Das Exerzitienwerk der Tradition. Ein Interview mit Pater Niklaus Pfluger

Quelle: Distrikt Deutschland

Hochwürdiger Herr Pater Pfluger, im Werk der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind die Exerzitien zentral. Warum ist das so?

Exerzitien sind für die ganze Kirche und für jede kirchliche Gemeinschaft wichtig, also Tage der Einkehr und der Ruhe in einem dazu geeigneten Haus (meist Klöster oder religiöse Häuser). Das lateinische Wort „Exerzitien“ meint im Deutschen „Übungen“. Darunter versteht man geistliche Übungen, in denen das religiöse und besonders das Gebetsleben erneuert und vertieft werden. 

Wenn sie aber fragen, warum die Ignatianischen Exerzitien für die Priesterbruderschaft „zentral“ sind, so hängt das mit den Gründungsjahren unserer Bruderschaft zusammen.

P. Barrielle „brachte“ die Predigt der fünftägigen Exerzitien nach Ecône. Ludovic-Marie Barrielle, am 14. August 1897 in der Nähe von Marseille geboren, wurde 1924 zum Priester geweiht und zunächst Pfarrer in einer bevölkerungsreichen Gemeinde bei Marseille. Im Jahr 1940 nahm er an den Exerzitien von Pater Vallet (1883 – 1947) teil. P. Francisco de Paula Vallet war ein spanischer römisch-katholischer Geistlicher und Jesuit. Um die Ignatianischen Exerzitien zu einem schlagkräftigen Instrument der Volksfrömmigkeit zu machen, verkürzte Vallet sie von vier Wochen auf fünf Tage, ohne jedoch die Substanz zu opfern. Aufgrund seiner charismatischen Persönlichkeit und seines rastlosen Engagements gelang es ihm, von 1923 bis 1927 in Katalonien mehr als 12 000 Menschen zur Teilnahme an seinen Exerzitien zu bewegen. Daraus erwuchs ihm die Idee einer Reform der Gesellschaft mittels der Exerzitien. 

Zwei Jahre später (1942) verließ P. Barrielle seine Pfarrei und trat der Gemeinschaft der „Väter von Chabeuil“ bei, deren Hauptaufgabe die unermüdliche Predigt der „Geistlichen Übungen“ war. 1971 ging er nach Ecône, und im folgenden Jahr wurde er der Spiritual des Seminars und trat 1974 in die Priesterbruderschaft St. Pius X. ein. 

Wenn Sie erlauben, zitiere ich einige Sätze aus der Predigt von Erzbischof Marcel Lefebvre, welche er bei der Beerdigung von P. Barrielle am 4. März 1983 in Ecône hielt: 

„... Viele sind seinen Exerzitien viele Male gefolgt. Dann kam das Ereignis des Konzils, dessen Konsequenzen, in gewisser Weise auch dessen Pazifismus, leider aus dieser Ökumene stammten, die nirgendwo mehr Feinde sieht, sondern Brüder, Freunde; keine Feinde mehr, keine Kämpfe mehr! Für Pater Barrielle war es das Niederlegen der Waffen, da es keine Kämpfe mehr gibt. ... Also dachte Pater Barrielle darüber nach und hielt es für besser, einige seiner Mitbrüder zusammenzubringen, die entschlossen waren, den Kampf so energisch fortzusetzen, wie er es immer getan hatte, ohne die Richtung zu ändern, ohne den Eifer und die Großzügigkeit zu ändern. Und so kam er vor zwölf Jahren hierher (nach Ecône), auf der Suche nach einem Zuhause, auf der Suche nach einem Ort, an dem er diese Apostel zusammenbringen konnte, die natürlich auch heute noch so notwendig sind, notwendiger denn je. 

