Das Bittgebet – Einige Katechismuswahrheiten

Quelle: FSSPX.Spiritualité / FSSSX.Spirituality

Es sage niemand: „Mein Gebet nützt nichts.“ Das Gebet eines jeden Menschen nützt, weil der liebe Gott dem Betenden die Erhörung verheißen hat. Christus verspricht: „Alles, um was immer ihr im Gebet mit Glauben bitten werdet, das werdet ihr erhalten“ (Matt. 21,22). Und: „Bitte, so wird euch gegeben werden.“ (Matt. 7,7). Durch das Gebet wird also der Mensch gleichsam „allmächtig“. (Hl. Johannes Chrysostomus)

Das Gebet ist der Schlüssel zu allen Schätzen der göttlichen Güte.

(Hl. Augustinus) 

Sowie man von Menschen alles durch Geld erhalten kann, so von Gott alles durch Gebet. Wer sich also in der Not befindet, soll zu Gott um Hilfe rufen. Tut er es nicht, so darf er nicht klagen über sein Elend, sondern vielmehr über seine Faulheit und Torheit. Man kann sich über einen solchen Menschen geradeso erbittern, wie über einen Bettler, der vor Kälte zittert und vor Hunger schmachtet und trotzdem nicht zu dem reichen Herrn geht, der ihm Hilfe versprochen hat. 

Bet‘ in Gefahr zu Gott, er hilft dir in der Not.

So taten es die Apostel am Schifflein zur Zeit des Seesturmes und es wurde ihnen geholfen. Gott erhört nicht immer sogleich unser Gebet. Man muss an die Türe dieses großen Herrn öfters anklopfen, bis sie sich öffnet.

Die hl. Monika musste 18 Jahre um die Bekehrung ihres Sohnes bitten. Gott läßt uns deswegen lange bitten, damit wir zeigen, ob wir unsere Bitten ernst meinen und damit wir dann die empfangenen Gnaden umso mehr in Ehren halten. Wer gleich vom Gebet abläßt, wenn sein Gebet nicht sofort erhört wird, der zeigt, daß es ihm nicht ernst ist. Wem es aber ernst ist, der bittet um so eifriger, je länger Gott die Erhörung seiner Bitte hinausschiebt. 

So tat es der Blinde am Wege nach Jericho. Je weniger Christus seine Worte zu berücksichtigen schien, um so heftiger schrie er: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ (Luk 18,35)

Das Gebet gleicht oft einem Samen, der lange schlummert, aber nach Jahren aufgeht und Frucht bring.

(Alban Stolz).

Manchmal aber erhört Gott unser Gebet nicht, weil er uns das nicht geben will, was uns schaden könnte.

Gott gleicht einem Arzt, der aus Liebe dem Kranken das nicht erlaubt, was diesem schaden könnte. Wer das Übel anwenden würde, was er durch das Gebet erlangen will, der empfängt solches nicht, weil sich Gott seiner vielmehr erbarmt. Die hl. Monika bat den lieben Gott inbrünstig, er möge die Seereise ihres Sohnes Augustinus nach Italien verhindern. Doch sie wurde nicht erhört. Warum? Weil gerade der Aufenthalt in Italien für Augustinus gut war. Denn die Predigten des hl. Bischofs Ambrosius zu Mailand sollten ihn auf bessere Wege bringen. Daher sagt der hl. Augustinus später selbst: „O Herr, du hast meiner Mutter ihren Wunsch damals nicht erfüllt, um ihr das zu gewähren, um was sie dich jederzeit gebeten hat.“ 

Gott erhört manche Menschen auch deswegen nicht, weil sie der Erhörung unwürdig sind, da sie ohne Andacht und ohne Vertrauen (Jak. 1,7) beten. Oder sich im Zustand der schweren Sünde befinden und ihre schlechten Neigungen nicht ablegen wollten.  (Joh 9,13)

Manche werden nicht erhört, weil sie nicht beharrlich beten, ihnen also die Erreichung der verlangten Sache nicht ernst ist. 

Doch umsonst betet niemand. „Wenn Gott auch nicht das Verlangte gibt, so gibt er gewiß etwas anderes und noch besseres.“ (Hl. Johannes Chrysostomus).

Gott macht es wie ein Vater, der dem Kind, das immerfort ein Messer haben will, einen schönen Apfel gibt, damit es sich beruhigt. Gott kann überschwenglich mehr geben, als wir bitten oder verstehen. (Eph. 3,20).

In allen Fällen muß sich der Betende auch Mühe geben, das durch seine natürlichen Kräfte zu erreichen, um was er Gott bittet. 

Gott hilft nur dem, der sich auch selbst zu helfen sucht. Gott unterstützt nicht die Trägen. Wer würde es nicht für eine Verachtung ansehen, wenn uns ein Mensch, der hingefallen ist und ganz leicht aufstehen kann, bitten würde, man soll ihm wieder auf die Beine helfen. Ganz so ist es hier. Sucht also z.B. ein Arbeitsloser einen Posten, so soll er nicht nur bei Gott um Hilfe bitten, sondern sich auch um Arbeit bewerben. Gott wird dann seine Bemühung segnen, damit sie vom Erfolgt begleitet sei.

Um was sollen wir beten?

Wir sollen Gott um recht vieles und um recht großes bitten, also nicht so sehr um vergängliche, als vielmehr um ewige Güter.

Bitte um die Herrlichkeit des Himmels und um jene Dinge, die dir dazu verhelfen. Wer etwas anderes begehrt, der begehrt nichts. (Hl. Augustinus)

Insbesondere sollen wir Gott um solche Dinge bitten, die zu seiner Ehre und unserem Seelenheil gereichen; keineswegs aber um solche Dinge, die nur dazu dienen, unsere irdischen Neigungen zu befriedigen.

Den Betenden gelten die Worte Christi „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zugegeben werden.“ (Matt. 6,33)

Wer also um die ewigen Güter bittet, bekommt die irdischen dazu.

Salomon flehte um Weisheit, um sein Volk gut zu regieren; Gott gab ihm Weisheit und noch dazu irdische Güter im Überfluß. (3 Kön. 3).

Wir dürfen Gott nie um solche Dinge bitten, die nur dazu dienen, unsere irdischen Neigungen zu befriedigen; denn solche Bitten erhört Gott nicht. (Jak 4,3). Manche bitten Gott um Reichtum, Ehre usw. „Sie suchen nicht die Ehre Gottes, sondern ihre sinnlichen Freuden: sie würdigen Gott, den Herrn, zum Diener herab, zum Diener ihrer Begierlichkeit, ihrer Hoffart, ihres Geizes und ihres wollüstigen Lebens. Wie soll da Gott erhören?“ (Hl. Augustinus)

„Wir sollen nie bitten, daß jener Wille geschehe, den unser Fleisch in uns erweckt, sondern daß jener Wille geschehe, der vom Heiligen Geist herkommt.“ (Leo der Große)

Gut beten erlernt man durch Übung. Durch Beten lernt man beten. Auch hier gilt der Spruch: „Übung macht den Meister.“ Je öfter jemand betet, um so lieber wird ihm das Gebet. Je seltener jemand betet, um so langweiliger und nutzloser kommt ihm das Gebet vor.

Fasten und Almosengeben sind die beiden Flügel des Gebets.

(St. Augustinus).