Das ganze Priesterleben ist eine einzige schöne Erfahrung: Interview Bischof Huonder

Quelle: Distrikt Österreich

Anlässlich des 50-jährigen Priesterjubiläums von Bischof Vitus Huonder führte P. Lukas Weber ein ausführliches Interview mit dem Prälaten. Bischof Huonder, der glücklich ist seinen Lebensabend in einem der Häuser der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu verbringen, beantwortet freimütig alle Fragen, die uns interessieren. Wir publizieren hier das vollständige Interview in mehreren Teilen.

 

Bischof Vitus, dieses Jahr können Sie Ihr 50-jähriges Priesterjubiläum feiern. Dazu meinen ganz herzlichen Glückwunsch! Und vielen Dank, dass Sie bereit sind, ein Interview zu geben, damit wir Sie ein bisschen besser kennen lernen können.  Ein solcher Jahrtag ist natürlich Anlass, zunächst einmal zurückzuschauen – in die Kindheit: Da gab es einen Jungen in Trun (Kanton Graubünden), der gerne Priester werden wollte. Wie kam es dazu?

Ich bin 1942 in Trun geboren, einem Ort im Bündner Oberland, nicht weit von Disentis, das bekannter ist wegen des Benediktinerklosters. Dort wurde ich in der Martinskirche getauft. Und dort habe ich den Glauben empfangen. Was mich sehr geprägt hat damals, das war vor allem der frühe Besuch der heiligen Messe zusammen mit meiner Mutter. Ich ging sehr gerne in die heilige Messe, schon als 3-4-jähriges Kind. Darüber hinaus war ich sehr beeindruckt vom Kreuzweg, der von Trun nach Maria Licht führt. Ich habe diesen Kreuzweg oft betrachtet und ihn tief in mein Herz aufgenommen. Das sind die äußeren Dinge, die mich geprägt haben. 

Schon sehr früh war es mein Herzenswunsch, Pfarrer zu werden: also nicht Priester, sondern Pfarrer. Ich bewunderte die Priester, die dort wirkten: den Pfarrer und vor allem auch den Kaplan. Der Kaplan hat mich sehr früh ins Ministrieren eingeführt. Mit sieben Jahren wurde ich bereits Ministrant und blieb es, bis ich etwa 26/27 Jahre alt war. Das waren also meine ersten Schritte im Glauben – vor allem dank meiner Mutter. Sie hatte einen großen Anteil an meiner Glaubensbildung. 

 

Dieses Zeugnis bestätigt, wie sehr die Erziehung im Elternhaus und auch der Kontakt mit den Priestern wichtig ist für die Erweckung von Berufungen. 

Ja, das ist so. Das ist auch heute sehr wichtig.

 

Sie haben sodann Ihre schulische Bildung absolviert, danach Ihre theologische Ausbildung, und sind am 25. September 1971 zum Priester geweiht worden. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dieser Zeremonie?

Bis dahin war es ein langer Weg. Wir sind, als ich achtjährig war, nach Thalwil umgezogen. Dort besuchte ich die Volksschule, und anschließend das Gymnasium in Disentis; dabei war es weiterhin mein Wunsch, Priester zu werden. Nach vielen verschiedenen Etappen wurde ich am 25. September 1971 zum Priester geweiht. Besonders eindrücklich bei der Priesterweihe waren natürlich die Handauflegung durch den Bischof und die Salbung der Hände, die mich wahrnehmen ließ: Jetzt werden diese Hände geheiligt, sie werden gesalbt, sie werden vor allem für das heilige Opfer gesalbt. Das hat mich sehr beeindruckt bei der Priesterweihe.

 

Fünfzig Jahre als Priester, da erlebt man viele Dinge; gewiss werden sich die Zuhörer freuen, wenn Sie uns eine oder zwei Anekdoten aus Ihrem Erfahrungsschatz erzählen.

Gut, das ganze Priesterleben ist eine einzige schöne Erfahrung, das möchte ich sehr betonen. So zum Beispiel, wenn ein Jugendlicher kommt und sagt: Ich möchte Priester werden. Das habe ich einmal erlebt, als ich als Bischof in einer Pfarrei firmte. Anschließend an die heilige Firmung kam ein Junge von etwa 11-12 Jahren zu mir und sagte: Ich will Priester werden. Das hat mich sehr berührt, sehr gefreut, und hat mir auch gezeigt, wie wichtig es ist, dass der Bischof in der Pfarrei erscheint und dadurch Priesterberufungen vielleicht nicht weckt, aber doch bestärkt. Was mich in meinem priesterlichen Leben stets beeindruckt hat, und in neuester Zeit in ganz besonderem Maß, das ist die Feier der heiligen Messe. Ich spüre beim Kanon, bei der Kanonstille, dass viele Jugendliche, die hier anwesend sind, wirklich mitgehen in dieser Stille. Das ist für mich sehr beeindruckend. Jugendliche im Alter von 11 bis 15 Jahren… Da spürt man, wie in ihnen das Verständnis für diese Stille wächst, vor allem auch weil es die Stille ist, in der wir des Leidens und des Todes unseres Herrn gedenken. Das beeindruckt mich jedes Mal.

Es gibt ohne Zweifel viele schöne Erfahrungen in einem Priesterleben, aber selbst-verständlich auch Kreuze und Prüfungen. Diese haben auch in Ihrem Leben als Priester und als Bischof nicht gefehlt. Wo haben Sie die Kraft gefunden, diese Kreuze zu tragen und die Prüfungen zu meistern?

Selbstverständlich zunächst einmal im heiligen Messopfer selbst; dort schöpfen wir immer wieder Kraft; dann auch im Gebet, vor allem im kirchlichen Gebet. Ich habe immer viel gebetet und das kirchliche Gebet, das Breviergebet, sehr treu eingehalten. Und ich habe stets spüren dürfen, wie dieses Gebet mich trägt, mir hilft, mich stärkt, mich auch erfreut, besonders in den vielen schwierigen Situation. Das sind sehr wichtige Momente im Priesterleben, um wirklich durchhalten zu können, denn es ist nicht immer einfach. Ebenfalls wich-tig ist der mitbrüderliche Kontakt; dass man Mitbrüder hat, die mit einem das Los teilen, den Weg gehen. Das sind die herausragenden Stützen im Priesterleben.

 

Was Sie uns sagen, klingt wie eine Ermutigung oder vielleicht auch eine Aufforde-rung an die Priester, ein echtes Gebetsleben zu führen trotz aller Anforderungen, denen sie sich täglich stellen müssen. Da haben Sie diese Kraft gefunden.

Ja. Das möchte ich wirklich betonen: Es ist sehr wichtig, dass der Priester treu ist im Gebetsleben.