Aber die Vorsehung wollte nicht, dass er seinen Wunsch verwirklichen konnte. Und dann, als er hier lebte, verstand er, dass der liebe Gott ihn bat, diesen apostolischen Geist, den er hatte, diesen Geist des Glaubens, der ihn leitete, an die Menschen in seiner Umgebung und mit denen er lebte weiterzugeben. Und so widmete er sich den Seminaristen, den jungen Priestern, die das Seminar verließen, um ihnen diesen Eifer, diesen Eifer für die Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus einzuflößen, insbesondere durch die Predigt der geistlichen Übungen des hl. Ignatius. Und es muss gesagt werden, dass er einen tiefgreifenden Einfluss auf diese ersten Seminarjahre hatte. Wir schulden ihm großen Dank, weil er den Glauben unserer jungen Priester vertieft hat. Er gab ihnen diesen Eifer für das Predigen. Er gab ihnen diesen Eifer für die Rettung der Seelen. ...“

Was für die Gründungsjahre der Bruderschaft im Seminar in Ecône galt, das gilt bis heute für die Gläubigen der Kapellen der Priesterbruderschaft. Die Exerzitien stärken nicht nur das geistliche Leben und vertiefen den katholischen Glauben, sondern sie sind auch eine große Hilfe bei der Verwirklichung der Ziele der Bruderschaft: die Erneuerung der Kirche durch das Priestertum, und dies ganz konkret durch den Aufruf zur Bekehrung, um ein heiligmäßiges Leben zu führen und dadurch die Gesellschaft zu re-christianisieren. 

Während zunächst vor allem die klassischen Ignatianischen Exerzitien gepredigt wurden, gibt es heute zahlreiche Seminare, Einkehrtage und Themenexerzitien – also ein ganz breites Angebot. Nur: Wofür soll man sich nun entscheiden? 

Die sogenannten thematischen Exerzitien sind nicht eine Alternative oder ein Konkurrenzangebot für die Ignatianischen. 

Die geistlichen Übungen des hl. Ignatius sind gewissermaßen die Frucht seiner eigenen Lebenserfahrung. Sie begannen 1521 auf der Burg seiner Familie in Loyola im spanischen Baskenland, und zwar während Ignatius‘ Genesung und Bekehrung nach der Belagerung von Pamplona. Der heilige Ignatius setzte sie im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Montserrat in Katalonien und in einer Höhle in Manresa nördlich von Barcelona im Jahr 1522 fort, wo die Muttergottes – so will es die Überlieferung – Ignatius erschien und ihm die Themen der Betrachtungen und deren Ordnung offenbarte. Ignatius vervollständigte dann seinen Text 1535 in Paris und bis 1548 in Rom. 

Die Exerzitien wurden jahrhundertelang zur Methode der Gesellschaft Jesu, um die Seele unter den schwierigsten und vielfältigsten Umständen zu bekehren und in den Dienst Gottes zu stellen.

Für den hl. Ignatius sind die „Exerzitien“ nicht einfach eine Methode zur Bekehrung, auch nicht in erster Linie eine psychologische Analyse für die je eigene Lebenswahl, sondern zuerst und vor allem eine Möglichkeit „dazu hin, sich selbst zu überwinden und sein Leben zu ordnen“. Es geht ihm also um die rechte Ordnung, dass der Mensch die ursprüngliche Ordnung (wieder) erkennt: Der Mensch ist von Gott geschaffen, als Bild und Gleichnis Gottes (vgl. Gen 2, 26) und somit auf Gott hin-‚geordnet‘, der die Liebe ist.

Nicht von ungefähr wählt Ignatius den Begriff „exercere – sich einüben“. Geistliche Übungen sind für die Seele das, was physische Übungen für den Körper sind. Wie in einem Fitnessstudio oder einem kardiologischen Rehabilitationszentrum trainieren die Teilnehmer unter der Anleitung eines Trainers nach bewährten Methoden und verschiedenen Übungen, um Ausdauer und Leistungsfähigkeit zu entwickeln. Und so üben sich die Teilnehmer in Ignatianischen Exerzitien mit der Hilfe von Priestern, um Gott zu suchen und zu finden. 

Die Geistlichen Übungen des hl. Ignatius von Loyola dauern in ihrer Vollform 30 Tage in vier Etappen (Wochen), welche nacheinander der Sünde und der Abkehr von der Sünde, der Nachfolge Jesu, seinem Leiden und Sterben und schließlich seiner Auferstehung gewidmet sind. Neben der täglichen Teilnahme an der hl. Messe und zwei Zeiten der Gewissenserforschung erwartet Ignatius von den Teilnehmern an seinen Exerzitien täglich vier bis fünf Stunden Betrachtung der Evangelien. Die Exerzitien finden im Schweigen statt. Bereits Ignatius praktizierte neben der genannten Grundform auch die kürzeren Exerzitien von einer Woche und längere Exerzitien von mehreren Monaten, in denen die Teilnehmer ihren normalen Geschäften nachgehen und täglich eine Zeit dem Gebet widmen. 

