte soll schon hier auf Erden „wie ein Engel“ leben. Er verzichtet auf das Eheglück, auf das große und heilige Gut der Ehe, gerade „um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,12), wie es Christus lehrt und von Seinen geweihten Dienern verlangt. – Die heutige Geringschätzung des Zölibats hat vor allem zwei Ursachen: einerseits die kleinliche Diesseitigkeit, bloße Innerweltlichkeit, die nicht bereit ist, „um des Himmelreiches willen“ zu leben; und andererseits schaut man zu wenig auf den Heiland selbst: Jesus Christus lebte doch aus Prinzip den Zölibat und verlangte ihn auch von Seinen Aposteln (sogar von den schon verheirateten, was besonders streng war). Vergessen wir also nicht, in Jesus Christus unser höchstes Vorbild und den Maßstab aller Dinge zu sehen. Der Heiland lebte im Zölibat, so muss auch Sein Priester leben, der doch ein „zweiter Christus“ ist.

Gottes Beistand

Die heilige Hoffnung ist drittens eine auch im Alltag sehr wichtige und durchaus praktische Tugend, denn sie lässt uns nicht nur darauf vertrauen, dass wir einmal in den Himmel kommen, sondern auch darauf, dass wir stets, in jeder Situation, in jeder Minute, den notwendigen Beistand Gottes erhalten, um uns unserem Ziel zu nähern.

Der Mensch muss also den Beistand Gottes suchen. Nun, die entscheidende Hilfe, den wichtigsten Beistand sendet uns Gott durch seine Priester. – Das katholische Priestertum ist ein Zeichen der Hoffnung auch aus dem Grund, weil es uns im alltäglichen Kampf den Beistand Gottes vermittelt. Der Priester betet täglich für die ihm anvertrauten Seelen. Der Priester wirkt auch als „Arzt der Seelen“, der sie durch die Sakramente heilt, stärkt und das übernatürliche Gnadenleben in ihnen vermehrt.

Und der Priester ist ganz besonders Mann der Hoffnung durch die Darbringung des heiligen Messopfers. – Schon zu Beginn der hl. Messe, unter den Stufen des Altars wird diese göttliche Tugend geweckt: Spera in Deo… „hoffe auf Gott [o meine Seele]“. Jede heilige Messe ruft unseren betrübten Seelen zu: Spera in Deo… „hoffe auf Gott / vertraue auf Ihn“.

Sehr sinnreich ordnete Erzbischof Lefebvre die göttlichen Tugenden den Hauptteilen der heiligen Messe zu: der Opferung den Glauben, der Kommunion die Liebe, und dem wichtigsten Teil der hl. Messe, der Wandlung, entspricht die heilige Hoffnung. Die Wandlung ist die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers und das Kreuz Christi ist unsere Hoffnung, wie es die Kirche in einem Hymnus besingt: O Crux ave, spes unica – „sei gegrüßt, o Kreuz, unsere einzige Hoffnung“.

Selig durch die Hoffnung

Liebe Gläubige, unser Primiziant verließ seine Heimat und verbrachte lange Jahre in Zaitzkofen, nicht um die schöne Landschaft oder die Sehenswürdigkeiten Bayerns zu bewundern, sondern nur aus dem einen Grund, um sich über den Altar beugen zu dürfen. unauffällig die Wandlungsworte zu sprechen und dadurch das Opfer unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus zu vergegenwärtigen.

Das katholische Priestertum ist ein mächtiges Zeichen der Hoffnung. Mögen wir also ganz besonders bei der Wandlung, wenn sich der Priester in Stille über den Altar neigt, auch immer einen Akt der Hoffnung setzen: Durch Sein Opfer hat Christus gesiegt. Das Kreuz (und somit die hl. Messe) ist also unser mächtigstes Siegeszeichen, unsere feste Hoffnung.

Geben wir die Hoffnung nie auf, hegen wir stets festes Vertrauen auf Gott, denn es gilt die göttliche Verheißung: „Durch die Hoffnung werden wir selig“ (Röm 8,24). Amen.