Es ist also nach wie vor sinnvoll und empfehlenswert, zuerst ein- bis zweimal einen fünftägigen Kurs nach der Methode des hl. Ignatius zu besuchen. Die Erfahrung aber zeigt, dass bei der gestressten, überreizten und sensiblen Natur des heutigen Menschen sogenannte «Thematische Exerzitien» durchaus und effektiv auf dem geistlichen Weg weiterhelfen können. Zu den grossen Themen der christlichen Spiritualität – Dreifaltigkeit, Jesus Christus, Maria, Heilige, Glaubens- und Tugendleben – werden zwei bis drei Vorträge täglich angeboten, wobei viel Zeit bleibt zum persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet und zur Betrachtung.

Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, um Exerzitien zu machen? 

Gute Frage! Es werden ja mittlerweile bereits in unseren Schulen und Internaten kurze Einkehrtage angeboten. Aber spätestens nach der Berufsausbildung bzw. nach dem Abitur sollte ein junger Mensch ignatianische Exerzitien machen, und zwar in erster Linie, um Ordnung in sein Leben zu bringen. Für den hl. Ignatius gehört zur Lebensordnung auch die Wahl, also die richtige Entscheidung für das neue, geordnete, christliche Leben. Es mag sein, dass dies in den Anfängen der Exerzitien-Predigt in unseren Häusern zu wörtlich genommen und der Erfolg der Exerzitien an der Zahl der Ordensberufungen gemessen wurde. Nein, darum geht es nicht. Zudem ist ein junger Mensch heute viel zu fragil und unbeständig, als dass er normalerweise innerhalb von wenigen Tagen sein ganzes zukünftiges Leben erfassen könnte.  Aber auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahme. 

Es ist erfreulich, dass immer mehr eifrige Gläubige merken, dass sie regelmäßig Exerzitien brauchen, sei es, dass sie (alle zwei Jahre) einen ignatianische Exerzitienkurs besuchen, sei es, dass sie abwechslungsweise thematischen und ignatianischen Exerzitien folgen. 

Manche Gläubige kommen Jahrzehnte in die Messzentren der Priesterbruderschaft, haben aber noch nie an Exerzitien teilgenommen. Was möchten Sie denen gerne sagen? 

„Kommt und seht!“, sagt der Herr zu den ersten Jüngern, die nach ihm fragen (vgl. Jo 1, 38ff). Um zu sehen und zu erfahren, muss man kommen, um aber zu kommen, muss dafür Interesse geweckt werden. Wenn Gläubige jahrzehntelang und regelmäßig den Glauben praktizieren, aber nie sich Zeit nehmen für geistliche Einkehrtage oder Exerzitien, dann doch wohl eher, weil sie niemand darauf aufmerksam gemacht und ihr Interesse geweckt hat. Diese Mitarbeit (oder Zeugnis, wie die Hl. Schrift sagt) des Christen ist ganz wesentlich. Als die Menge, die der Predigt des Herrn folgte und seit drei Tagen nichts gegessen hatte, genügte es dem Heiland nicht, dass die Jünger das sichtlich bewegt zur Kenntnis nahmen. „Gebt doch ihr ihnen zu essen!“  (Mk 6, 37) – Zeugnis ablegen und apostolisch wirken gehören mit zur Lebensbesserung und den Vorsätzen nach den Exerzitien. Es wäre wirklich schade, wenn junge Menschen aus Angst vor einer Lebenswahl bewusst keine Exerzitien machen, kann doch von einer solchen Woche das zeitliche und ewige Heil abhängen. 

Natürlich gibt es Gründe, nicht an Exerzitien teilzunehmen: physische und seelische Erkrankungen, Einschränkungen im Alter, familiäre Abhängigkeiten usw.  Aber ohne vernünftigen Grund dieses so wertvolle und von vielen Päpsten und Heiligen empfohlene geistliche Angebot auszuschlagen, das ist schade und dumm und lebensgefährlich! Gibt es Menschen, die einen Sechser im Lotto haben und das Geld nicht abholen? Jeder Bauer pflügt seinen Acker, jeder Hobbygärtner bemüht sich gegen das Unkraut. 

Vielleicht aber – und das scheint mir der eigentliche Grund für diese geistliche Nachlässigkeit zu sein – fehlen diesen Gläubigen Seelsorger, die sie wirklich kennen und führen und bemüht sind, die ihnen Anvertrauten auf dem Weg des Heiles weiterzuführen, himmelwärts. Da müssen wir Priester uns wohl an die eigene Brust schlagen.

Sie selbst bieten die Exerzitien „Gott in uns“ und „Das christliche Leben“ an. Was ist die Besonderheit dieser Exerzitien? 

Das Angebot an thematischen Exerzitien ist in den letzten Jahren stark gewachsen, insbesondere im Deutschen Distrikt. Da kann es schon vorkommen, dass vor lauter Bäumen der Wald übersehen wird, wie wir auf alemannisch sagen. 

In einer geistig-religiösen Krise ist es entscheidend, sich auf die Wurzeln zu besinnen, und das ist für uns Jesus Christus, seine Menschwerdung und Erlösung. Im sogenannten Jubelruf Christi (vgl. Lk 10,21-22) sagt der Herr: „Niemand erkennt, wer der Vater ist, als nur der Sohn, und wem der Sohn es offenbaren will.“ Wir müssen Christi Wort aus den Abschiedsreden wieder ernster nehmen: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich.“ (Jo 14,6)

Aus dem Leben der Mutter von Erzbischof Marcel Lefebvre ist eine Anekdote überliefert. Ihr Seelenführer machte sie aufmerksam auf das Geheimnis der Einwohnung der allerheiligsten Dreifaltigkeit in der Seele des Getauften. Und Frau Lefebvre soll gesagt haben, wie schade es sei, dass die Gläubigen nicht mehr auf dieses große Geheimnis der Teilhabe an der göttlichen Natur (1 Petr 1,4) aufmerksam gemacht werden. 

Das Besondere an den trinitarischen und den christozentrischen Exerzitien ist das Unspektakuläre: Jesus Christus hat uns seinen Vater offenbart, und Gott hat seinen eigenen Sohn „für uns alle dahingegeben“. Und der hl. Paulus fügt staunend hinzu: „Wird er uns mit Ihm nicht alles schenken“ (vgl. Röm 8,32). Um dieses unbegreifliche Geheimnis immer tiefer zu erfassen, lohnen sich fünftägige Exerzitien allemal. 

Was sind denn die besonderen Früchte der Exerzitien? 

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, sagt Antoine de Saint-Exupéry in „Der kleine Prinz“. Gott allein kennt die Früchte der Gnade, welche die Teilnehmer erfahren. Diese werden durch Exerzitien nicht nur kurzfristig, sondern oft auch über Jahre hinweg geprägt.

Es war immer schon Brauch, dass die Teilnehmer am Ende der Exerzitien ihre „Eindrücke“ mündlich oder schriftlich festhalten. Neben ein paar wenigen negativen Punkten – zu wenig zum Essen, schlechtes Wetter, zu lange Vorträge – überwiegen doch immer die geistliche Erneuerung und die Vertiefung des Glaubens. Die Exerzitien geben aber auch Klarheit und Orientierung im Leben, sie geben Kraft für das Leben in der Welt, verschärfen die Erkenntnis der Sünde und des Hauptfehlers und das Verständnis für ein geordnetes Gebetsleben. Für viele sind die konkret und schriftlich gefassten Vorsätze zur Lebensbesserung eine große Hilfe für ihre Beharrlichkeit, auf dem gewählten Weg voranzuschreiten. 

Exerzitien eignen sich auch, um sich wichtige Fragen oder Entscheidungen vorzulegen. Sie selbst sollen während der Exerzitien den Entschluss gefasst haben, Priester zu werden. 

Nein, das ist so nicht ganz richtig. Ich verspürte schon viel früher den Wunsch, Priester zu werden, und deshalb durfte ich auch ein altsprachliches Gymnasium besuchen. Als ich mit gut 17 Jahren an den ersten deutschsprachigen Exerzitien, welche die Priesterbruderschaft anbot, teilnahm, waren wir einfach begeistert von der Klarheit und Schönheit der Glaubenswahrheiten. Ich persönlich war beeindruckt von den Vorträgen über das Leben Jesu und besonders der Apologetik, also der argumentativen Darlegung, dass der christliche Glaube der Vernunft nicht widerspricht, sondern erklärt und begründet werden kann. Der damals neugeweihte Pater Franz Schmidberger verstand es ausgezeichnet, für ein frohes und sicheres Glaubensleben zu begeistern. Die ignatianischen Exerzitien waren für mich eine starke Motivation, in einer chaotischen gymnasialen Umgebung stolz und selbstbewusst zu sein, den katholischen Glauben zu kennen.

Wieso sind gerade Exerzitien der richtige Rahmen, um wichtige Entscheidungen zu treffen?

Vielleicht ist das ja ein unbewusster Grund, warum Jugendliche sich schwertun, an ignatianischen Exerzitien teilzunehmen, die Angst sich (für Gott) entscheiden zu müssen?

Sicher aber bieten das Abschalten vom Alltag, die Atmosphäre der Abgeschiedenheit, der Stille und des Gebetes einen idealen Rahmen, um den großen Fragen des Lebens – meines Lebens! – auf den Grund zu gehen. Endlich kann sich der Mensch mit dem beschäftigen, worum es geht, mit dem „einen Notwendigen“ (vgl. Lk 10,42): Gott und meine Seele. 

Auch Marc Julen, ein junger Mann aus der Schweiz, der vor kurzem verstorben ist, hat während der Exerzitien eine schwere Entscheidung getroffen. Was ist seine Geschichte? 

Seine Geschichte ist in dem kleinen Buch aufgeschrieben, das im vergangenen Oktober im Sarto-Verlag unter dem Titel erschienen ist, „Marc, du bist in Gottes Hand.“ Prof. Wolfgang Koch schreibt in seiner Buch-Rezension für die Kirchliche Umschau: „Man muss es lesen und verschenken! Zugleich bezeugt diese Lebensskizze die seelsorgliche Kraft des Priestertums sowie aller bewährter Hilfsmittel der Kirche und dokumentiert weitere Zeugnisse.“ Das macht das Zeugnis von Marc Julen für die heutige Zeit bedeutungsvoll und für junge Menschen faszinierend: Die gewöhnlichen Mittel der Gnade, also die Sakramente und die hl. Messe, das Gebet, die Verehrung der Muttergottes und der Heiligen, die Exerzitien, sie alle genügen auch heute noch, um in einer bösen Zeit ein christliches Leben zu führen, das in der ewigen Anschauung Gottes enden wird.

Das Buch berichtet von Marcs Lebenskampf, seinem Reifen und seinem Glaubenszeugnis. Es zeigt vor allem, was ein junger Mensch, krank und dem Tode geweiht, wirken kann, wenn er „das wichtigste Geschäft“ erkannt hat, wie Marc es nannte. Es ist das „Prinzip und Fundament“ der ignatianischen Exerzitien: „Der Mensch ist geschaffen dazu hin, Gott unseren Herrn zu loben, Ihn zu verehren und Ihm zu dienen, und so seine Seele zu retten“ (Die Exerzitien, 23).

Im Kapitel Eine Neue Welt tut sich auf" erfährt der Leser die Bedeutung der Geistlichen Übungen des hl. Ignatius für den 19-jährigen Marc. 

„In der Osterwoche 2018 nahm Marc an den sogenannten Ignatianischen Exerzitien in Zaitzkofen teil, die von Pater Franz Schmidberger geleitet und gepredigt wurden... Diese fünf Tage der geistlichen Einkehr und der Besinnung werden für Marc zum wichtigsten Schlüsselerlebnis in seinem Leben; es ist ein Quantensprung, der sein ganzes Leben zutiefst verändern wird. Er ist so begeistert und enthusiastisch, dass er in Ton und Gestik von P. Schmidberger seiner Familie und Freunden die Vorträge aus den Exerzitien in Zaitzkofen wiedergibt. Im Übereifer will er allen seine tiefe Freude über den (neu) gefundenen Glauben an Jesus Christus mitteilen. Dass er bei seinen Cousins und Cousinen mehrheitlich nur auf Unverständnis stößt, erfüllt ihn mit Schmerz und Enttäuschung. Von einer neuen Kraft erfüllt, schreibt er Leserbriefe und macht auf die Verirrungen in der Kirche aufmerksam; er ist entsetzt über die Glaubenslosigkeit einiger seiner Schulkollegen, die ohne Glauben und Ehrfurcht gedanken- und respektlos in Zermatt die Eucharistie empfangen. Er ist ein eifriger Laien- und Jugendapostel, aber spürt doch tief im Herzen, dass sein Wunsch, Priester zu werden, wahrscheinlich nie in Erfüllung gehen wird.“ 

Gibt es Dinge, die man beachten sollte, bevor man sich zu Exerzitien anmeldet? 

Wer regelmäßig religiös praktiziert und zum ersten Mal Exerzitien machen will, sollte dies unbedingt mit einem Priester besprechen. Dieser kann am besten sagen, ob und welche Übungen geeignet sind. Denn Exerzitien können emotional und geistig intensiv sein. Personen mit ernsthaften psychischen Belastungen sollten dies im Vorfeld absprechen, um sicherzustellen, dass die Exerzitien hilfreich und nicht erdrückend sind. Falls gesundheitlich notwendig, sollte man die eigene Belastungsgrenze berücksichtigen und auch während der Exerzitien ausreichend Ruhepausen einlegen.

Ist jemand absolut neu im religiösen Leben und möchte sich für einen Exerzitienkurs einschreiben, so sollte wenigstens ein guter Freund oder Bekannter erklären, was auf ihn „zukommt“: Stillschweigen, Beten und Essen in der Gemeinschaft, getaktetes Tagesprogramm, Vorträge und Betrachtung, Beichte und tägliche heilige Messe, Verzicht auf elektronische Mittel und Kommunikation mit der Welt. Der gute Wille, ein offenes und bereites Herz, die geistliche Atmosphäre und vor allem die helfende Gnade Gottes werden die Exerzitien zu einem fruchtbaren geistlichen Erlebnis werden lassen. 

Was benötigt man für Exerzitien? 

Mit der Bestätigung der Anmeldung erhält der Interessent ein Schreiben mit allen nötigen Angaben, welche persönlichen Sachen und Bücher mitgebracht werden sollen. Es gibt auch den Hinweis, die Exerzitien mit einer Gebetsnovene vorzubereiten. Die wichtigste Mitgift ist ein offenes Herz und die Bereitschaft, sich von der Gnade und dem Hl. Geist führen zu lassen, dann werden die Tage in der Stille wegweisend und gnadenreich. 

Was wünschen Sie sich ganz persönlich für das Exerzitienwerk? 

Ach, Wünsche habe ich ganz viele. Aber ob Sie mir diese erfüllen können?

Ich wünschte mir, dass die zahlreichen Gläubigen, von den Sie gesprochen und die noch nie an Exerzitien teilgenommen haben, sich im neuen Jahr entschließen können, einem Exerzitienkurs zu folgen. Wir haben in den deutschsprachigen Distrikten wunderbare Exerzitienhäuser, in schönster Natur gelegen, dass ich jetzt schon versprechen kann: es wird niemanden reuen, dieses geistliche Angebot genutzt zu haben. 

Und ich wünschte mir, dass alle Exerzitienteilnehmer, Männer und Frauen, in der Welt und zu Hause ein positives Zeugnis ablegen, damit die Früchte der Exerzitien weit über den Einzelnen hinausstrahlen. Die gestärkten Gläubigen sollen ihre Familien, Gemeinden und das gesellschaftliche Umfeld positiv beeinflussen, ein gutes Beispiel geben für den katholischen Glauben und als Leuchttürme inmitten einer oft gottfernen Welt wirken. Es ist mein Wunsch, dass sie in ihrer Umgebung, bei Freunden und Bekannten, Werbung machen für die Exerzitien. Wer weiß, vielleicht kommt schon bald eine Zeit, wo sie nicht mehr möglich sein werden. 

Und last but not least wünsche ich, dass alle Gläubigen nach den Exerzitien gute Hirten finden, Seelsorger, die sie auf dem Weg zu Gott weiterführen und ihnen helfen, im täglichen Leben ein innerliches, religiöses und christliches Leben zu führen.